Limburger Bischof zeigt sich enttäuscht vom Katholikentag

Wo bleibt die Katechese?

Während die Veranstalter eine durchweg positive Bilanz des Katholikentages ziehen, zeigt sich Familienbischof Franz-Peter Tebartz-van Elst eher enttäuscht. Ja, es sei ein Glaubensfest gewesen, aber so elementare Dinge wie die Katechese und die Beschäftigung mit der Ehe als Sakrament des Glaubens seien zu kurz gekommen, so der Limburger Bischof, der auch Vorsitzender der Unterkommission Katechese und Mission bei der Bischofskonferenz ist.

 (DR)

domradio.de: Herr Bischof, ist hier in Mannheim ein neuer Aufbruch gewagt worden?

Bischof Tebartz-van-Elst: Was mir aus den Begegnungen, die ich hier auf dem Katholikentag hatte, bewusst geworden ist, ist, dass es vielen einfach gut tut, in der Gemeinschaft des Glaubens zusammenzukommen. Das stärkt noch einmal die innere Glaubensgewissheit. In dem Sinne, wie wir hier über den Glauben ins Gespräch kommen, gibt es auch den inneren Ruck, mit dem Glauben wieder stärker Ernst zu machen. Andere mitzubewegen. Ich glaube, dass ist das Wichtigste eines Katholikentages, dass es ein Fest des Glaubens wird.



domradio.de: Hat das Motto vielleicht auch Hoffnungen geweckt, die gar nicht erfüllt werden konnten und so zu Enttäuschungen führen musste?

Bischof Tebartz-van-Elst: Es muss zur Enttäuschung kommen, wenn man den Aufbruch nur von den anderen erwartet. Und nicht bei sich selbst beginnen möchte. Papst Benedikt XVI. hat eine großartige Botschaft zum Katholikentag gesprochen, in der er ja gerade anspricht, dass alle Erneuerung der Kirche nur in uns selbst beginnen kann. Die Erneuerung der Kirche ist zu allen Zeiten, zuerst und zutiefst ein geistliches Geschehen, wo wir uns öffnen für den Geist Gottes, wo wir Ernst machen mit der Botschaft von Ostern, wo wir selbst die Umkehr wagen. Da kommt in uns etwas in Gang, und da können wir auch andere mitbewegen. Das ist der entscheidende Fokus. Ein Katholikentag gelingt in dem Maße, wie wir diese Botschaft ernst nehmen und bei uns selbst beginnen.



domradio.de: Sind wir vielleicht auf dem Weg von einer Volkskirche hin zu einer ganz anderen Kirche?

Bischof Tebartz-van-Elst: Die soziale Gestalt der Kirche verändert sich und hat sich immer verändert in der Kirchengeschichte, auch wenn ihre Botschaft und Sendung die gleiche bleibt zu allen Zeiten. Wir können wahrnehmen, dass grundsätzliche Selbstverständlichkeiten längst nicht mehr in dem Maße prägend sind, wie wir das vor Jahren noch gekannt haben. Es wird immer wichtiger, was der Hl. Augustinus schon gesagt hat: Christ zu sein aus Einsicht und bewusster Entscheidung für den Glauben. Und das heißt, nicht Abschluss von der Welt, aber sehr wohl in kleinen Zellen, Gruppen und Gemeinschaften das miteinander zu teilen, was uns verbindet. Solche auch kleine Gruppen haben dann, wenn sie einer innere Einmütigkeit pflegen, eine große Ausstrahlung in die Gesellschaft und Welt hinein. Insofern ist es wichtig, dass wir uns auf die Keimzellen unseres Glaubens besinnen, die diese Bedeutung haben.



Als Familienbischof nenne ich hier besonders auch die Ehe und Familie. Die Ehe als Sakrament des Glaubens, als Zeichen für die Welt und die Familie, in der sich das realisiert. Da enttäuscht es mich etwas, auf dem Katholikentag erleben zu müssen, dass es eigentlich zu wenige Veranstaltungen gibt, die einmal ausdrücklich diesen Lebensentwurf herausheben, den wir als Kirche mit Ehe und Familie verbinden.  





domradio.de: Wie bringen sie diese Enttäuschung gegenüber den Veranstaltern zum Ausdruck?

Bischof Tebartz-van-Elst: Ich habe natürlich als Familienbischof das Programm daraufhin ganz besonders angeschaut und werde das auch von meiner Seite entsprechend einbringen. Ich habe das hier an verschiedenen Stellen auch schon gesagt. Auch das Thema Katechese ist sehr defizitär vertreten. Der Heilige Vater hat das Jahr des Glaubens ausgerufen, es wird am 50. Jahrestag der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils dann feierlich eröffnet werden. Das ist eine unglaubliche Chance, Aufmerksamkeit für die Botschaft unseres Glaubens zu wecken. Es fordert uns geradezu zu einem verstärkten katechetischen Bemühen auf. Katechese ist eine Vergewisserung des Glaubens und ich hätte mir gewünscht, dass auch hier ausdrücklichere Veranstaltungen zur Katechese stattgefunden hätten. Eine habe ich entdeckt im Programm. Ich hätte mir gewünscht, dass wir uns damit stärker auseinander gesetzt hätten mit diesen vielfältigen Fragen, etwa der der Erwachsenen-Katechese, der Bedeutung von Pastoral für Taufbewerberinnen und Taufbewerber, einer Erneuerung der Taufgnade.



domradio.de: Sollte sich der Katholikentag also selbst hinterfragen, weil er bestimmte Themen ganz und gar aus den Augen verliert, die im Zentrum des katholischen Glaubens stehen?

Bischof Tebartz-van-Elst: Es wird ja sicherlich eine Reflexion des Katholikentages geben, und wenn ich das als ein Defizit wahrnehme, will ich ja damit sagen, es müsste eigentlich beim nächsten Katholikentag anders sein. Ich werde mich gerade als Familienbischof und als Leiter der Unterkommission Katechese und Mission in der Bischofskonferenz, dafür einsetzen, dass diese Themen stärker in den Fokus auch des kirchlichen Gespräches, des Dialogs kommen. Denn wir haben uns ja auf die Fahnen geschrieben, dass wir Dialog führen wollen. Und der müsste ja eigentlich gerade sich auf die Themen beziehen, die uns so wichtig sind und die uns so am Herzen liegen.



Das Interview führte Johannes Schöer.