Lutheraner und Baptisten beschließen ihren Dialog

Unterschiede beim Taufverständnis

Eine vollständige Kirchengemeinschaft ist es nicht geworden. Denn zwischen Baptisten und Lutheranern gibt es weiterhin unterschiedliche Sichtweisen auf die Taufe. Doch zumindest haben sich die beiden Konfessionen weiter angenähert.

Autor/in:
Benjamin Lassiwe
Symbolbild: Taufe / © Ruslan Lytvyn (shutterstock)

So lautet zumindest das Ergebnis eines Dialogs, den beide Kirchen seit 2017 geführt haben, und der im Dezember mit einem Abschlussdokument beendet wurde. Eine volle Kirchengemeinschaft im Sinn der Leuenberger Konkordie wie zwischen Lutheraner und Reformierten wurde nicht erreicht. Diese setzt ein gemeinsames Verständnis aller Sakramente voraus. 

"Bei der Rechtfertigungslehre oder beim Abendmahl setzen wir zwar unterschiedliche Akzente, haben aber keine Widersprüche miteinander", sagt der Generalsekretär des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden, Christoph Stiba. Anders sei das bei der Tauftheologie.

Anfeindungen kritisch aufarbeiten

Für die Baptisten bleibe das persönliche Bekenntnis zum Glauben Voraussetzung für eine Taufe. Die Taufe eines Säuglings dagegen sei nach baptistischer Lehre keine gültige. "Während des Dialogs haben wir aber festgestellt, dass Menschen auf unterschiedlichen Wegen in der Landeskirche und in der Freikirche zum gleichen Ergebnis kommen: Dass sie nämlich Christen und Nachfolger Jesu werden."

Baptisten-Gemeinde in Frankfurt am Main / © Boris Roessler (dpa)
Baptisten-Gemeinde in Frankfurt am Main / © Boris Roessler ( dpa )

Bei den Baptisten würden Säuglinge gesegnet, bevor sie sich später bewusst taufen ließen. Bei den Landeskirchlern gebe es nach der Kindertaufe die Konfirmation, in der sich Jugendliche zum Glauben bekennen. 

"Ich halte es ökumenisch für ein starkes Zeichen, dass die Kirchen sagen, es gibt zwar Unterschiede, aber das ist nicht so kirchentrennend, dass wir nicht gemeinsam auf dem Weg sind", betonte Stiba.

Konkret schlägt die baptistisch-lutherische Lehrgesprächskommission vor, die Geschichte gegenseitiger Anfeindungen kritisch aufzuarbeiten, die Gottesdienst- und Abendmahlsgemeinschaft auszubauen und baptistischen Kandidaten die Vokation für den Religionsunterricht und der theologischen Lehre zu erleichtern.

"Keinen Druck zur Erwachsenentaufe"

Landeskirchler, die in den Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden übertreten, sollte auch ohne erneute Glaubenstaufe die Möglichkeit zur Teilhabe in einer baptistischen Gemeinde gewährt werden. Wie Stiba der Katholischen Nachrichten-Agentur sagte, gibt es schon heute zahlreiche baptistische Gemeinden, die Menschen, welche als Kinder getauft wurden, in ihre Reihen aufnehmen.

 Erwachsenentaufe
 / © Corinne Simon (KNA)
Erwachsenentaufe / © Corinne Simon ( KNA )

Voraussetzung sei, dass ihre Taufe als Kind für sich als den entscheidenden biographischen Akt verstehen und sagen, dass eine Erwachsenentaufe für sie nicht in Frage käme.

"Wir haben festgehalten, dass wir keinen Druck zur Erwachsenentaufe ausüben", sagt Stiba. "Aber wenn sich bei uns Menschen taufen lassen, die zuvor schon als Säugling in der Landeskirche getauft worden sind, wollen wir auch die Religions- und Gewissensfreiheit dieser Menschen respektiert sehen."

"Kirchengemeinschaft auf dem Weg"

Das aus dem lutherisch-baptistischen Dialog erwachsene Dokument "Kirchengemeinschaft auf dem Weg" wurde von der Kirchenleitung der VELKD im September 2023 bestätigt. Es soll im Mai 2024 Thema des Bundesrates des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden werden.

Das Dokument "Kirchengemeinschaft auf dem Weg" kann zusammen mit dem Anhang "Wege zum Christsein", einer Zusammenfassung und dem Editorial des Leitenden Bischofs, als PDF über die Website der EKD abgerufen werden.

Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD)

Die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) wurde 1948 in Eisenach gegründet. Ihr Ziel ist es, die Einheit der lutherischen Kirchen in Deutschland zu fördern und zu stärken. 

Als die Verfassungsgebende Generalsynode am 8. Juli 1948 die Verfassung der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) verabschiedete, legte sie den Grundstein für eine nun 75-jährige Geschichte.

Das Bischofskreuz des Präsidenten des Lutherischen Weltbundes (LWB) auf einer Fahne / © Peter Endig (dpa)
Das Bischofskreuz des Präsidenten des Lutherischen Weltbundes (LWB) auf einer Fahne / © Peter Endig ( dpa )
Quelle:
KNA