Papst Leo XIV. hat die Bischöfe ermahnt, Vorwürfe sexuellen Missbrauchs durch Geistliche nicht zu vertuschen, sondern umgehend zu behandeln. "Sie können nicht in die Schublade gesteckt werden", sagte er laut Vatikanangaben von Freitag, sondern "müssen mit Barmherzigkeit und wahrer Gerechtigkeit angegangen werden, sowohl gegenüber den Opfern als auch gegenüber den Beschuldigten".
Leo XIV. äußerte sich beim sogenannten Baby-Bischofs-Kurs für Oberhirten aus aller Welt, die in den vergangenen zwölf Monaten geweiht wurden. Da der Papst bis zu seiner Wahl am 8. Mai die Vatikanbehörde für die Bischöfe leitete, dürfte er an der Ernennung der meisten Anwesenden beteiligt gewesen sein.
"Alte Antworten reichen nicht"
Bei der rund dreistündigen Begegnung am Donnerstag zeigte Leo Verständnis für Herausforderungen und Probleme, mit denen neu ernannte Bischöfe konfrontiert sein könnten. Es sei wichtig, "den Kontakt zur Welt zu erneuern", um die Fragen zu beantworten, die sich Männer und Frauen heute stellten, etwa nach dem Sinn des Lebens und dem Bösen in der Welt. "Vorgefertigte Antworten, die man vor 25 Jahren im Priesterseminar gelernt hat, reichen nicht aus", betonte der neue Papst.
Die neuen Bischöfe sollten mutig und beharrlich sein und als Hirten dem Volk und den Priestern nahe stehen. Ebenso sollten sie barmherzig, standhaft, aufmerksam und dialogfähig sein. Leo forderte sie auf, die Rolle und Integration der Laien im Leben der Kirche wertzuschätzen und dem "unbewaffneten und entwaffnenden" Frieden zu dienen, denn: "Friede ist eine Herausforderung für alle!", so der Pontifex.
Sehnsucht junger Menschen nach Spiritualität
Die Belange junger Menschen müssten stärker berücksichtigt werden, forderte der Papst. Ihre Sehnsucht nach Gemeinschaft und Gebet und ihr Durst nach spirituellem Leben seien weder in der virtuellen Welt noch mit den "typischen Erfahrungen unserer Pfarreien" zu stillen.
Die Bischöfe warnte er vor der Versuchung, eine eigene Gruppe zu bilden und sich in diese zurückzuziehen. Leo betonte, Synodalität sei nicht eine pastorale Methode, sondern "ein Stil der Kirche, des Zuhörens und der gemeinsamen Suche nach der Mission, zu der wir berufen sind".