Nach Biden-Schelte zu Abtreibungen

Lob und Kritik am Chef der US-Bischöfe

Nach der Kritik des Vorsitzenden der US-Bischofskonferenz an Joe Bidens Haltung zu Abtreibungen, melden sich US-Katholiken mit ihren Meinungen zu Wort. Der Erzbischof Jose Gomez bekam für seine Äußerungen Zuspruch und Ablehnung.

Erzbischof Jose Horacio Gomez Velasco / © Paul Haring (KNA)
Erzbischof Jose Horacio Gomez Velasco / © Paul Haring ( KNA )

Der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz, Erzbischof Jose Gomez, hat mit seiner Warnung an den gewählten Präsidenten Joe Biden ein geteiltes Echo unter US-Katholiken ausgelöst.

Gomez hatte zum Abschluss der Herbsttagung der Bischofskonferenz am Dienstag die Haltung Bidens in der Abtreibungsfrage kritisiert. Der Politiker der Demokraten und praktizierende Katholik Biden lehnt nach eigenen Worten persönlich Schwangerschaftsabbrüche ab, unterstützt aber die Wahlfreiheit der Frau.

"Unvereinbar mit katholischer Position"

Rückendeckung erhält Gomez etwa von der Präsidentin der Anti-Abtreibungsgruppe "Susan B. Anthony List", Marjorie Dannenfelser, die Bidens politische Agenda "unvereinbar mit der katholischen Position zur Abtreibung" nannte.

Bischof Joseph Strickland aus Tyler twitterte, Bidens Politik weiche "in signifikanter Weise von der katholischen Lehre ab". Katholische Politiker, die das Recht auf Abtreibung unterstützen, sollten "schonungsloser verurteilt" werden, so der Präsident der "Students for Life of America", Kristan Hawkins.

Bischöfe würden Keil zwischen Kirche und Gesellschaft treiben

Reformorientierte Katholiken zeigen sich hingegen irritiert über Gomez' Schelte. Dass der Papst Biden gratuliert und gute Zusammenarbeit mit der Kirche vereinbart habe, gleichzeitig aber die Bischöfe diese Kooperation gleich zu beenden versuchten, "sage alles", so der Direktor des Zentrums für Religion und Kultur der Fordham-University, David Gibson.

Verärgert äußerte sich auch die Religionswissenschaftlerin am Manhattan College, Natalia Imperatori-Lee, die den Bischöfen vorhält, "den Kulturkampf fortzusetzen, indem sie die Abtreibung dazu benutzen, einen Keil zwischen Kirche und Gesellschaft zu treiben".

Gomez zeige Führungsschwäche

Als "fürchterlich unglücklich" bezeichnete der Theologieprofessor am Boston College, Thomas Groome, die Gomez-Kritik an Biden. Diese sei geeignet, "uns auseinanderzutreiben".

Auch der Kolumnist des "National Catholic Reporter", Michael Sean Winters, nennt die Kritik "unglücklich". Gomez habe bei der virtuellen Herbsttagung der Bischöfe "Führungsschwäche" gezeigt, indem er dem Druck des konservativen Flügels der Bischofskonferenz nachgegeben habe, schrieb Winters.

Scharfe Ton kam überraschend

Gomez hatte beim Treffen der Bischöfe die Bildung eines Komitees angekündigt, das sich mit der Politik des designierten Präsidenten befassen soll.

Der scharfe Ton des Erzbischofs kam überraschend, nachdem Gomez einer der ersten führenden Kirchenrepräsentanten war, die Biden zu seinem Wahlsieg beglückwünscht hatten.


Quelle:
KNA