Misereor lobt Umwelt-Beschluss der Bischöfe Ozeaniens

"Ein beeindruckendes und wichtiges Papier"

Unter dem Motto "Rettet das Meer, um Mutter Erde zu retten!" hat die Bischofskonferenz Ozeaniens auf den Fidschi-Inseln getagt und eine Erklärung verabschiedet. Pirmin Spiegel von Misereror schildert seine Eindrücke.

Tivua-Insel, Fidschi-Inseln / © Ignacio Moya Coronado (shutterstock)
Tivua-Insel, Fidschi-Inseln / © Ignacio Moya Coronado ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Sie waren bei der Bischofskonferenz in Suva mit dabei, der Hauptstadt der Fidschi-Inseln. Wenn wir Fidschi hören, dann haben die meisten hier bei uns erst mal Bilder traumhafter Natur im Kopf. Wie haben Sie das erlebt?

Pirmin Spiegel / © Harald Oppitz (KNA)
Pirmin Spiegel / © Harald Oppitz ( KNA )

Pirmin Spiegel (Hauptgeschäftsführer des katholischen Hilfswerks Misereor): Ja, traumhafte Natur, menschliche und ökologische Vielfalt, Biodiversität und Reichtum. Mich hat das sehr beeindruckt. Außerdem produzieren die Ozeane mehr Sauerstoff als die Amazonasregion. Ich wusste das zwar, aber vor Ort ist mir das noch mal neu deutlich geworden.

DOMRADIO.DE: Der Klimawandel ist längst im Gang, die Meeresspiegel steigen. Haben Sie das jetzt konkret gesehen und erlebt bei Ihrem Besuch?

Spiegel: Die Föderation der pazifischen Bischofskonferenzen hat den ersten Teil ihrer Vollversammlung an verschiedenen Orten abgehalten. Einer dieser Orte war ein Friedhof, der wegen der Erosionen von Meerwasser überschwemmt wurde. Wir haben mit Angehörigen gesprochen, deren Ahnen dort beerdigt wurden und nun von Meerwasser überschwemmt sind.

Pirmin Spiegel (Hauptgeschäftsführer des katholischen Hilfswerks Misereor):

"Wir haben mit Angehörigen gesprochen, deren Ahnen dort beerdigt wurden und nun von Meerwasser überschwemmt sind."

Mich hat das sehr bewegt, weil da noch mal ganz konkret deutlich wurde, dass der Meeresspiegel ansteigt und dass die Erosionen immer mehr fruchtbare Erde wegfressen und sogar Friedhöfe überschwemmen. Anfangs besuchte die Bischofskonferenz somit Orte der Zerstörung und Orte, an denen der Klimawandel sehr deutliche Spuren hinterlässt.

DOMRADIO.DE: Ganze Inseln werden in absehbarer Zeit untergehen. Das ist eigentlich ziemlich klar. Wie reagiert die Regierung?

Spiegel: Die Pazifikregion umfasst etwa ein Drittel des gesamten Planeten. Wir hatten an einem Abend Besuch vom Premierminister von Fidschi, der erst seit wenigen Monaten im Amt ist. Und er hat sehr deutlich von der Gesundheit der Meere gesprochen, vom Schrei der Ozeane und der Beziehung zum Meer. Das macht Hoffnung, dass die Perspektive dort ganz klar ist. Es ist eine ökologische Änderung und Umkehr notwendig.

DOMRADIO.DE: Inwieweit haben denn die Bischöfe diese prekäre Lage jetzt aufgegriffen?

Spiegel: Die Bischöfe haben am Ende des Treffens am Freitagnachmittag eine Erklärung zum Ozean verabschiedet, eine sehr wichtige Botschaft, in der sie sich gegen die Ausbeutung ihrer gemeinsamen Heimat Ozean stellen.

Die Bischöfe sprechen in diesem Papier von einer ökologischen Verantwortung und von Klimagerechtigkeit. Sie setzen sich für eine kulturelle Selbstbestimmung der Menschen ein. Ein beeindruckendes und wichtiges Papier, das unbedingt in unsere Dialoge und Diskurse über Klimagerechtigkeit Eingang finden sollte.

DOMRADIO.DE: Stehen da auch konkrete Beschlüsse drin? Denn es muss ja jetzt ganz dringend was passieren.

Spiegel: Mich hat die Bildsprache in den Beschlüssen bewegt. Die Bischöfe sprechen da von giftigen Fäden, die Schäden an Mensch und Ozean anrichten und für die Verschmutzung und Versauerung der Meere und Flüsse sorgen. Schon in den letzten Jahren haben sie sich teils erfolgreich dem Tiefseebergbau entgegengestellt und wollen sich auch weiterhin bei den Regierungen dafür einsetzen.

Pirmin Spiegel (Hauptgeschäftsführer des katholischen Hilfswerks Misereor):

"Aus der Perspektive einer indigenen Spiritualität heraus, sehen sie das Meer nicht nur als Objekt, sondern sind mit dem Meer im Gespräch und können über das Meer und die Ozeane die Zeichen der Zeit erkennen."

Die Bischöfe sprechen sich zudem stark dafür aus, kulturelle Traditionen und die Weisheit der indigenen Völker in die Lösungsfindung in der Polykrise zu integrieren. Aus der Perspektive einer indigenen Spiritualität heraus, sehen sie das Meer nicht nur als Objekt, sondern sind mit dem Meer im Gespräch und können über das Meer und die Ozeane die Zeichen der Zeit erkennen. Das fand ich sehr bewegend und sehr beeindruckend.

DOMRADIO.DE: Was haben Sie persönlich von diesen Tagen auf den Fidschi-Inseln mitgebracht?

Spiegel: Papst Franziskus hat vom Schrei der Armen, Vulnerablen und vom Schrei der Erde geredet. Ich habe gelernt, auch den Schrei der Ozeane zu vernehmen. Hier wurde noch einmal deutlich, wie ganzheitlich die Menschen vor Ort mit diesem lebendigen Planeten umgehen und dass sie die Expertinnen und Experten sind, deren Stimmen wesentlich sind.

Wenn sie zum Beispiel einen Fisch fangen, können sie seine Lebensumstände ziemlich genau bestimmen. Es findet eine Identifikation und Kommunikation statt, die es ihnen ermöglicht, die Zeichen des Meeres zu deuten. Und auf genau diese Expertinnen und Experten sollten wir hören.

Das Interview führte Hilde Regeniter.

Bischöfe Ozeaniens wollen "Theologie des Pazifiks" entwerfen

Zum Abschluss der Ozeanien-Etappe der katholischen Weltsynode haben die beteiligten Bischöfe und Laien ein positives Fazit gezogen. Man wolle nach der Tagung in Fidschis Hauptstadt Suva sicherstellen, dass in dem Prozess "weiterhin eine unverwechselbare ozeanische Stimme erklingt", hieß es in einem Bericht der Australischen Bischofskonferenz.

Ein entsprechendes Dokument des Verbands der katholischen Bischofskonferenzen Ozeaniens (FCBCO) werde in den nächsten Wochen veröffentlicht. Es gehe darum, eine "Theologie des Pazifiks" zu entwerfen.

Besonders die Fidschi-Inseln gelten als existenziell vom Klimawandel bedroht. Ganze Landstriche und Dörfer könnten aufgrund des steigenden Meeresspiegels von Meerwasser überschwemmt werden. / © Ignacio Moya Coronado (shutterstock)
Besonders die Fidschi-Inseln gelten als existenziell vom Klimawandel bedroht. Ganze Landstriche und Dörfer könnten aufgrund des steigenden Meeresspiegels von Meerwasser überschwemmt werden. / © Ignacio Moya Coronado ( shutterstock )
Quelle:
DR