Leiter der Berufungspastoral Köln begleitet Pilgerwanderung

"Es ist Erstaunliches passiert"

Beten statt Ballermann: Eine Gruppe junger Menschen ist auf Mallorca gepilgert und hat sich auf die Suche nach Gott gemacht. Gerald Mayer von der Berufungspastoral im Erzbistum Köln hat sie begleitet und zieht ein positives Fazit.

Zwischen Feldwegen und Bergpfaden liegt hin und wieder auch eine Landstraße / © Christine Haß (berufen.de)
Zwischen Feldwegen und Bergpfaden liegt hin und wieder auch eine Landstraße / © Christine Haß ( berufen.de )

DOMRADIO.DE: Was genau hat die Gruppe auf Mallorca gemacht und wer war dabei?

Gerald Mayer begleitet Menschen auf dem Weg zu ihrer Berufung. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Gerald Mayer begleitet Menschen auf dem Weg zu ihrer Berufung. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Gerald Mayer (Leiter der Diözesanstelle für Berufungspastoral im Erzbistum Köln): Anders als viele andere Deutsche sind wir gepilgert. Wir waren nicht im All-inclusive-Urlaub, sondern es ging um einen ganz besonderen Tagesrhythmus von Stille, von Gebet, von Austausch und natürlich von Wandern. Insgesamt 50 Kilometer sind wir in Gemeinschaft gewandert.

Das Ziel war einfach, ein bisschen frei von allem zu werden, was einen im Alltag einengt: den Anfragen von anderen, das, was man selbst vielleicht mit sich herumschleppt und mit ein bisschen Abstand aufs Leben zu gucken und darauf zu hören, was Gott denn für mein Leben vorhat und was er mir gerade mit auf den Weg geben möchte. Wir hatten zwölf junge Menschen von 18 bis Ende 20 dabei.

Gerald Mayer

"Das Ziel war einfach, ein bisschen frei werden von allem, was einen im Alltag einengt."

DOMRADIO.DE: Was waren die konkreten Fragen der Pilger?

Mayer: Bei einigen war es ganz konkret das Anliegen, in diesen fünf Tagen mal zu gucken, ob der Weg in eine Ordensgemeinschaft oder in ein Kloster etwas sein kann, was das Leben erfüllt. Ist das etwas, womit man glücklich werden kann? Ist das etwas, was Gott von mir möchte?

Für andere war es die Frage, ob man ins Priesterseminar gehen möchte. Kann das ein Weg sein, der mich glücklich macht und bei dem ich meine Talente und Fähigkeiten so einsetzen kann, wie ich das möchte, wo aber auch meine Sehnsüchte gestillt werden können, die ich habe?

Und bei anderen schließlich ging es dann vielleicht um Fragen, die jedem von uns bekannt vorkommen. Zum Beispiel nach dem Wunsch, eine Beziehung zu führen, eine Familie zu gründen und ob der Partner, die Partnerin der oder die richtige ist.

Gerald Mayer hat die jungen Pilgerinnen und Pilger begleitet / © Christine Haß (berufen.de)
Gerald Mayer hat die jungen Pilgerinnen und Pilger begleitet / © Christine Haß ( berufen.de )

Wir hatten einige angehende Lehrerinnen und Lehrer dabei, die nochmal auftanken wollten, die sich auch die Frage gestellt haben, ob der Weg in die Schule das Richtige ist. Ist es das, was mich von meinem Talent, von meinen Fähigkeiten am meisten abholt und wo ich die am besten einsetzen kann?

Alle hatten gemeinsam die Frage, was Gott einem mit auf den Weg gegeben hat. Was sind meine Bedürfnisse, die ich habe? Was ist das, was ich kann und wie kann ich das in meinem Leben so einsetzen, dass nicht nur ich glücklich werde, sondern dass ich damit auch das Leben anderer Menschen zum Positiven verändern kann? Das war so eine gemeinsame Frage, die alle umgetrieben hat, die da mit uns unterwegs waren.

Gerald Mayer

"Und es geht uns darum, diese jungen Menschen zum Hören zu bringen und einen Raum zu schaffen, auf den Ruf Gottes zu hören."

DOMRADIO.DE: Gab es denn auch Antworten? Haben sich die Pilger anschließend zufriedener gefühlt?

Mayer: Erstaunlicherweise ja. Als wir losgepilgert sind und eine erste Runde gemacht haben, in der diese Fragen offen in den Raum geworfen wurden, habe ich gedacht, dass das schon ziemlich existenzielle Fragen sind, die gestellt werden. Ich weiß für mich, der diese Tage mit meinen Kolleginnen und Kollegen begleitet hat, dass ich darauf keine Antwort habe.

Aber ich muss darauf auch keine Antwort haben. Die Antwort gebe nicht ich, sondern die gibt Gott im Gebet, in der Auseinandersetzung mit ihm.

Immer wieder hielten die Pilger kurze Gebete / © Christine Haß (berufen.de)
Immer wieder hielten die Pilger kurze Gebete / © Christine Haß ( berufen.de )

Es geht uns darum, diese jungen Menschen zum Hören zu bringen und einen Raum zu schaffen, auf den Ruf Gottes zu hören. In dieser Zeit ist wirklich Erstaunliches passiert. Es gab junge Menschen, die vielleicht diese Frage nicht abschließend klären konnten, aber die im Gebet und im Gespräch mit anderen, in der Gemeinschaft oder einfach im Stillwerden einen großen Schritt auf die Antwort dieser Fragen zugegangen sind. Die wissen jetzt, dass sie sich noch mal viel intensiver damit beschäftigen wollen.

Es gab sehr viel Sicherheit, die in der Beantwortung dieser Fragen in den jungen Menschen gewachsen ist. Das ist wirklich wundervoll. Das war ein Erfolgserlebnis, von dem ich denke, dass ich selbst nicht viel dafür tun konnte, außer diesen Raum bei der Pilgerfahrt aufzuspannen.

DOMRADIO.DE: Wie sah die spirituelle Begleitung denn aus?

Mayer: Wir hatten einen festen Tagesrhythmus. Wir sind morgens mit einem reichhaltigen Frühstück gestartet, um uns zu stärken. Danach haben wir das Tagesevangelium gehört, also das Wort Gottes, das genau für diesen Tag ausgewählt wurde.

Dann sind wir erst mal in Stille gewandert und jeder hatte die Möglichkeit, dieses Evangelium in seinem Kopf noch mal durchzugehen und darüber nachzudenken. Danach sind wir gemeinsam beim Wandern in den Austausch darüber gegangen und sind so den ganzen Tag lang mit dem Wort Gottes im Hinterkopf gewandert, haben gesprochen, haben Gemeinschaft erlebt.

In diesen Gesprächen ist so viel an Denkarbeit passiert, ist so viel in den jungen Menschen aufgebrochen, dass sich dann bis zum Ende des Tages vielleicht eine neue Perspektive aus diesem Wort Gottes heraus ergeben hat.

Gerald Mayer

"Mallorca ist einfach ein Sehnsuchtsort."

DOMRADIO.DE: Warum waren Sie ausgerechnet auf Mallorca, wenn es da noch so sommerliche Partystimmung herrscht und Sangria getrunken wird?

Mayer: Sangria haben wir natürlich auch getrunken. Das gehört zu einem Gemeinschaftserlebnis auf Mallorca dazu. Aber Mallorca ist einfach ein Sehnsuchtsort.

Je mehr ich über diese Insel gewandert bin, desto mehr kann ich verstehen, dass das auch ein Sehnsuchtsort abseits vom Ballermann sein kann. Es gibt eine grandiose Landschaft, es gibt sehr schöne Wanderwege.

Die Steilküsten der Insel sind zum Wandern besonders herausfordernd / © Christine Haß (berufen.de)
Die Steilküsten der Insel sind zum Wandern besonders herausfordernd / © Christine Haß ( berufen.de )

Wenn man abseits der Küste unterwegs ist, ist man auch als Gruppe viel allein unterwegs. Es gibt wirklich viel Raum, man kann in die Weite blicken, man ist bei sich, man ist unter sich. Das macht den Geist frei von den Nöten, von den Sorgen, von den Gedanken des Alltags.

Ich glaube, das kann man an vielen Orten auf der Welt machen. Auf Mallorca war es jetzt besonders schön, auch mit dem Sangria und auch mit der Sonne und auch mit den schönen Temperaturen.

Das Interview führte Florian Helbig.

Berufungspastoral im Erzbistum Köln

Nach eigenen Angaben begleitet die Berufungspastoral im Erzbistum Köln Menschen bei dem Findungsprozess ihrer Berufung im breiten Feld der Seelsorge. Sie informieren über kirchliche Berufsmöglichkeiten wie Priester, Gemeindereferentin, Diakon oder Ordensfrau. 

Quelle: berufen.de

berufen.de / © dr (DR)
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