Merkel und Co. besuchen Deutschlands Schulen

EU-Politikstunde mit "Angie"

Die Schüler in Nordrhein-Westfalen sollen sich verstärkt mit der Europäischen Union (EU) und deren Bedeutung für Deutschland befassen. Anlässlich der deutschen EU-Ratspräsidentschaft fand dazu am Montag ein bundesweiter Projekttag an den Schulen statt, an dem sich auch Mitglieder der Bundesregierung und des NRW-Landeskabinetts beteiligten. Allen voran: die Kanzlerin.

 (DR)

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) diskutierte mit Schülern der Caspar-David-Friedrich-Oberschule in Berlin über die Europäische Union. Vizekanzler und Bundesarbeitsminister Franz Müntefering (SPD)besuchte die Berliner Ferdinand-Freiligrath-Schule.

NRW-Bundes- und Europaminister Michael Breuer betonte, dass junge Menschen eine große Offenheit für europäische Themen hätten. Diese Offenheit müsse genutzt werden, damit sich Jugendliche stärker mit der EU beschäftigten und sich auf sie einstellten. Jugendminister Armin Laschet (CDU), der ein Berufskolleg in Kerpen besuchte, mahnte, dass die Europapolitik das Leben von Kindern und Jugendlichen immer stärker beeinflusse.

Im Rahmen des EU-Projekttages besuchen Mitglieder der Bundesregierung, des Bundestages und des Europäischen Parlaments, Ministerpräsidenten sowie Landtagsabgeordnete bundesweit insgesamt rund 700 Schulen, um dort mit Jugendlichen über die Staatengemeinschaft zu debattieren.

Angela Merkel in Berlin Hellersdorf
Als Angela Merkel am Montagvormittag den Schulhof der Berliner Caspar-David-Friedrich-Oberschule betritt, ist die Begeisterung unter den Schülern groß. "Angie"-Rufe schallen der Kanzlerin entgegen. Einige Mädchen kreischen - so als ob nicht Merkel, sondern Madonna gerade aus dem Auto gestiegen wäre.

Dabei war die Stippvisite der Bundeskanzlerin an der Realschule im Stadtteil Hellersdorf für die meisten Schüler mit Arbeit verbunden. Am bundesweiten EU-Projekttag will Merkel mit ihnen über die Europäische Union diskutieren. Mit der Kanzlerin dürfen an diesem Vormittag 40 Jugendliche diskutieren.

Ganz unvorbereitet geht natürlich niemand zu einem Termin mit der Kanzlerin. Die Vorbereitung habe etwa zwei Wochen gedauert, sagt Alexander Hensel. Aufgeregt sei er nicht, sagt er vor der Diskussionsrunde. "Als Mensch ist sie bestimmt auch nicht anders als wir", vermutet der 17-Jährige. Was er die Bundeskanzlerin fragen wird, weiß der Zehntklässler auch: "Wie kann es sein, dass Großbritannien bei einer ähnlichen Wirtschaftsstruktur wie Deutschland und dem gleichen Nettoeinkommen weniger in die EU einzahlen muss?"

"Sie kam sehr volksnah rüber"
Vor dem Unterricht hat Klassenlehrerin Lydia Otto mit ihrer Klasse über die ersten Eindrücke gesprochen. "Sie kam sehr volksnah rüber", sagt sie. "Sie war ziemlich locker und hat einigen Schülern auch die Hand geschüttelt", meldet sich ein Schüler zu Wort.

"Mich interessiert dieser Machtkampf in der CSU nach dem Stoiber-Rücktritt mehr", sagt ein Zehntklässler. Für andere ist die Bundeskanzlerin an sich die Attraktion. Einige haben sich sogar ein Autogramm von ihr besorgt, andere haben schnell ihr eigenes Merkel-Foto gemacht. "Das Bild habe ich geschossen", sagt die 17-jährige Tina und zeigt stolz ihr Foto-Handy. Da lächele die Kanzlerin gerade nett. Eine andere Schülerin hat sogar ihr eigenes Merkel-Video gedreht. "Das zeige ich meinen Eltern, sagt sie. "Sonst glauben die mir nicht, dass die Bundeskanzlerin hier war."

"Ich hätte auch in meinen Wahlkreis auf der Insel Rügen und in Stralsund heute in viele Schulen gehen können", erläutert die Bundeskanzlerin. Sie sei bewusst "hier nach Hellersdorf" gegangen.

Kanzlerin begeistert
Nach ihrem Schulvormittag zeigt sich die Bundeskanzlerin begeistert. "Ich habe eine unglaublich interessierte Schülerschar getroffen, die sich nicht nur für den heutigen Tag sich gut vorbereitet hat", schwärmt sie. Die Diskussion sei sehr lebendig gewesen. "Von Umweltschutz bis zum Tierschutz und bis hin zu der Frage des Schengener Abkommens" habe die Themenpalette gereicht, sagt Merkel.

Auch die Schüler sind von der Bundeskanzlerin angetan. "Sie ist eine sehr offene Frau, mit der man über alles reden kann", sagt Hensel nach der Diskussion. Außerdem habe er viel über die EU und den Briten-Rabatt gelernt.