Letzte Arbeiten an Umwelt-Enzyklika

Papst-Entwurf noch vor Ostern?

Die Umwelt-Enzyklika von Papst Franziskus soll noch vor der Sommerpause erscheinen - als Beitrag des Vatikan zum Pariser Klimagipfel. Die Arbeiten gehen in die Endphase.

Autor/in:
Johannes Schidelko
Abholzung von Regenwald am Amazonas / © Ernst Herb (KNA)
Abholzung von Regenwald am Amazonas / © Ernst Herb ( KNA )

Für eine Woche hat Papst Franzsikus ab Montag alle übrigen Termine abgesagt - mit Ausnahme der Generalaudienz am Mittwoch - um die verschiedenen Vorschläge und Entwürfe zu sichten und in eine Endfassung zu bringen. Thema des Schreibens sind ökologische Fragen. Falls das Manuskript in dieser Woche fertiggestellt wird, könnte der Text noch vor der Sommerpause herauskommen.

Seit über einem Jahr arbeitet Franziskus bereits an seiner Enzyklika über Umweltfragen. Mehrfach berichtete er selbst bei seinen "fliegenden Pressekonferenzen" über das Projekt: dass er sich intensiv eingelesen habe; dass er mit etlichen Bischöfen und Theologen, aber auch mit Wissenschaftlern und Vertretern anderer Religionen über das Thema diskutiert habe, darunter auch der auf diesem Feld ausgewiesene Amazonasbischof Erwin Kräutler; und dass er den zuständigen Kurienkardinal Peter Turkson vom Rat "Iustitia et Pax" um einen ersten Entwurf gebeten habe.

"Naturwissenschaftliche Fragen brauchen besondere Sorgfalt"

Diesen Entwurf hat Franziskus dann zunächst mit einigen Experten gesichtet, in einem weiteren Arbeitsschritt mit Theologen beraten und dann der Glaubenskongregation, dem Staatssekretariat und dem Theologen des Päpstlichen Hauses zugeleitet. Sie müssten den Text gründlich durchsehen, damit keine "Dummheiten" stehen blieben, meinte Franziskus schmunzelnd auf dem Flug von Sri Lanka im Januar. Denn gerade bei Äußerungen zu naturwissenschaftlichen Fragen sei besondere Sorgfalt angesagt, um ungute Festlegungen zu vermeiden.

Über den Inhalt der Enzyklika ist bislang nichts Konkretes bekannt, auch nicht über ihren Umfang. Wiederholt hatte Franziskus in Ansprachen die Schädigung der Natur durch den Menschen beklagt. Der Mensch beherrsche die Schöpfung, spiele sich zum Herrn der Natur, der "Schwester Erde", auf. "Gott vergibt immer, wir, die Menschen, vergeben manchmal, die Natur vergibt aber nie", zitierte er ein Sprichwort. Als Beispiel verwies der Papst auf die enormen Abholzungen im Amazonas, aber auch auf bedenkliche Monokulturen, etwa der Soja-Pflanze, die dem Boden alles abverlange und ihn damit auslauge.

Erstes eigenständiges Lehrschreiben

Neben klassischem Umweltschutz soll es auch um Fragen der "Ökologie des Menschen" gehen. Es gelte, den Menschen gegen eine Selbstzerstörung zu schützen; denn man könne nicht Pflichten gegenüber der Umwelt fordern und sie gegenüber dem Menschen ignorieren, ist Franziskus überzeugt.

Es ist nicht das erste große Lehrschreiben von Papst Franziskus, aber sein erstes eigenständiges. Bereits im Juni 2013 war die Enzyklika "Lumen fidei" - über das Licht des Glaubens - erschienen, die er gemeinsam mit seinem Vorgänger Benedikt XVI. (2005-2013) verfasste.

Kritik an Klimagipfel 2014

Der geplante Erscheinungstermin vor der Sommerpause ist nicht zufällig gewählt. Franziskus hat dabei auch den nächsten Weltklimagipfel im Blick, der vom 30. November bis 11. Dezember in Paris stattfindet. Franziskus machte keinen Hehl daraus, dass er mit den Ergebnissen des Gipfels im peruanischen Lima im Dezember 2014 nicht zufrieden war. Er sei vom "Mangel an Mut" der Konferenz enttäuscht gewesen - und er hoffe, dass die Delegierten in Frankreich mehr Fortschritte machen. Dazu wolle er mit seiner Enzyklika einen Beitrag leisten.

Falls der Papst das Manuskript zum Wochenende abschließt, geht es an die Übersetzer. Der Vatikan legt Wert darauf, dass große Papstdokumente gleichzeitig in mehreren Sprachen erscheinen. Man will verhindern, dass durch Eigenübersetzung unterschiedliche Fassungen kursieren. Zuständig sind die Sprachsektionen des Staatssekretariates. Sie müssen den spanischen Urtext zunächst auf Italienisch, Englisch, Französisch, Deutsch und vermutlich auch auf Portugiesisch und Polnisch übertragen - und auf Latein. Man darf spekulieren, dass der Papst für seine Wortmeldung zur Ökologie bald auch weiteren Sprachfassungen herausgeben will, etwa auf Arabisch und Chinesisch.


Quelle:
KNA