Domkapitular Markus Hofmann ist vom Kölner Erzbischof, Rainer Maria Kardinal Woelki, zum Stadtdechanten von Bonn berufen worden. Dies teilte das Erzbistum Köln mit. Der 56-jährige Hofmann übernimmt das Amt zum 1. März und wird in diesem Zuge Pfarrer für die Bonner Münstergemeinde St. Martin und die zugehörige Kirche St. Petrus. Damit übernimmt er die Nachfolge von Wolfgang Picken, der im Januar 2024 plötzlich verstorben ist. Die Einführung ist für den 8. März geplant.
Als Stadtdechant ist es Hofmanns Aufgabe, die pastorale Tätigkeit innerhalb des Bonner Stadtdekanats zu koordinieren und zu fördern. Damit trägt er die Verantwortung über rund hunderttausend Katholiken.
Hofmann ist residierender Domkapitular am Kölner Dom und wird diese Aufgabe laut eigener Aussage und laut Pressemitteilung des Erzbistums Köln weiter ausfüllen. Er wurde 1968 geboren und 1995 zum Priester geweiht. 2003 promovierte er an der Universität Augsburg im Fach Dogmatik. Hofmann wurde im Anschluss Direktor des Bonner Collegium Albertinum. Von 2009 bis 2015 leitete er als Regens die Priesterausbildung im Erzbistum Köln. Es folgten weitere Stationen innerhalb der Spitze des Erzbistums bis hin zur Position des Generalvikars, die er von 2018 bis 2022 innehatte.
DOMRADIO.DE: Im kommenden Monat wechseln Sie nach Bonn und übernehmen als Stadtdechant die Leitung der katholischen Kirche in der Bundesstadt. Was bedeutet ihnen diese Berufung?
Msgr. Markus Hofmann: Ich freue mich sehr, wieder nach Bonn kommen zu können. Ich möchte für alle Menschen in der Stadt da sein. Ich habe immer gute Erfahrungen mit Bonn gemacht. Ich hatte zwei Abschnitte in meinem Leben, in denen ich dort gelebt habe. Ich habe dort mein Studium begonnen und auch abgeschlossen. Später war ich als Direktor des Albertinums noch mal in Bonn. Ich mag die Menschen. Ich mag die Stadt und ich freue mich, jetzt wieder dahin zu kommen.
DOMRADIO.DE: Die Neubesetzung wurde nötig, da vor fast genau einem Jahr der Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken überraschend verstorben war. Das heißt, ein Jahr lang wurde das Stadtdekanat nur kommissarisch geleitet. Was kommt jetzt auf Sie und die Katholikinnen und Katholiken in Bonn zu?
Hofmann: Die Stadt Bonn, die Menschen, die dort leben und auch das Stadtdekanat und die verschiedenen Gemeinden haben eine große Bedeutung im Erzbistum Köln.
Es gibt eine lange Tradition des christlichen Lebens in Bonn mit einer reichen Geschichte. In dieser Zeit, in der wir leben, gibt es zudem viele Entwicklungen und auch viele Herausforderungen. Ich freue mich, dass die Caritas in Bonn sehr gut organisiert und stark aufgestellt ist. Es gibt viele Dinge zu tun. Es gibt dort viel Wertvolles. Ich denke etwa an die Stadtpatrone Cassius und Florentius, für die jedes Jahr eine eigene Festwoche gehalten wird.
Mein Anliegen ist es, die Menschen in Kontakt mit Christus zu bringen. Alles, was ich tue, meine Präsenz, mein Gebet, seelsorgliche Gesprächsangebote, Gottesdienste und caritative Aktivitäten, all das dient am Ende dazu, Menschen in Kontakt mit Jesus zu bringen.
DOMRADIO.DE: Wie wird das jetzt konkret ablaufen? Gibt es eine große Einführungsfeier? Wie wird ein Stadtdechant eigentlich eingeführt?
Hofmann: Es ist üblich, dass ein Stadtdechant eingeführt wird, meistens durch den Erzbischof von Köln, also durch Kardinal Woelki. Das ist so auch für den 8. März geplant. Dann kriegen alle mit: Das ist der Neue.
DOMRADIO.DE: Sprechen wir über Ihre persönliche Spiritualität. Ihre Doktorarbeit haben Sie mit dem Titel "Maria, die neue Eva" geschrieben. Sie sind auch Vorsitzender des Kölner Lourdes-Vereins. Warum spielt die Marienfrömmigkeit für Sie so eine große Rolle? Was spricht Sie daran an?
Hofmann: Ich bin in Köln an der Kirche Sankt Maria in der Kupfergasse geistlich aufgewachsen. Das ist eine Marienkirche, wo ich die gelebte Marienverehrung von früh an kennengelernt habe. Ich habe gemerkt, dass das für mich persönlich ein wichtiger Teil meiner Frömmigkeit ist, und dass es nicht nur mir persönlich so geht, sondern dass ich mich da mit vielen Menschen gemeinsam wiederfinde.
Die Marienverehrung gehört von Anfang an zum christlichen und zum katholischen Leben. Wir finden im Lukasevangelium etwa den Satz im Munde Mariens: Von nun an werden mich seligpreisen; alle Geschlechter, alle Generationen (vgl. Lk 1,48, Anm. d. Red.). Wir merken, dass das heute auch geschieht, unter anderem etwa an den großen Wallfahrtsorten wie Lourdes oder Fatima. Da kann ich das selber immer wieder erleben. Ich halte diese Art der Frömmigkeit für wichtig.
Maria wird verehrt, weil Gott es so gewollt hat. Er hat es so gewollt, dass er durch die Mitwirkung dieser Frau Mensch geworden ist. Vom Kreuz herab hat Jesus selbst uns Maria anvertraut. Er hat Maria gebeten, sich unserer anzunehmen und das tut sie in vorzüglicher Weise bis heute.
DOMRADIO.DE: Sie sind auch Mitglied der Priestergesellschaft vom Heiligen Kreuz, die dem Opus Dei nahesteht. Wer sein Kirchenbild aus Hollywoodfilmen hat, erwartet dunkle Bünde und Verschwörungen. Wie sieht die Realität für Sie aus?
Hofmann: Ein wesentlicher Gedanke ist, dass alle unsere Tätigkeiten und insbesondere auch die berufliche Arbeit – das ist mein Leben als Priester – eine Möglichkeit sind und auch so genutzt werden sollen, um das Reich Gottes voranzubringen. Auch im scheinbar Banalen und im Alltäglichen weiß ich somit, dass ich das jetzt nicht nur tue, weil das einfach getan werden muss, sondern auch als Dienst vor Gott und mit seiner Hilfe. Das bringt mir viel in meinem Alltag.
Dieser Kontakt bereichert meine persönliche Spiritualität, und dafür bin ich sehr dankbar. Aber meine persönliche Spiritualität drücke ich niemand anderem auf, sondern das ist etwas, was mir hilft, etwa im Gebetsleben voranzukommen und mir immer wieder die Frage zu stellen, was es bedeutet, Christus nachzufolgen in meiner Aufgabe als Priester im Erzbistum?
In meiner fast 30-jährigen Tätigkeit als Priester habe ich die Erfahrung gemacht, dass es immer gut ist, die katholische Vielfalt zu fördern und zu hören, was den Menschen vor Ort wichtig ist. Es gilt, nicht die eigenen Ideen oder auch Erfahrungen anderen als Schablone aufzudrücken, sondern offen zu sein und im gegenseitigen Miteinander zu schauen, was uns weiterbringen kann.
DOMRADIO.DE: Ihr Vorgänger Wolfgang Picken war medial sehr präsent. Das wird nun unter Umständen auch auf Sie in ihrer neuen Funktion zukommen. Wie wollen Sie in Zukunft mit den Medien umgehen?
Hofmann: Wenn man Priester ist - gerade auch Diözesanpriester - dann steht man in der Öffentlichkeit. Dann gibt es natürlich ein berechtigtes Interesse der Öffentlichkeit zu wissen: Was denkt der? Was tut der Priester? Wie arbeitet er? Was sind seine Anliegen? Deswegen bin ich zum Beispiel hierhin hingekommen - zum DOMRADIO. Das finde ich sehr gut. Denn wenn ich das Ziel habe, Menschen in Kontakt mit Jesus zu bringen, dann auch über die heute zur Verfügung stehenden Möglichkeiten der Medien.
Der Apostel Paulus hat Briefe geschrieben. Er würde heute ganz bestimmt auch ins Radio oder ins Fernsehen gehen und auch die modernen Möglichkeiten nutzen. Das möchte ich natürlich auch tun.
DOMRADIO.DE: Nächsten Monat geht es dann nach Bonn. Wie wird ihr erster Arbeitstag aussehen?
Hofmann: Das weiß ich noch nicht. Da muss ich erst mal mit den Bonnern vor Ort schauen, was zu tun ist. Ich vermute mal, dass es zunächst einmal darum geht, die Menschen, die Mitarbeiterinnen und die Mitarbeiter in den beiden Pfarrgemeinden, im Stadtdekanat und in den beiden Seelsorgeteams kennenzulernen und sich einfach mal persönlich zu begegnen. Dann gilt es zu schauen, was es für konkrete Aufgaben gibt. Dazu gehören natürlich die Gottesdienste, aber auch vieles Weitere. Das wird sich dann im Kontakt sicherlich bald ergeben.
Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.