Die Kunstinstallation, die aussieht wie ein liegender Achter und dem Titel "Unendlichkeit des Lichtes" prägt nun weithin sichtbar das nächtliche Stadtbild. Mit rund 4.900 LED-Lichtpunkten schwebt die 28 Meter breite und sechs Meter hohe Aluminiumkonstruktion hoch über dem Portal der zweithöchsten Kirche Wiens nach dem Stephansdom.
Mit der Illuminierung fand ein mehr als zweijähriger Planungs- und Umsetzungsprozess seinen sichtbaren Abschluss. Die Installation wurde in enger Zusammenarbeit von Statikern, Lichttechnikern und Montageexperten realisiert und ist für extreme Witterungsbedingungen ausgelegt. Laut den Projektverantwortlichen stellen auch starke Windlasten keine Gefahr für das Bauwerk dar; mögliche Schwingungen seien technisch einkalkuliert.
"Unendlichkeit im Licht sichtbar machen"
Für Thanner ist Licht zentrales Ausdrucksmittel ihres künstlerischen Arbeitens. "Licht ist für mich das Leben. Und irgendwann kam der Impuls, die Unendlichkeit im Licht sichtbar zu machen - nicht abstrakt, sondern real im Stadtraum", sagte sie im Vorfeld der Illuminierung. Das Motiv der Unendlichkeit verstehe sie nicht als fernes, metaphysisches Konzept, sondern als etwas zutiefst Menschliches: "Es geht um Verbindung, Weitergabe, Transformation."
Die Finanzierung des Projekts erfolgte ausschließlich über private Unterstützerinnen und Unterstützer. Auf öffentliche Förderungen sowie auf ein persönliches Honorar verzichtete die Künstlerin. Damit, so Thanner, sollte die künstlerische Unabhängigkeit gewahrt bleiben "und die Menschen, die auf die Votivkirche blicken, sollen nicht an die Bezahlung dahinter denken, sondern an etwas Wunderschönes".
Neuer Akzent nach Himmelsleiter
"Unendlichkeit des Lichtes" knüpft an Thanners vielbeachtete "Himmelsleiter" an, die am Wiener Stephansdom bereits 2021 zu sehen war, setzt jedoch einen anderen Akzent. Während die "Himmelsleiter»" als vertikaler Aufstieg gedacht war, beschreibt Thanner die neue Installation als Bewegung und Kreislauf: "Sie verbindet. Sie fließt. Und sie ist stark - so kraftvoll, dass das Licht die Dunkelheit verdrängt." Auch in Münster, Köln und Paris gibt und gab es Installationen von Thanner.
Auch von Kirchenseite wird die Installation als starkes Zeichen gelesen. Der für Wien zuständige Bischofsvikar Dariusz Schutzki sprach bei der Präsentation des Kunstwerks von einem Symbol, das "an die Sehnsucht nach dem Ewigen Leben, an Gottes endlose Liebe und die Hoffnung auf Vollendung" erinnere.
Die Installation lade dazu ein, im Alltag innezuhalten und über das Wesentliche nachzudenken. Auch Votivkirchen-Pfarrer Josef Farrugia zeigte sich nach anfänglicher Skepsis überzeugt. Die Lichtskulptur wird bis zum 1. August 2026 allabendlich erleuchtet sein; eine Verlängerung ist nicht ausgeschlossen.