Malaria-Bekämpfung droht durch Finanzkrise Rückschlag

Raffinierter Feind

Er ist ein gefährlicher Feind, der sich gut tarnt und in immer neuer Gestalt angreift. Seine Ausbeute ist verheerend: Bis zu einer halbe Milliarde Menschen infiziert sich jährlich mit Malaria, mehr als eine Million sterben laut Weltgesundheitsorganisation an der Erkrankung. Fast 90 Prozent seiner Opfer fordert der von Mücken übertragene Parasit in Afrika - mit dramatischen Folgen für die armen Länder, wie Hilfsorganisationen zum Weltmalariatag mitteilten, der am Samstag begangen wurde.

Autor/in:
Christoph Arens
 (DR)

"Das ist, als ob jeden Tag mindestens sieben Jumbojets abstürzen würden. Die Opfer sind vor allem Frauen und Kinder", sagt Bernd Pastors, geschäftsführender Vorstand des Deutschen Medikamenten-Hilfswerks "action medeor". Grund genug für Entwicklungsexperten, Wissenschaftler und Mediziner, den Kampf gegen die tückische Krankheit aufzunehmen und sie - ähnlich wie die Pocken oder Polio - frontal anzugreifen.

Vorsätze gibt es viele: 1998 rief die WHO die "Roll Back Malaria-Initiative" aus. Und zwei Jahre später einigte sich die UNO auf acht Millienniumsziele: Sie sehen unter anderem vor, dass die Zahl der Infektionen mit Malaria bis 2015 um 75 Prozent verringert und die Zahl der Malariatoten gegen Null geführt wird.

Seitdem ist die lange übersehene Krankheit auch ins Bewusstsein internationaler Geldgeber und Forscher gerückt. Die finanzielle Unterstützung hat sich in den vergangenen zehn Jahren verzehnfacht. 2007 standen für Malaria-Bekämpfung rund 1,3 Milliarden Dollar weltweit zur Verfügung. So gründeten 2001 die sieben größten Industriestaaten und Russland den "Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Malaria und Tuberkulose". Auch die von US-Präsident George Bush gegründete "President's Malaria-Initiative" und die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung stellten Hunderte von Millionen für Forschung, Impfstoffe und Medikamente sowie Schutzmaßnahmen bereit.

3,2 Milliarden Dollar sind nötig
Allerdings: Die WHO schätzt, dass mindestens 3,2 Milliarden Dollar jährlich notwendig wären, um dauerhafte Erfolge zu erzielen. Ein ehrgeiziges Ziel, das angesichts der Finanzkrise fast unerreichbar scheint. Denn Regierungen, Stiftungen und Geberorganisationen zögern zunehmend mit der Vergabe von Geldern. Vor wenigen Tagen erklärte der "Globale Fonds", für seine Programme fehlten im nächsten Jahr rund drei Milliarden Euro, weil Staaten offen ließen, ob sie ihre zugesagten Finanzbeiträge leisten könnten.

Dass konsequentes Handeln Erfolg verspricht, zeigen Länder wie Mexiko und Vietnam, die als nahezu malariafrei gelten. Nach einem WHO-Bericht ist durch neue Strategien auch in Ruanda und Äthiopien die Zahl der Malaria-Toten um mehr als die Hälfte gesenkt worden. In den beiden Ländern hatte die WHO großflächig Moskitonetze mit Insektenvernichtungsmitteln eingesetzt. Außerdem wurden neue Medikamenten-Kombinationen verteilt, die unter anderem Artemisinin enthalten, einen Wirkstoff aus der chinesischen Naturmedizin.

Trügerische Erfolge
Doch solche Erfolge können trügerisch sein, wie Mediziner und Wissenschaftler am Donnerstag in Bonn erläuterten. Die Malaria-Erreger schaffen es immer wieder, gegen Medikamente resistent zu werden. Auch Nebenwirkungen sind zu beklagen: 2006 beschloss die WHO, in Ausnahmefällen auch wieder auf eine umstrittene Chemikalie zu setzen: auf DDT, das beim Menschen Frühgeburten auslösen kann und das Krebsrisiko erhöht.

Mit Hochdruck wird zugleich an Impfstoffen gearbeitet: Der derzeit vielversprechendste ist nach den Worten des Direktors des Hamburger Tropeninstituts, Bernhard Fleischer, das RTS,S, das Erfolgsraten von 40 Prozent vorweist. "Den Durchbruch haben wir aber noch nicht erzielt", sagte der Mediziner. "Das kann noch Jahrzehnte dauern."

Und erfordert sicher Milliarden. Organisationen wie das Pestizid-Aktions-Netzwerk PAN setzen deshalb zusätzlich auf biologische Maßnahmen bei der Malaria-Bekämpfung. Mexiko etwa verdankt seinen Erfolg nach Angaben von PAN-Geschäftsführerin Carina Weber auch der Beseitigung stehender Gewässer und von Müll.