Mahnende Stimmen zur Weltklimakonferenz

Hitzige Beratungen

Mit Appellen zum Kampf gegen die Erderwärmung hat die Klimakonferenz im marokkanischen Marrakesch ihre Arbeit aufgenommen. Vertreter von Kirche und Politik mahnen zu raschem Handeln – auch Papst Franziskus ruft dazu auf.

Weltklimagipfel in Marrakesch / © Mohamed Messara (dpa)
Weltklimagipfel in Marrakesch / © Mohamed Messara ( dpa )

Im Vorfeld der Weltklimakonferenz in Marrakesch hat Papst Franziskus am Gewissen der Teilnehmer gerüttelt. Die Beratungen müssten vom Bewusstsein der Verantwortung für das "gemeinsame Haus" der Erde geleitet sein, sagte er am Sonntag auf dem Petersplatz. Das Inkrafttreten des Klimaabkommens von Paris am Freitag nannte er einen "wichtigen Schritt vorwärts". Er zeige, dass die Menschheit zur Bewahrung der Schöpfung zusammenarbeiten und die Wirtschaft in den Dienst der Menschen stellen könne.

Der in Paris vereinbarte Weltklimavertrag war erst drei Tage vor Beginn der Konferenz in Marrakesch in Kraft getreten. Dies war möglich geworden, weil große Staaten und Gemeinschaften wie China, die USA und die EU rasch ratifiziert haben. Damit können die USA auch im Falle eines Wahlsiegs des Klimawandel-Skeptikers Donald Trump nicht so leicht vom Abkommen zurücktreten. Genau genommen findet das neue Klimaabkommen aber erst nach 2020 Anwendung: Solange gilt noch der Vorläufer, das Kyoto-Protokoll.

Zeit zum Handeln

Der Bund für Umwelt und Naturschutz hat die Bundesregierung unterdessen zum Handeln in letzter Sekunde aufgefordert. "Es wäre eine Blamage ohne Gleichen – nicht nur für die Bundesregierung, sondern für Deutschland – wenn wir ohne einen entsprechenden Klimaschutzplan nach Marrakesch kommen", sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger am Sonntag. Zurzeit erlebe man "ein beispielloses Durcheinander in der Regierung". Das Kabinett habe nicht erkannt, dass jetzt "Zeit zum Handeln und nicht zum Verhandeln" sei.

Weiger sagte weiter: "Wir haben riesige Baustellen und wir haben riesige Widerstände, aber wir müssen jetzt wenigstens die Weichen stellen." Ansonsten würde Deutschland ein "fatales Signal" aussenden, nämlich: "Dass man überall dort, wo die Weichen der eigenen Politik anders gestellt werden müssen, sich genauso verhält wie der Rest der Völkergemeinschaft und sagt: Nicht jetzt, nicht hier, nicht heute." Dabei gelte Deutschland international gesehen als Vorreiter beim Klimaschutz und habe Vorbildfunktion.

Der BUND-Vorsitzende warnte vor großen Flüchtlingsbewegungen, die durch einen Klimawandel und eine Erderwärmung um mehr als zwei Grad entstehen könnten. Hunderte Millionen Menschen könnten ihre Existenz verlieren; die Zahl der Flüchtlinge, die klimabedingt auf der Flucht seien, könnte in wenigen Jahren die Zahl der Kriegsflüchtlinge überschreiten. "Dann stehen wir vor weltweiten Wanderungsbewegungen völlig ungeahnter Dimension", sagte Weiger.

Konkrete Umsetzung des Weltklimavertrags

Die neue UN-Klimachefin Patricia Espinosa erklärte am Montag vor Delegierten aus knapp 200 Ländern: "Untätigkeit und der Status quo sind keine Optionen." Auch der marokkanische Außenminister und Konferenzchef Salaheddine Mezouar mahnte: "Die Augen der Welt ruhen auf uns!"

Die Delegierten wollen bis zum 18. November Verfahren und Zeitpläne zur konkreten Umsetzung der Pariser Klimaziele ausarbeiten. Dabei geht es etwa um die Frage, wie arme Länder bei der Anpassung an die Folgen der Erderwärmung unterstützt werden oder wie die ganz unterschiedlichen Klimaziele der Staaten verglichen werden können. Während in der ersten Woche vor allem Experten verhandeln, werden in der zweiten Woche Bundesumweltministerin Barbara Hendricks und andere Politiker erwartet.

Deutlich weniger als zwei Grad

Im vergangenen Jahr hatte die Weltgemeinschaft in der französischen Hauptstadt unter anderem vereinbart, dass die gefährliche Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad begrenzt werden soll. Bislang haben sich 94 Staaten zu der dazu nötigen drastischen Reduzierung von Treibhausgasen verpflichtet.

Frankreichs Umweltministerin Ségolène Royal als Gastgeberin der Konferenz von Paris im vergangenen Jahr übergab zur Eröffnung der Konferenz den Hammer des Vorsitzenden an den marokkanischen Außenminister Mezouar.

Royal betonte insbesondere die Bedeutung einer Klimakonferenz auf dem afrikanischen Kontinent. "Der Klimawandel ist in Afrika am grausamsten und ungerechtesten", sagte sie. "Der afrikanische Kontinent leidet am meisten darunter, ohne dafür verantwortlich zu sein", sagte sie unter Verweis auf Naturkatastrophen und Wüstenbildung. "Von den 50 Ländern, die am meisten von der Klimaerwärmung betroffen sind, befinden sich 36 im subsaharischen Afrika." Die reichen Länder hingegen verhielten sich im Umgang mit natürlichen Ressourcen so, "als ob es drei Planeten gäbe".


Quelle:
dpa , KNA , epd , DR