Mafiakritischer Bischof bereitet Kreuzweg am Kolosseum vor

Herr erbarme Dich unserer Zeit

Weltweit gedenken Christen am Karfreitag des Leidens und Sterbens Christi. In Rom betet Papst Franziskus den Kreuzweg am Kolosseum.

Andacht mit historischem Hintergrund / © Romano Siciliano (KNA)
Andacht mit historischem Hintergrund / © Romano Siciliano ( KNA )

Papst Franziskus hat Erzbischof Giancarlo Bregantini mit den geistlichen Texte für die 14 Stationen des Leben und Sterbens Jesu beauftragt. Der Erzbischof von Campobasso (Molise) ist bekannt als Mahner gegen die Mafia. Seine sozialkritischen Betrachtungen wurden am Freitagvormittag bereits beim Kreuzweg im Kölner Dom vorgetragen. Bregantini geht darin auf die Sünden der Menschen ein, auf Finanzspekulationen und Korruption sowie auf Gleichgültigkeit gegenüber Flüchtlingen und Arbeitslosen.

Leichtfertig sei das Todesurteil über Jesu verhängt worden und Vorurteile hätten sich zu einer Kultur des Rassismus und Ausschließung entwickelt, schreibt Bregantini. "Als Beschuldigter kommt man sofort auf die Titelseite, als Gerechtfertigter auf die letzte!"

Das schwere Kreuz der Arbeitswelt

Über die Wirtschaftskrise heißt es: "Es ist auch die Last all der Ungerechtigkeiten, die zur Wirtschaftskrise mit ihren schwerwiegenden sozialen Folgen geführt haben: Unsicherheit, Arbeitslosigkeit, Entlassungen, Geld, das regiert, anstatt zu dienen, Finanzspekulation, Freitod von Unternehmern, Korruption und Wucher, Auswanderung der Unternehmen."

Bregantini ruft zur Umkehr zu Jesu auf: "Kämpfen wir gemeinsam, einer für die Arbeit des anderen, indem wir Angst und Isolierung überwinden, die Achtung gegenüber der Politik zurückgewinnen und versuchen, gemeinsam aus den Problemen herauszukommen."

Geöffnete Türen für Schutzsuchende

An anderer Stelle ruft Bregantini zur Aufnahme von Flüchtlingen auf, damit sie Sicherheit und Hoffnung gewinnen. Jesus "gibt uns die Kraft, dem, der bei uns anklopft und um Asyl, um Würde und um Heimat bittet, nicht die Tür zu verschließen." In der achten Kreuzwegstation verurteilt Bregantini Gewalt an Frauen: "Weinen wir über die Frauen, die durch Angst und Ausbeutung versklavt sind."

Auch den Missbrauch von Kindern spart der italienische Erzbischof nicht aus: "In dem unschuldigen, entblößten und gefolterten Jesus erkennen wir die verletzte Würde aller Unschuldigen, besonders der Kleinen." Jesus habe den Kreuzestod auf sich genommen, "um den Preis für jeden ungerecht verdeckten Missbrauch zu zahlen und um zu zeigen, dass er, Gott, unwiderruflich und ohne Ausflüchte auf der Seite der Opfer steht."

Bregantini hat sich in seiner Zeit als Bischof im süditalienischen Locri (1994-2007) als entschiedener Gegner der dortigen Mafia, der "Ndrangheta", einen Namen gemacht. 2007 wechselte der Angehörige des Stigmatiner-Ordens an die Spitze des Erzbistums Campobasso-Boiano. In der Italienischen Bischofskonferenz ist Bregantini für den Themenbereich "Arbeit" zuständig.

Die Vorbereitung des Kreuzwegs gilt als große Ehre. Im vergangenen Jahr wurden die Meditationen für den Kreuzweg von Jugendlichen aus dem Libanon unter Leitung des maronitischen Patriarchen Bechara Rai verfasst. Jedes Jahr kommen Zehntausende am Karfreitag zu der traditionellen Andacht vor der Kulisse des antiken Amphitheaters.

Das Wort "Kar" kommt ebenfalls aus dem Althochdeutschen und bedeutet "Kummer". Karfreitag gedenken Katholiken und Protestanten der Kreuzigung Jesu. Neben Aschermittwoch ist dies der einzige Tag, der in der katholischen Kirche als strenger Buß- und Fasttag gilt.


Giancarlo Bregantini (KNA)
Giancarlo Bregantini / ( KNA )
Quelle:
DR , KNA , rv