Papst Leo XIV. hat die geistlichen Bewegungen an den Kern des kirchlichen Auftrags erinnert und zur Überwindung von Streit in der Kirche aufgerufen.
In seiner ersten Pfingstpredigt auf dem Petersplatz zitierte der vor einem Monat gewählte Papst seinen Vorvorgänger Benedikt XVI. mit den Worten: "Die Kirche [...] muss die Grenzen zwischen den Völkern öffnen und die Barrieren zwischen Klassen und Rassen niederreißen. In ihr darf es keinen geben, der vergessen oder verachtet wird. In der Kirche gibt es nur freie Brüder und Schwestern Jesu Christi."
Weiter sagte der Papst vor rund 70.000 Anhängern geistlicher Bewegungen: "Gott überwindet unseren Egoismus, unsere Ängste, die uns blockieren, unseren Narzissmus, der uns nur um uns selbst kreisen lässt." Mit Blick auf negative Folgen der Internet-Kommunikation fuhr er fort: "Es ist traurig zu beobachten, wie wir in einer Welt, in der es immer mehr Möglichkeiten zur sozialen Begegnung gibt, paradoxerweise Gefahr laufen, einsamer zu werden - stets verbunden und doch unfähig, Netze zu knüpfen, immer umgeben von vielen Menschen und doch orientierungslos und einsam."
Gegen Ausgrenzung und Nationalismus
Seinen Vorgänger Franziskus zitierend betonte der Papst: "Es gibt heute in der Welt viel Zwietracht, viel Spaltung." Ein tragisches Zeichen dafür seien "die Kriege, die unseren Planeten erschüttern." Die geistlichen Bewegungen rief Leo XIV. auf, sich einzusetzen für "den Aufbau einer Welt, in der der Friede herrscht". Er betonte: "Wo Liebe ist, gibt es keinen Platz für Vorurteile, für Sicherheitsabstände, die uns von unseren Mitmenschen entfernen, für die Logik der Ausgrenzung, die wir leider auch in den politischen Nationalismen aufkommen sehen."
Mit Nachdruck wandte sich Leo gegen Spaltungen in der Kirche und sagte: "Der Geist öffnet uns für die Freude der Geschwisterlichkeit. Und das ist auch für die Kirche ein entscheidendes Kriterium: Wir sind nur dann wirklich die Kirche des Auferstandenen und Jünger von Pfingsten, wenn es unter uns keine Grenzen und Spaltungen gibt, wenn wir in der Kirche miteinander ins Gespräch kommen, uns gegenseitig annehmen und unsere Verschiedenheiten integrieren, wenn wir als Kirche zu einem Ort der Aufnahme und Gastlichkeit für alle werden."
Vor dem feierlichen Pfingstgottesdienst hatte der Papst im offenen Papamobil ein Bad in der Menge genommen. Auf seiner mehr als 20 Minuten dauernden Rundfahrt über den Petersplatz und durch die Via della Conciliazione segnete er zahlreiche Kleinkinder.