Misereor mahnt gerechte Verteilung von Impfstoffen an

In Sorge um die ärmeren Staaten

Vor dem zweiten internationalen Corona-Gipfel fordert das katholische Entwicklungshilfswerk Misereor verstärkte Anstrengungen für eine gerechtere Impfstoffverteilung. Das internationale Ziel dürfe nicht verfehlt werden.

Symbolbild Impfung / © Moritz Frankenberg (dpa)
Symbolbild Impfung / © Moritz Frankenberg ( dpa )
Pirmin Spiegel / © Julia Steinbrecht (KNA)
Pirmin Spiegel / © Julia Steinbrecht ( KNA )

"Der Gipfel muss ein Erfolg werden, damit das internationale Ziel, bis Mitte dieses Jahres 70 Prozent der jeweils eigenen Bevölkerung gegen Covid-19 zu impfen, nicht in vielen Ländern, insbesondere in Afrika, verfehlt wird", erklärte Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel am Mittwoch in Aachen. "Es ist ein Skandal, dass afrikanische Staaten erst 38 Prozent der benötigten Impfstoffmengen erhalten haben, die notwendig wären, um das genannte Ziel zu erfüllen."

Impfstoff allein reiche nicht

Bischöfliches Hilfswerk Misereor

Misereor ist das weltweit größte kirchliche Entwicklungshilfswerk. Es wurde 1958 von den katholischen Bischöfen in Deutschland auf Vorschlag des damaligen Kölner Kardinals Josef Frings als Aktion gegen Hunger und Krankheit in der Welt gegründet.

Der Name bezieht sich auf das im Markus-Evangelium überlieferte Jesuswort "Misereor super turbam" (Ich erbarme mich des Volkes). Sitz des Hilfswerks ist Aachen.

Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor in einem Schaufenster / © Julia Steinbrecht (KNA)
Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor in einem Schaufenster / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Angesichts der anhaltenden Corona-Krise haben die USA für Donnerstag ein virtuelles Gipfeltreffen im Kampf gegen die Pandemie angekündigt. Das Treffen wird unter anderem von den USA und Deutschland als derzeitigem G7-Vorsitzenden sowie dem G20-Vorsitzenden Indonesien geleitet.

Tilman Rüppel vom Würzburger Institut für Gesundheit weltweit "medmissio" erklärte, im weltweiten Kampf gegen Covid-19 sei mehr als Impfstoff nötig. Wichtige Medikamente wie das vom US-Hersteller Pfizer produzierte Präparat Paxlovid, das die Virusvermehrung im Körper hemmt, seien nicht in global ausreichendem Umfang verfügbar. "Wir teilen die Sorge der Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass reiche Nationen die begrenzten Mengen dieses Medikaments aufkaufen und ärmere Staaten leer ausgehen werden", so Rüppel. Dringend müsse zudem die Lücke bei der Finanzierung des weltweit wichtigsten Instruments zur Pandemiebekämpfung (ACT-A) in Höhe von fast 15 Milliarden US-Dollar geschlossen werden.

Verbesserung der Zugänge zu Impfung und Tests

ACT-A soll dazu beitragen, dass Instrumente gegen Covid-19 schneller entwickelt und allen Ländern auf gerechte Weise zur Verfügung gestellt werden. Während Norwegen und Deutschland ihren von ACT-A ermittelten Beitrag bereits erfüllt haben, liegen große G7-Mitgliedsstaaten wie das Vereinigte Königreich, die USA oder Japan bei weniger als der Hälfte des zu leistenden Anteils.

Spiegel forderte den Gipfel auf, dafür zu sorgen, dass der weltweite Zugang zu Tests, Impfstoffen und Medikamenten gegen Covid-19 verbessert werde. Die Regierungen sollten den US-Hersteller Pfizer zu Preistransparenz beim Verkauf des Medikaments Paxlovid verpflichten und ihn auffordern, in mehr Ländern die Herstellung von Generika zu ermöglichen. Dabei handelt es sich um Arzneimittel, deren Patentschutz aufgehoben ist, und die in der Regel preisgünstiger sind als Originalpräparate.

Quelle:
KNA
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