Maria Vesperbild steht vor Aufnahme in Denkmalliste

Windpark-Debatte

Der bayerische Wallfahrtsort Maria Vesperbild ist bei Pilgerinnen und Pilgern sehr beliebt. Die Wallfahrtsstätte zieht jährlich eine halbe Million Menschen an. Doch wird das auch so bleiben, wenn in der Nähe ein Windpark entsteht?

Wallfahrtsort Maria Vesperbild / © Stefan Puchner (dpa)
Wallfahrtsort Maria Vesperbild / © Stefan Puchner ( dpa )

Die katholische Wallfahrtskirche Maria Vesperbild soll in die Liste der besonders landschaftsprägenden Baudenkmale in Bayern aufgenommen werden. Das befürwortet das Bayerische Landesdenkmalrat und würdigte "die außergewöhnlich hohe volkskundliche Bedeutung und die besondere Landschaftsprägung" des Gotteshauses, das zwischen Ulm und Augsburg im Landkreis Günzburg liegt.

"Grund ist unter anderem die besonders lebendige Wallfahrt mit einem außergewöhnlich großen Einzugsgebiet und einer ebenso außergewöhnlich hohen Pilgeranzahl von rund 500.000 Pilgern im Jahr", so der Denkmalrat, der die Entscheidung an die zuständige Genehmigungsbehörde, das Landesamt für Denkmalpflege, weitergeleitet hat. 

"Die ungestörte Einbindung der Wallfahrt in die unmittelbar umgebende Landschaft stellt dabei ein kennzeichnendes Wesensmerkmal der Wallfahrt dar."

Der Vorsitzende des Landesdenkmalrats, der CSU-Landtagsabgeordnete Robert Brannekämper, sagte: "Der Schutz landschaftsprägender Denkmäler, in diesem Fall außerdem geprägt von großer Volksfrömmigkeit, ist ein wichtiges Votum für diesen Wallfahrtsort." 

Ein Ort, der Identität stiftet

Die Entscheidung räume dem Erhalt des identitätsstiftenden Ortes höchste Priorität ein. Der Prüfradius zur Freihaltung der Sichtachsen zum Gnadenort würden nun von drei auf bis zu zehn Kilometer erweitert - "im Bewusstsein unserer Verantwortung für das kulturelle Erbe und die verfassungsrechtlich garantierten Werte unseres Landes".

Michael Menzinger / © Christopher Beschnitt (KNA)
Michael Menzinger / © Christopher Beschnitt ( KNA )

Mit "Prüfradius" spricht Brannekämper das Thema Windkraft an, das seit Jahresbeginn in und um Maria Vesperbild für Debatten sorgt. Geplant ist der Bau eines Energieparks in etwa drei Kilometern Entfernung zu dem Wallfahrtsort. 

Die für Maria Vesperbild zuständige Marktgemeinde Ziemetshausen fordert jedoch ebenso wie Wallfahrtsdirektor Michael Menzinger einen Fünf-Kilometer-Schutzradius um die Pilgerstätte.

Windenergie hat Vorrang

Windräder stehen hinter der Kirche von Kaltensondheim in Bayern. / © Karl-Josef Hildenbrand (dpa)
Windräder stehen hinter der Kirche von Kaltensondheim in Bayern. / © Karl-Josef Hildenbrand ( dpa )

Zuständig für die Ausweisung von Windkraftgebieten im Bereich um Maria Vesperbild ist der Regionalverband Donau-Iller in Ulm. Dessen Direktor Markus Riethe sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) jüngst, nach einer Aufnahme Maria Vesperbilds in die Liste der besonders landschaftsprägenden Baudenkmale in Bayern müsste das geplante Areal zwar nochmals genauer unter die Lupe genommen werden. 

Windenergie habe aber per Gesetz seit zwei Jahren Vorrang bei der Abwägung mit allen anderen Schutzgütern, außer der Landesverteidigung. Die Rechtsprechung dazu zeige, dass der Denkmalschutz nur noch sehr bedingt Windräder verhindern könne.

 

Maria Vesperbild

Maria Vesperbild zählt mit mehreren hunderttausend Pilgern im Jahr zu den meistbesuchten Wallfahrtsorten Süddeutschlands. Höhepunkt des Pilgerjahres ist das Hochfest Mariä Himmelfahrt am 15. August, zu dem regelmäßig prominente Bischöfe als Zelebranten eingeladen werden. (KNA)

Das Ortseingangsschild Maria Vesperbild mit Blick auf die Wallfahrtskirche / © Simon Koy (KNA)
Das Ortseingangsschild Maria Vesperbild mit Blick auf die Wallfahrtskirche / © Simon Koy ( KNA )
Quelle:
KNA