DOMRADIO.DE: Wenn Sie von heute aus zurückblicken, war das eine gute Idee, die Westfalen mit den Rheinländern zu verheiraten damals?
Nathanael Liminski (Chef der Staatskanzlei und Landesminister für Bundes und Europaangelegenheiten): Absolut. In Nordrhein-Westfalen kommt alles zusammen. Nicht umsonst heißen wir "die kleine Bundesrepublik". Noch dazu liegen wir im Herzen Europas. Also hier an Rhein, Ruhr und Lippe kann man alles bekommen, sowohl urbane Räume als auch ländliche Räume. Hier kommt alles zusammen, auch sehr vielfältige Menschen mit Blick auf Kultur und Religion leben hier. Nordrhein-Westfalen ist für mich der Place to be in der Welt.
DOMRADIO.DE: Wenn es sie gibt, eine NRW-Mentalität, was macht sie aus?
Liminski: Ich glaube, unser Nordrhein-Westfalen zeichnet in besonderer Weise Weltoffenheit aus, und zwar in mehrerlei Hinsicht, nicht nur mit Blick auf die Vielfalt von Religionen und Kulturen, sondern auch mit Blick auf die Offenheit gegenüber dem Anderen, die Offenheit und Toleranz im Umgang miteinander.
Wir haben in unserer Geschichte all das erlebt. Wir haben den Wert dessen erlebt. Und wir haben einen zweiten Wesenszug, nämlich das Aufstehen, auch dann, wenn man mal eine Niederlage erlitten hat. Wir haben immer wieder auch harte Phasen in unserer Landesgeschichte erlebt. Aber nicht aufzugeben, auch das zeichnet Nordrhein-Westfalen aus.
DOMRADIO.DE: Als Medien-Minister muss Sie das Thema "Fake News" beschäftigen, oder?
Liminski: Ja, woher beziehen junge Menschen ihre Nachrichten, ihre Information? Wie bilden sie sich, wie informieren sie sich und was kann man daraus ableiten für die Frage, welches Angebot man machen sollte? Darum soll es gehen.
Was können Medien dafür tun, die Glaubwürdigkeit zu erhalten? Worauf müssen wir besonders achten in einer Zeit, in der die Information auf die jungen Menschen von allen Seiten her einprasseln?
DOMRADIO.DE Sind Sie selbst schon einmal Opfer von Fake News geworden?
Liminski: Ich bin sicher, dass ich irgendwann mal bei falschen Nachrichten geglaubt habe, sie seien echt. Ich habe gelernt in meiner Tätigkeit als Redenschreiber früher, und auch jetzt in der Politik Informationen immer erst zu hinterfragen und nach einer zweiten Quelle zu fragen. Dadurch passiert es eigentlich nicht, dass wir dem aufsitzen.
Aber man muss immer genauer hingucken. Denn wie wir alle wissen, nicht zuletzt durch KI, kann man mittlerweile selbst Bildern nicht mehr glauben. Wir müssen uns fragen: Wer ist der Sender? Ist das plausibel? Ist das gekennzeichnet? Und das ist natürlich auch mitunter anstrengend.
DOMRADIO.DE: Sie sind heute aber auch noch im Kölner Dom.
Liminski: Ganz richtig. Wir werden dort mit einem interreligiösen Friedensgruß, den NRW-Tag sozusagen eröffnen und tun das auf Einladung der Religionsgemeinschaften, besonders der katholischen Kirche in Köln und der Evangelischen Kirche in Köln.
Es ist schön, dass wir dieses Zeichen setzen. Das passt zu Köln, das passt zu NRW, dass wir die gemeinsamen Werte, die uns auch über die Religionsgrenzen hinweg miteinander verbinden, da feiern und aber auch einen besinnlichen Moment an den Anfang stellen. Denn während wir hier den Nordrhein-Westfalen-Tag feiern, tobt um uns herum in der Welt mancher Krieg, manches Unglück, manches Leid und das auch noch mal sich zu vergegenwärtigen und diese Menschen auch wenigstens in Gedanken herbeizuholen, das passt zu uns hier in Köln und in Nordrhein-Westfalen.
Das Interview führte Tommy Millhome.