Mainzer Bischof würdigt Ehrenamt

"Zufriedenheit durch Hilfe für andere"

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf spricht sich für eine stärkere Qualifizierung von Ehrenamtlichen aus. In einem Interview mit dem Portal katholisch.de würdigte Kohlgraf den Einsatz vieler Menschen nach der Flutkatastrophe im Ahrtal.

Mainzer Bischof Kohlgraf würdigt Ehrenamt. / © fizkes (shutterstock)
Mainzer Bischof Kohlgraf würdigt Ehrenamt. / © fizkes ( shutterstock )

"Wir müssen sie während des Einsatzes begleiten und Hilfsmöglichkeiten sowie Supervision anbieten - im Grunde eine Art von Seelsorge für die Seelsorger", sagte er dem Portal katholisch.de (Donnerstag). Teils geschehe dies bereits.

Bischof Peter Kohlgraf / © Bert Bostelmann (KNA)
Bischof Peter Kohlgraf / © Bert Bostelmann ( KNA )

Kohlgraf würdigte den Einsatz vieler Menschen nach der Flutkatastrophe im Ahrtal im Sommer 2021. Dabei habe sich auch gezeigt, wie gut die Zusammenarbeit zwischen kirchlichen und nichtkirchlichen Organisationen laufe. Ebenso sei "unkompliziert bistums- und landeskirchenübergreifend zum Wohl der betroffenen Menschen" gehandelt worden.

"Je mehr, desto besser"

Die Notfallseelsorge sei ein anspruchsvoller Dienst, fügte der Bischof hinzu. "Aber viele Menschen suchen heute gerade ein Ehrenamt, in das sie sich ganz einbringen können und in dem sie auch für sich etwas lernen. In der Hilfe gegenüber anderen können sie ein Stück weit Zufriedenheit erfahren."

Es sei nicht möglich, diesen Dienst, der rund um die Uhr angeboten werde, ausschließlich mit hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern abzudecken, so Kohlgraf: "So viel Personal kann eine Diözese gar nicht stellen. Wie auch in der Telefonseelsorge braucht es daher in der Notfallseelsorge viele Ehrenamtliche - je mehr, desto besser, denn dann werden die einzelnen Personen nicht überfordert."

Angebote müssen gut vernetzt sein

Jenseits von konkreten Notsituationen müssten Seelsorgekonzepte auch dann greifen, "wenn eine weitere pastorale Begleitung erforderlich ist". Dafür gebe es Seelsorgerinnen und Seelsorger vor Ort, Beratungsdienste etwa der Caritas oder Lebensberatung. Diese Angebote müssten wiederum gut vernetzt sein und Helfende wechselseitig umeinander wissen.

Bei der Flut sei es wichtig gewesen, "dass die Kirche mit anpackt", betonte Kohlgraf. Dabei gehe es ums Zuhören, aber auch um konkrete Hilfen "wie etwa offene Kirchen, die zu Orten wurden, an denen man sich zweckfrei treffen, Schutz suchen, miteinander austauschen konnte".

Mal Spaltung, mal große Nähe

Kohlgraf äußerte sich auch zur Situation der katholischen Kirche. Eine Spaltung zwischen den Gläubigen und der kirchlichen Morallehre erlebe er "seit Jahrzehnten". "Manchmal denke ich als Bischof, ich bewege mich in Parallelwelten", sagte Kohlgraf. Zugleich erlebe er viele Dimensionen von Kirche: "Gerade bei meinen Besuchen in den Gemeinden nehme ich wahr, dass auf dem Gebiet der Seelsorge eine große Nähe zwischen Bischof und Gläubigen bestehen kann."

Wichtig sei, die Seelsorge nicht kleinzureden, mahnte Kohlgraf. "Denn in zahlreichen Bereichen ist sie das kirchliche Kernangebot, das bei vielen Menschen zudem positiv besetzt ist." In den klassischen Feldern der Pastoral sei diese Nähe dagegen "oft nicht mehr erfahrbar".

Bistum Mainz

Mainzer Dom (DR)
Mainzer Dom / ( DR )

Das Bistum Mainz zählt etwa 742.000 Katholiken in rund 300 Pfarreien.

Es ist 7.692 Quadratkilometer groß und erstreckt sich zu zwei Dritteln auf Hessen. Der rheinland-pfälzische Teil entspricht der Region Rheinhessen. Aus historischen Gründen gehört als Enklave auch das in Baden-Württemberg gelegene Bad Wimpfen zum Bistum. 

Quelle:
KNA