Mexikanischer Bischof beklagt unmenschlichen Umgang mit Maya

Zugverbindung bedroht ihren Lebensraum

In Mexiko wird in wenigen Monaten das Mega-Tourismusprojekt "Tren Maya" erste Gäste befördern. Allen voran Bischof und Menschenrechtler Raul Vera Lopez warnt vor negativen Folgen für die indigene Bevölkerung.

Autor/in:
Tobias Käufer
Ein Bulldozer rodet ein Waldgebiet in Mexiko, durch das der Maya-Zug verlaufen soll / © Eduardo Verdugo (dpa)
Ein Bulldozer rodet ein Waldgebiet in Mexiko, durch das der Maya-Zug verlaufen soll / © Eduardo Verdugo ( dpa )

Die Dimensionen sind gigantisch: Acht Millionen Bäume seien für das Mega-Projekt "Tren Maya" im mexikanischen Süden gefällt worden, berichten lokale Medien. Der Zug soll künftig Touristen auf einem über 1.500 Kilometer langen Rundkurs zu den historischen Stätten der Maya bringen. Es ist das wohl wichtigste Prestigeobjekt des mexikanischen Präsidenten Andres Manuel Lopez Obrador. Der Linkspopulist drückt aufs Tempo, damit alles noch rechtzeitig vor den Wahlen 2024 fertig wird. Noch in diesem Jahr sollen die ersten Gäste mit dem Zug fahren. Geht alles glatt, werden die Touristen mit dem "Mayazug" auf der Halbinsel Yucatan von karibischen Stränden zu vorkolonialen Pyramiden fahren.

Bischof Raul Vera Lopez / © ProtoplasmaKid (KNA)
Bischof Raul Vera Lopez / © ProtoplasmaKid ( KNA )

Zerstören die ganze Natur

Einer der schärfsten Kritiker des Vorhabens ist Bischof Raul Vera Lopez. Der 78-Jährige wurde wegen seines Einsatzes für die Menschenrechte national und international mehrfach ausgezeichnet. Er warnt eindringlich vor negativen Folgen des Projekts: "Sie zerstören die ganze Natur. Sie machen einen sehr schweren Fehler", sagt der Geistliche der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Die Halbinsel Yucatan ist aus Kalkstein und hat nicht die Festigkeit, die das Gestein anderswo hat", meint er. Regenwasser werde deshalb in unterirdischen Flüssen und Seen gespeichert, was für die Region überlebenswichtig sei. "Und was machen sie mit dem Maya-Zug? Sie bringen Pfähle bei den natürlichen Frischwasserbehältern an, die eigentlich für Mensch und Natur bestimmt sind. Das ist eine sehr ernste Sache."

Tourismus ankurbeln

Befürworter halten dagegen, dass der "Tren Maya" den Tourismus ankurbele, eine der wichtigsten Einnahmequellen für den wirtschaftlich kriselnden Süden Mexikos. Der Zug soll Arbeitsplätze schaffen, den internationalen Gästen die indigene Kultur näherbringen. Der Präsident verspricht, dass so in den nächsten Jahren rund 150.000 Jobs entstehen. Umweltschützer kritisieren indes, dass es sich in Wahrheit um ein Frachtzugprojekt handele. Durch einen "interozeanischen Korridor" wolle die Regierung Güter vom Atlantik zum Pazifik transportieren. Schon jetzt gebe es Pläne für Industrieparks entlang der Strecke, zugesicherte Steuerfreiheit locke Investoren an.

Andres Manuel Lopez Obrador, Präsident von Mexiko / © Marco Ugarte/AP (dpa)
Andres Manuel Lopez Obrador, Präsident von Mexiko / © Marco Ugarte/AP ( dpa )

"Der Zug ist gut für jene, die durch den Tourismus reich werden. Für jene, die von einem verbesserten Marktzugang profitieren", sagt Vera Lopez. Er hat aber Zweifel daran, dass von den erwarteten Einnahmen etwas beim einfachen Volk hängen bleibt.

Rechte der Ureinwohner gefährdet 

Zudem seien die Rechte der Ureinwohner in Gefahr: "Ich spreche in erster Linie von den betroffenen indigenen Gebieten. Die Indigenen haben sich um diese Gebiete gekümmert. Sie sind die ersten, die geschädigt werden. Sie sind diejenigen, denen das Wasser ausgehen wird." Das werde zu Versorgungsproblemen führen. Die Regierung wolle zwar mit einem Nahrungsmittelprojekt gegensteuern, aber dann erhielten die Indigenen Lebensmittel, die nicht zu ihrer traditionellen Ernährung passten.

Widerstand zwecklos

Der gesamte Zug sei eine Aggression gegen die Natur, so der Bischof weiter. Die durch den Wald gezogenen Schneisen bedrohten obendrein die Tiere: "Sie zerstören ihren gesamten Lebensraum, sie hindern sie daran, Zugang zum Wasser zu haben." Für Vera Lopez ist das alles ethisch nicht tragbar. "Es ist unmenschlich, was sie der Maya-Bevölkerung antun, die dieses Gebiet seit Hunderten von Jahren bewohnt und sich um die Natur gekümmert hat." Widerstand sei allerdings zwecklos, sagt Vera Lopez mit Resignation in der Stimme. "Die Armee baut dort nicht nur, sie wacht auch darüber, dass die Bevölkerung nicht aufbegehrt."

Tourismus-Projekt Zug zu Mayastätten

Der Tren Maya soll ab 2024 eine Strecke von rund 1500 Kilometern, größtenteils auf der Halbinsel Yucatán, abfahren und pro Jahr rund drei Millionen Touristen transportieren. Auch Güterzüge und normale Passagierzüge werden den Plänen zufolge das neue Schienennetz nutzen. Der Zug soll den Tourismus im Südosten Mexikos ankurbeln. Umweltschutzgruppen und Vertreter indigener Gemeinschaften haben allerdings Klagen gegen das Projekt eingereicht - in der Region gibt es sechs Unesco-Weltkulturerbestätten und fünf Biosphärenreservate. (dpa/21.3.2023)

Maya Pyramide Chichén-Itzá in Mexiko, Yucatán / © dotmiller1986 (shutterstock)
Maya Pyramide Chichén-Itzá in Mexiko, Yucatán / © dotmiller1986 ( shutterstock )
Quelle:
KNA