Militärbischof Overbeck zu neuen Bundeswehreinsätzen

"Deutschland muss mehr Verantwortung übernehmen"

Deutschland muss nach Einschätzung des katholischen Militärbischofs Franz-Josef Overbeck mehr Verantwortung in der Welt übernehmen. Zugleich fordert der Essener Bischof eine stärkere Krisenvorbeugung.

Bischof Overbeck (dpa)
Bischof Overbeck / ( dpa )

Der Essener Bischof sagte in einem an Ostern veröffentlichten Interview des Berliner "Tagesspiegels", die Verantwortung der deutschen Politik und damit der Bundeswehr nehme zu: "Das ist gut so". Overbeck verwies dabei auf die in den vergangenen Jahren völkerrechtlich verankerte weltweite Verantwortung der Staatengemeinschaft für die Einhaltung der Menschenrechte. Diese "Responsibility to Protect", also die Schutzverantwortung für Menschen in extremen Lagen, gelte etwa für Situationen wie vor zwanzig Jahren in Ruanda und im Kosovo oder derzeit in Afrika. "Mit einem klaren Mandat und internationalem Auftrag kann der Einsatz der Bundeswehr auch in solchen Fällen in dem vom Grundgesetz vorgegebenen Rahmen vertreten werden."

Zur Rolle der Kirche in der Bundeswehr sagte Overbeck, in Extremsituationen wie beim Afghanistaneinsatz könne die Militärseelsorge "eine Rolle spielen, die ihr viele nicht zutrauen". Die Militärpfarrer seien die einzige unabhängige Instanz in der Hierarchie der Bundeswehr. "Soldaten können sich an sie wenden, ohne dass Chefs über den Inhalt des Gesprächs etwas erfahren."

Nach Angaben des Militärbischofs verfügt die katholische Kirche bei der Bundeswehr bislang über 91 Stellen, von denen 67 von Priestern und 24 von Laien mit einer Diplomtheologen-Ausbildung ausgefüllt werden. Durch Strukturreformen werde die Zahl der Stellen auf 75 verringert. "Die werden wir erst mal besetzen können. Wir werden in Zukunft aber mehr Laien für diesen Dienst brauchen."

Zweifel an abschlagsfreier Rente mit 63

Overbeck, der neuerdings auch Sozialbischof der Bischofskonferenz ist, äußerte sich auch zur Rentendebatte. Er habe Zweifel, dass die abschlagsfreie Rente mit 63 auf Dauer der Generationengerechtigkeit diene. "Mir wäre eine flexible Altersgrenze lieber statt eine starre Grenze von 63 Jahren", so der Bischof. "Wenn jemand nach einem harten Arbeitsleben wirklich nicht mehr kann - dann bitte, gerne. Aber es gibt andere, die länger arbeiten wollen und auch gut länger arbeiten können."

Mit Blick auf die Affäre um den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst sagte Overbeck, der Kirche sei dadurch großer Schaden entstanden. Institutionen bezögen "heute ihre Stärke daraus, dass ihre Träger als Personen überzeugen". So verleihe Papst Franziskus der ganzen katholischen Kirche eine Kraft, die sie vor einem Jahr noch nicht gehabt habe. Für jeden Bischof und Priester sei es deshalb notwendig, den eigenen Lebensstil immer wieder zu hinterfragen. Für ihn heiße Bescheidenheit aber auch Angemessenheit. "So nutze ich gelegentlich auch das Flugzeug - nicht in der ersten Klasse -, aber ohne diese Möglichkeit könnte ich mein Arbeitspensum nicht erledigen."


Quelle:
KNA