Kinder-Friedenspreis geht an US-Aktion gegen Waffen

"March For Our Lives" erhalten "kleinen Friedensnobelpreis"

Ihre Schule in Florida wurde zu Jahresbeginn Schauplatz eines Amoklaufs. Damals nahmen die Schüler der Kampagne "March For Our Lives" einen beeindruckenden Kampf gegen Waffenmissbrauch in den USA auf.

Autor/in:
Markus Schönherr
Pistolen und Revolver / © Friso Gentsch (dpa)
Pistolen und Revolver / © Friso Gentsch ( dpa )

Der renommierte internationale Kinder-Friedenspreis geht in diesem Jahr an die Initiatoren der US-Kampagne "March For Our Lives". Die Aktion, die von vier Teenagern nach einem Amoklauf Anfang 2018 an deren Schule gestartet wurde, sei eine "Erinnerung an andere großartige Friedensbewegungen der Geschichte", betonte Nobelpreisträger Desmond Tutu. Der anglikanische Alterzbischof und Kämpfer gegen die Apartheid überreichte den Preis am Dienstagabend in Kapstadt.

Der mit 100.000 Euro dotierte Kinder-Friedenspreis soll Kinder und Jugendliche ehren, die sich weltweit für die Rechte Minderjähriger einsetzen, etwa gegen Zwangsverheiratung oder für mehr Mitsprache. Seit 2005 wird die Auszeichnung alljährlich von einem Friedensnobelpreisträger überreicht.

Kampagne "March for Our Lives"

Im Frühjahr riefen die vier US-Jugendlichen David Hogg, Emma Gonzalez, Jaclyn Corin und Matt Deitsch die Kampagne "March for Our Lives" ins Leben, als Antwort auf das "Schulmassaker von Parkland" (Florida) im Februar. Bei dem Amoklauf kamen 14 ihrer Mitschüler und 3 Erwachsene ums Leben.

Kurz danach organisierten die Teenager einen Friedensmarsch mit mehreren hunderttausend Teilnehmern, der darüber hinaus 800 weitere Märsche weltweit inspirierte. Ziel der Kampagne ist, Schulen sicherer zu machen und Waffengewalt durch Aufklärung und strengere Gesetze zu beenden. Der Druck zeigte zumindest einige Wirkung: 25 US-Staaten erließen seit Beginn der Kampagne insgesamt rund 50 entsprechende Gesetze.

"Ich bewundere diese Kinder, deren Botschaft durch ihre jugendliche Energie und durch ihre Überzeugung, dass Kinder ihre eigene Zukunft in die Hand nehmen müssen, noch verstärkt wird", sagte Tutu bei der Verleihung. Marc Dullaert, Gründer der Organisation "KidsRights" und des Kinder-Friedenspreises, lobte, die Teenager hätten einen anfänglichen Gemeindeprotest in eine "globale, von Jugendlichen getragene Friedensbewegung" verwandelt. Das sei wegweisend dafür, wie künftig für Kinderrechte gekämpft werden könne.

Statt wie bislang üblich in den Niederlanden, wurde der Preis dieses Jahr in Südafrikas Parlamentshauptstadt überreicht. Laut Esther Winter, Sprecherin von "KidsRights", sei dies nicht nur eine Anerkennung für Tutu. Auch des 2013 gestorbenen Anti-Apartheid-Kämpfers und Nobelpreisträgers Nelson Mandela werde dadurch gedacht. 2018 wurde landesweit der 100. Geburtstag des verstorbenen Präsidenten gefeiert. "Da ist es in unseren Augen nur passend, dass unser Preis in seinem Heimatland an eine neue Generation überreicht wird", so Winter.

Auszeichnung eng mit Südafrika verbunden

Obwohl international, ist die Auszeichnung eng mit Südafrika verbunden. Erster Preisträger war der junge Südafrikaner Nkosi Johnson. Er starb 2001 mit nur zwölf Jahren an den Folgen von Aids, nachdem er sich für die Inklusion HIV-positiver Kinder in die Gesellschaft eingesetzt hatte.

Damals wurde die HIV-Epidemie in Südafrika noch durch ein großes Stigma verschlimmert. Nkosi Johnson wurde wegen seiner Erkrankung zunächst der Schulantritt verweigert. Vier Jahre nach seinem Tod wurde er posthum für seinen Einsatz mit dem Kinder-Friedenspreis geehrt. Überreicht wurde die Auszeichnung damals vom russischen Ex-Präsident Michael Gorbatschow an Nkosis Adoptivmutter.

Insgesamt waren dieses Jahr für den "kleinen Friedensnobelpreis" 109 junge Aktivisten nominiert, die für Gewaltfreiheit, Zugang zu Bildung, Gleichberechtigung und gegen Kinderehe oder Missbrauch kämpfen. Neben "March For Our Lives" zählte die 17-jährige Moni Begum zu den Finalisten. Sie setzt sich in Bangladesch gegen die Verheiratung junger Mädchen ein, nachdem ihre Schwester von deren viel älterem Ehemann misshandelt wurde.

Dritte Finalistin war die 18-jährige Samoanerin Leilua Lino. Nachdem sie mit neun Jahren von ihrem Vater vergewaltigt worden war, sagte sie in einem aufsehenerregenden Prozess gegen ihn aus. Heute hilft sie Mädchen dabei, Missbrauch anzuzeigen und das Trauma aufzuarbeiten.


Demonstration für strengere US-Waffengesetze / © Jose Luis Magana (dpa)
Demonstration für strengere US-Waffengesetze / © Jose Luis Magana ( dpa )
Quelle:
KNA