Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat die Gläubigen vor falschen Heilsbringern gewarnt.
Es gebe "eine Sehnsucht in den Herzen der Menschen" nach einem "Messias", nach einem "Problemlöser", sagte Marx laut seiner Pressestelle am Freitagabend im Münchner Liebfrauendom.
In der Geschichte habe es viele große Gestalten gegeben, aber auch "große Verführer" und "scheinbare Heilsbringer", so der Erzbischof von München und Freising. Es gebe immer wieder die Versuchung, "Menschen in Abhängigkeit zu bringen".
Kirche können den Menschen keinen genauen Weg zeigen
Marx ergänzte: "Jesus ist Licht! Wenn wir unterscheiden wollen, sind wir in der Spur Jesu oder ist dieser, der Menschen um sich versammelt, der Menschen begeistert und inspiriert, in der Spur Jesu oder nur in seiner eigenen Spur, dann müssen wir diese Frage stellen: Ist er Licht?"
Die Kirche sei eine Hilfe dazu, dass jeder Mensch seinen eigenen Weg finde. "Aber nicht eine, die im Einzelnen detailliert genau sagen kann, welchen Weg jemand zu gehen hat. Das muss er und sie finden in der Freiheit", sagte der Kardinal.
Kants Kernaufforderung sei "nicht unchristlich"
Marx würdigte in diesem Zusammenhang Immanuel Kant, dessen Geburtstag sich am 22. April zum 300. Mal jährt, als einen der "größten Philosophen der Geschichte". Kants Kernaufforderung, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen, sei "nicht unchristlich", so Marx. "Niemand kann die Erfüllung seines Lebens finden, ohne selber zu denken und nicht denken zu lassen."
Der Erzbischof fügte hinzu: "Aber am größten vom Menschen denkt der christliche Glaube! Wir denken nicht klein vom Menschen, wir denken groß vom Menschen!"
Deswegen bedeute Christusnachfolge immer, "ihm folgen in die größere verantwortliche Freiheit", so Marx. Der Kardinal betonte: "Jesus führt die Menschen in die Freiheit, nicht in die Abhängigkeit, nicht in die Unterwerfung, nicht in die Enge - in die verantwortliche Freiheit."
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