Leiter des Katholisch-Sozialen Instituts lobt Namenswahl von Leo XIV.

"Ein Papst wählt mit seinem Namen auch eine Art Programm"

Das Katholisch-Soziale Institut ist eine Akademie für Erwachsenenbildung im Erzbistum Köln und wurde auf der Grundlage der katholischen Soziallehre gegründet. Der neue Papst Leo XIV. schürt Hoffnungen bei Direktor André Schröder.

Autor/in:
Uta Vorbrodt
Gottesdienst mit Papst Leo XIV. in der Sixtina / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Gottesdienst mit Papst Leo XIV. in der Sixtina / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

DOMRADIO.DE: Warum ist es wichtig, welchen Namen der neue Papst wählt? 

André Schröder (Kommissarischer Direktor im Katholisch-Sozialen Institut / KSI): Ein Papst wählt sich mit seinem Namen auch immer eine Art Programm, wenn man so will. Bei Franziskus war das natürlich Franz von Assisi, bei Papst Leo XIV. dürfen wir annehmen, dass er sich an dem orientiert, was sich sein Namensvorgänger Papst Leo XIII. auf die Fahnen geschrieben hat. 

Papst Leo XIII. gilt als Wegbereiter der katholischen Soziallehre, weil er im 19. Jahrhundert in der aufkommenden Hochindustrialisierung die erste Sozialenzyklika veröffentlicht hat. 

DOMRADIO.DE: Was ist denn überhaupt katholische Soziallehre? 

Schröder: Die katholische Soziallehre ist das, was die Kirche zu den sozialen Fragen unserer Zeit zu sagen hat. Im 19. Jahrhundert waren das Fragen der Arbeitnehmerschaft, Fragen des gerechten Lohns beispielsweise. Heute wären das vielleicht eher Fragen der Nachhaltigkeit oder der Digitalität. 

André Schröder

"Wir erhoffen uns von Papst Leo XIV., dass er ein politischer Papst sein möchte"

DOMRADIO.DE: Mit seiner Namenswahl hat sich der neue Papst also positioniert. Welches Signal steckt für Sie in der Namenswahl von Leo XIV.? 

Schröder: Da wir als KSI von Kardinal Frings 1947 auf der Grundlage der katholischen Soziallehre gegründet worden sind, ist das etwas, das uns sehr stark prägt. Wir erhoffen uns von Papst Leo XIV. das Signal, dass er ein politischer Papst sein möchte. Jemand, der sich die großen Fragen von Einheit, Frieden und Dialog auf die Fahnen schreibt, der sich aber auch ganz akuten sozialen Fragen zuwendet.

Wenn wir auf die Vita von Papst Leo XIV. zurückschauen, sind da auch die nötigen Zutaten, wenn man so will, dass er das angehen kann. Es ist natürlich ein großes Pfund, was er zu bearbeiten hat. Aber er bringt die nötigen Rahmenbedingungen mit, um genau ein solcher Papst zu sein. 

DOMRADIO.DE: Sie haben das Thema, was wir vom Pontifikat von Leo XIV. erwarten können, für die kommende Woche bei einer öffentlichen Podiumsdiskussion auf Ihr Programm gesetzt. Was erwartet die Besucherinnen und Besucher bei dieser Veranstaltung? 

Schröder: Wir haben am Dienstagabend ein kleines Podium mit drei spannenden Gesprächspartnern zur Papstwahl und zum Pontifikat von Leo XIV. vorbereitet. Unter anderem kommt Franz Meurer, der hier im Rheinland als der Sozialpfarrer aus Köln bekannt und sozusagen unser soziales Gewissen im Erzbistum Köln ist.

Wir haben außerdem Monsignore Prof. Dr. Peter Schallenberg zu Gast, der lange Jahre Konsultor im Dikasterium für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen im Vatikan war und den vatikanischen Apparat auch von innen heraus kennt. Er ist dort sehr eng vernetzt und kann auch aus der Innenperspektive berichten. 

Das Interview führte Uta Vorbrodt. 

Sozialenzyklika

Sozialenzyklika ist die Bezeichnung für ein päpstliches Schreiben zu sozialen Fragen. Wie zur Glaubens- und Sittenlehre, so äußert sich das päpstliche Lehramt auch zur Soziallehre. Es tut dies unter anderem in Form der Enzyklika, zu deutsch "Rundschreiben". Die erste Sozialenzyklika "Rerum novarum" wurde am 15. Mai 1891 von Papst Leo XIII. vorgelegt. Sie ist, wie bei Enzykliken üblich, nach den Anfangsworten des in der Regel lateinischen Originaltextes benannt. Die Kirche äußerte sich in ihrer Lehrverkündigung immer schon über das rechte Verhalten in der Gesellschaft.

70 Jahre päpstliche Sozialenzyklika "Rerum Novarum" im Jahr 1961 / © N.N. (KNA)
70 Jahre päpstliche Sozialenzyklika "Rerum Novarum" im Jahr 1961 / © N.N. ( KNA )
Quelle:
DR

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