Libanesische Caritas fürchtet Ressentiments gegen Flüchtlinge

"Manchmal ist es einfach zu viel"

Die Caritas im Libanon befürchtet wegen der Flüchtlinge aus Syrien zunehmende gesellschaftliche Spannungen im Land. "Die Ressentiments haben deutlich zugenommen", warnt die Organisation.

Syrische Flüchtlinge im Libanon / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Syrische Flüchtlinge im Libanon / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

Die Menschen seien besorgt um ihre Arbeit sowie wegen der Knappheit an Nahrungsmitteln, sagte der führende Mitarbeiter der Organisation, Bruno Atieh, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Im Libanon leben bei einer Bevölkerung von 4,5 Millionen Menschen mindestens 1,1 Millionen syrische Kriegsflüchtlinge.

Die Caritas hilft nach den Worten von Atieh vor allem Frauen und Kindern unter den Geflohenen. Das Caritas Lebanon Migrants Centre (CLMC) bietet sichere Unterkünfte für weibliche Opfer von Gewalt sowie für Kinder, die ihre Eltern verloren haben. Fester Bestandteil der Arbeit sind Schulangebote. Eine Reihe von Projekten solle sowohl den Flüchtlingen als auch der einheimischen Bevölkerung zugutekommen, betonte Atieh. Er leitet seit kurzem die Programmabteilung des katholischen Verbands, zu der auch das CLMC gehört.

"Situation für die Flüchtlinge wird noch härter"

Atieh zeigte sich überzeugt, dass die meisten Flüchtlinge in ihre Heimat zurückkehren wollen, sobald der Krieg in Syrien beendet ist. Dies werde aber noch Jahre dauern, wie zu befürchten sei. "Die Menschen im Libanon zu integrieren, ist keine Option." Die Haltung der Regierung sei in diesem Punkt "sehr strikt", schilderte der Caritas-Mitarbeiter. Im vergangenen Jahr seien zeitweise die Grenzen geschlossen worden. Die im Land befindlichen Syrer haben offiziell keine Arbeitserlaubnis.

Mit Blick auf den neuen libanesischen Staatspräsidenten Michel Aoun sagte Atieh, die Situation der Flüchtlinge werde nun "noch härter". Es sei aber klar, dass kein syrischer Flüchtling ohne Sicherheitsgarantien in seine Heimat zurückgeschickt werden dürfe. Ex-General Aoun hatte sich mit deutlichen Worten gegen die Syrer geäußert. Der maronitische Christ war Anfang November an die Staatsspitze gewählt worden. Laut Verfassung muss der libanesische Präsident Christ sein; die Position war über zwei Jahre vakant. In dem Land leben rund ein Drittel Christen, die meisten sind katholisch.

Dank für internationale Unterstützung 

Nach den Worten von Atieh wäre die Arbeit seines Verbandes ohne internationale Hilfe nicht möglich. Er dankte für die vielfältige Unterstützung aus dem Ausland, vor allem von Caritas international. Die rund 680 Caritas-Mitarbeiter im Libanon stießen oft an ihre persönliche Belastbarkeit, schilderte er: "Zerrissene Familien, geschlagene Frauen, Kinder ohne Eltern - manchmal ist es einfach zu viel." Selbst wenn man allen helfen wolle, erreiche man bei weitem nicht jeden, der Hilfe benötige.

Atieh hält sich derzeit für eine Woche in Deutschland auf. Er nimmt unter anderem in Augsburg an der dreitägigen Fachkonferenz "Transnational Exchange III" teil. Dabei diskutieren rund 70 Experten aus 16 Ländern über Erfahrungen mit rückkehrwilligen Flüchtlingen sowie entsprechende Strategien. Veranstalter ist das Referat Migration und Auslandshilfe des Caritasverbandes in der Diözese Augsburg. Der Verband hat intensive Kontakte zu den Flüchtlingshelfern im Libanon und anderen Ländern.


Quelle:
KNA