Marx entschuldigt sich für Diskriminierung Homosexueller

"Eine inklusive Kirche werden"

Der Münchner Erzbischof hat sich für die Diskriminierung Homosexueller durch die katholische Kirche entschuldigt. Diese erschüttere ihn, sagte Marx bei einer Festmesse zum 20-jährigen Bestehen von Queer-Gottesdiensten.

Kardinal Reinhard Marx spricht während eines Gottesdienstes zum 20-jährigen Bestehen von Queer-Gottesdiensten / © Robert Kiderle (KNA)
Kardinal Reinhard Marx spricht während eines Gottesdienstes zum 20-jährigen Bestehen von Queer-Gottesdiensten / © Robert Kiderle ( KNA )

Als Bischof wolle er dafür einstehen, "dass wir Schritt für Schritt zu einer inklusiven Kirche werden". Dabei gelte es auch diejenigen mitzunehmen, denen das schwerfalle. Seine Predigt wurde von Applaus quittiert.

Bei dem Gottesdienst in der Kirche Sankt Paul unweit der Theresienwiese in München lag eine Regenbogenfahne auf den Altarstufen. Marx feierte den Gottesdienst ohne Mitra und Stab. Der Kardinal sagte, ihn hätten die Lebensgeschichten queerer Menschen tief berührt. "Wir müssen sehen, wieviele Verletzungen angerichtet wurden."

Jesus als Vorbild

Jesus habe sich in seiner Predigt vom Reich Gottes intensiv mit denen auseinandergesetzt, "die definieren wollten, wer dazugehört und wer nicht", sagte der Münchner Erzbischof. Diese Predigt sei inklusiv und nicht ausschließend gewesen. In ihrem Kern gehe es um den Primat der Liebe. Alle zwischenmenschlichen Beziehungen müssten davon geprägt sein, dann könnten sie auch von Gott angenommen werden. Die Kirche stehe vor der Aufgabe, die Wahrheit über den Menschen tiefer zu verstehen.

Zu Beginn des Gottesdienstes dankten mehrere Mitglieder der Queer-Community Marx für sein Kommen, darunter auch eine Transfrau, die als Mann geboren worden war und jahrelang als Mönch in einem Kloster gelebt hatte. Ein 88-Jähriger bekannte, er habe nicht mehr geglaubt, das noch erleben zu dürfen.

#OutInChurch

Es ist eine große konzertierte Aktion: Auf einer Internetseite und im Rahmen einer Fernsehdokumentation haben sich 125 Menschen in der katholischen Kirche geoutet. Sie alle sind haupt- oder ehrenamtlich in der Kirche tätig und zugleich Teil der queeren Community, wie die Initiative "#OutInChurch - für eine Kirche ohne Angst" mitteilte. Die Initiative fordert unter anderem, das kirchliche Arbeitsrecht so zu ändern, "dass ein Leben entsprechend der eigenen sexuellen Orientierung und der geschlechtlichen Identität" nicht zur Kündigung führe. (KNA, 24.1.2022)

 © Julia Steinbrecht (KNA)
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Quelle:
KNA