Misereor empfiehlt Biodiversität gegen Klimawandel

Modell auf dem Vormarsch

Das Bischöfliche Hilfswerk Misereor wirbt für ökologische und diverse Landwirtschaft als eine weltweite Alternative. Auch wenn sie zwar weniger produktiv als etwa Monokulturen sei und vom Staat noch weniger gefördert werde.

Eine ältere Frau erntet die Früchte der Kaffeepflanze in der Gemeinde El Tambo im südlichen Hochland Kolumbiens / © Alexander Brüggemann (KNA)
Eine ältere Frau erntet die Früchte der Kaffeepflanze in der Gemeinde El Tambo im südlichen Hochland Kolumbiens / © Alexander Brüggemann ( KNA )

Das sagte Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Bogota. Dennoch sehe er das Modell weltweit insgesamt "auf dem Vormarsch – in kleinem Maßstab zwar, aber stetig".

Mit Blick auf Kolumbien, das Beispielland der diesjährigen Misereor-Kampagne, sagte Spiegel, Menschenrechtler und Soziologen berichteten über viele gesellschaftliche Vorteile, die Vielfalt und Nachhaltigkeit im Landbau auch jenseits der reinen Produktivität böten. Das meiste der Erzeugnisse lande direkt lokal auf dem Teller. Auch bremsten Biodiversität und alternative Bodenkultur die Erderwärmung.

Pirmin Spiegel / © Klaus Mellenthin (MISEREOR)
Pirmin Spiegel / © Klaus Mellenthin ( MISEREOR )

Anpassung an widrige Bedingungen

Die katholische Kirche im Südwesten Kolumbiens berät Kleinbauernfamilien, die in der strukturschwachen Hochlandregion nur ein halbes bis zwei Hektar Land bewirtschaften können, in Fragen des ökologischen Landbaus. Inzwischen gelinge es immer besser, sich den widrigen Bedingungen wie ausbleibendem Regen oder bislang unbekannten Pilzkrankheiten anzupassen, berichten Betroffene. Misereor-Geschäftsführer Spiegel warnte jedoch, wo das nicht gelingt, sei auch Migration Richtung Westen und in die Städte eine Folge.

Bischöfliches Hilfswerk Misereor

Misereor ist das weltweit größte kirchliche Entwicklungshilfswerk. Es wurde 1958 von den katholischen Bischöfen in Deutschland auf Vorschlag des damaligen Kölner Kardinals Josef Frings als Aktion gegen Hunger und Krankheit in der Welt gegründet.

Der Name bezieht sich auf das im Markus-Evangelium überlieferte Jesuswort "Misereor super turbam" (Ich erbarme mich des Volkes). Sitz des Hilfswerks ist Aachen.

Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor in einem Schaufenster / © Julia Steinbrecht (KNA)
Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor in einem Schaufenster / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Richtungsweisende Spiritualität

Spiegel warb zudem für das Konzept des "buen vivir", also des "gut Lebens" oder Zusammenlebens nicht auf Kosten der jeweils anderen. Das Konzept stammt aus den Völkern Lateinamerikas und basiert auf einer Harmonie in Vielfalt, die den jeweils anderen gelten lässt. Diese Art der Spiritualität, der auch Papst Franziskus nahesteht, sei "richtungweisend für unsere Art, in Zukunft mit der Schöpfung und mit den Mitmenschen umzugehen", so Spiegel.

Misereor wurde 1958 von den katholischen Bischöfen in Deutschland als Aktion gegen Hunger und Krankheit in der Welt gegründet. Es ist das weltweit größte kirchliche Hilfswerk für Entwicklungszusammenarbeit. Die diesjährige Misereor-Spendenaktion wird am Sonntag (18. Februar) in Ludwigshafen im Bistum Speyer eröffnet. Die diesjährige Aktion trägt den Titel "Interessiert mich die Bohne".

Chronologie von Gewalt und Konflikten in Kolumbien

Seit Mitte des 20. Jahrhunderts leidet Kolumbien unter diversen bewaffneten Konflikten und Gewalt mit insgesamt mehr als 220.000 Toten. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) zeichnet wichtige Stationen nach:

1810er Jahre: Das heutige Kolumbien und seine heutigen Nachbarländer erkämpfen ihre staatliche Unabhängigkeit von Spanien. Die Demokratie im Land (seit 1886), lange Zeit eher eine restaurative Oligarchie, ist seit jeher angefochten.

Guerilla-Kämpfer im Kolumbien / © Henry Agudelo (shutterstock)
Guerilla-Kämpfer im Kolumbien / © Henry Agudelo ( shutterstock )
Quelle:
KNA