DOMRADIO.DE: Sie sind seit ihrer Kindheit bei den Maltesern. Was reizt sie damals wie heute an dieser Aufgabe?
Dominik Sendker (Einsatzleitung für die Malteser in der mobilen Sanitätsstation auf Ameland): Ich bin damals in die Malteser quasi hineingeboren worden. Das war sozusagen meine erste Sozialisierung und dann ging es irgendwann in die Malteser Jugend. Dort gab es alle zwei Wochen Treffen immer mittwochs. Die Malteser Jugend wurde für mich zu einem Ort, an dem ich mich mit meinen Freunden treffen konnte. Ich hatte zum Beispiel einen Freund, der wirklich weit weg wohnte und das Maltesertreffen war dann immer ein guter Anlass, um sich zu sehen.
DOMRADIO.DE: Wir haben Ferien und andere Menschen liegen jetzt am Strand. Aber Sie sind auf der Urlaubsinsel Ameland und ruhen sich dort nicht aus.
Sendker: Wir Malteser machen unseren Dienst dort alle ehrenamtlich – und das ist natürlich auch eine Freizeitbeschäftigung. Deshalb würde ich die Grenzen zwischen Freizeit und Dienst als fließend bezeichnen. Es bleibt neben der Arbeit auch immer ein bisschen Zeit für sich selbst. Wir waren jetzt eine große Gruppe auf Ameland und das war wirklich gut. Wir konnten einen Schichtdienst planen, weshalb die eine Hälfte des Teams den Vormittag genießen konnte und die andere den Nachmittag. So haben wir eine gute Abwechslung gehabt.
DOMRADIO.DE: Jetzt haben sie gerade schon das Wort Schichtdienst erwähnt. Wie sieht denn ein typischer Tag vor Ort in der mobilen Sanitätsstation auf Ameland aus?
Sendker: Unsere Wecker haben um 8 Uhr geklingelt, dann sind wir frühstücken gegangen, anschließend kamen schon die ersten Telefonate wegen Krankheiten oder Verletzungen und gegen 9 Uhr liefen die ersten Patienten auf. Wir hatten von 9 bis 11.30 Uhr regulär eine Sprechstunde, in der wir kleinere Dinge behandelt haben. Der Arzt kam immer um 15.30 Uhr. Wir sind aber rund um die Uhr telefonisch erreichbar gewesen und waren immer in Reichweite. In der Freizeit sind wir dann zum Strand gefahren oder haben uns die Insel angeschaut.
DOMRADIO.DE: Was sind die häufigsten Dinge, mit denen Sie als Sanitäter auf Ameland zu tun bekommen haben?
Sendker: Die häufigsten Leiden sind Prellungen oder Bänderüberdehnungen. Mückenstiche waren dieses Jahr auch sehr massiv.
DOMRADIO.DE: Der jüngste Helfer bei Ihnen war 16 Jahre alt. Wie erleben Sie die Motivation und den Lernwillen dieser ganz jungen Leuten, die bei Ihnen mitmachen?
Sendker: Wir hatten sogar zwei 16-Jährige dabei, die zu einer neugegründeten Jugendgruppe gehören. Das ist eine Gruppe, die sich an Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren richtet. Dort legen wir den Fokus eher auf Medizinisches als in der Jugend, die Teilnehmer sind aber noch zu jung für den Erwachsenenverband. Auf Ameland fand für diese Jugendlichen eine Eins-zu-eins-Betreuung statt und sie konnten ihr bereits erlerntes Fachwissen anwenden. Das hat ihnen super gefallen. Sie waren immer die Ersten an der Sanitätsstation.
DOMRADIO.DE: Auf Ameland sind Sie auf Kinder und Jugendliche aus dem ganzen Bistum Münster getroffen. Haben Sie dort gelebte Kirche erfahren?
Sendker: Ja, auf jeden Fall. Es wurden immer tolle Messen gefeiert, das war eine ganz besondere Art von Gottesdienst, die ich so gar nicht kannte. Es war spielerisch, es wurde viel gesungen und es hat richtig Spaß gemacht. Bei den Messen konnten wir uns auch gut mit den anderen Lagerleitern vernetzen und Kontakte knüpfen.
DOMRADIO.DE: Was nehmen Sie von Ihrem Einsatz auf Ameland mit?
Sendker: Für unser ganzes Team war es der erste Ameland-Einsatz und das war so ein Gefühl, wie ins kalte Wasser zu springen. Das hat mich persönlich sehr gereizt und es war eine intensive Zeit. Wir haben den Kinder geholfen, das ist das, was zählt.
Das Interview führte Oliver Kelch.