Leipzigs Oberbürgermeister kritisiert Fremdenfeindlichkeit

Kaum auszuhalten

Ende Mai startet der Katholikentag in Leipzig. Fremdenfeindliche Gruppen wie "Legida" schaden jedoch schon länger dem Image der Stadt. Oberbürgermeister Jung leidet unter der aufgeheizten Stimmung.

Rechte Parole an Leipziger Ortsschild (Archiv) / © Sebastian Willnow (dpa)
Rechte Parole an Leipziger Ortsschild (Archiv) / © Sebastian Willnow ( dpa )

Dem Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) machen die fremdenfeindlichen Aktivitäten in der Region zu schaffen. "Ich halte die Stimmung im Land Sachsen kaum noch aus - und das betrifft auch meine Stadt", sagte er in einem am Samstag veröffentlichten Interview mit www.100tage100menschen.de, einer Website des 100. Deutschen Katholikentags im Mai in Leipzig. "Wären da nicht die vielen optimistischen Menschen, all die ehrenamtlichen Helfer, die sehr aktiv versuchen, Willkommenskultur zu leben, die auch sehr deutlich auf der Straße ihren Widerstand formulieren, dann könnte man fast verzweifeln", räumte Jung ein.

Für Weltoffenheit einstehen

Es richte ihn aber auf, "dass die große Mehrheit der Bevölkerung sich sehr wohl abzugrenzen weiß gegen jede Form von Fremdenfeindlichkeit und Rassismus", betonte das Stadtoberhaupt. Es sei "unerlässlich, dass alle demokratischen Parteien, egal wo im politischen Spektrum sie sich verorten, zusammenstehen, dazu Kirchen, Gewerkschaften, Vereine und Verbände, um deutlich zu machen, dass sie sich für eine andere Kultur im Land einsetzen", sagte Jung. Er äußerte den Wunsch, "dass die Politiker vor Ort stets klarer und deutlicher werden und Bündnisse schmieden um zu zeigen, dass sie für ein anderes, weltoffenes Deutschland einstehen".

Der Oberbürgermeister äußerte sich im Rahmen einer multimedialen Werbekampagne für den 100. Katholikentag, der vom 25. bis 29. Mai in Leipzig stattfindet. Dabei erzählen die Veranstalter unter www.100tage100menschen.de Geschichten von Menschen, die mit dem Christentreffen in der Messestadt in Verbindung stehen oder in Berührung kommen werden.

Weniger als 20% der Leipziger getauft

Der Protestant Jung hob hervor, dass der Katholikentag in einer Stadt stattfindet, "in der nicht einmal 20 Prozent der Einwohner einer christlichen Konfession angehören". Es sei "ein Wagnis, denn niemand weiß letztlich, wie die Menschen hier auf das Angebot reagieren und in welcher Form sie sich an den Diskussionen zu sozialen, ethischen und kirchlichen Fragestellungen beteiligen werden". Über die großen Fragen des Menschseins in einem säkularisierten Umfeld ins Gespräch zu kommen, sei "eine große Chance dieser Veranstaltung", so der Oberbürgermeister. Die politischen Herausforderungen wie die Flüchtlingsfrage oder das Thema Integration gingen alle an, "egal ob gläubig oder nicht-gläubig".

Jung äußerte Verständnis für die Entscheidung der Katholikentags-Verantwortlichen, der AfD bei den Veranstaltungen "kein Forum zu bieten". Zugleich sei es jedoch wichtig, mit den Menschen im Gespräch zu bleiben, "die ihre Ängste und Sorgen loswerden wollen". Der Oberbürgermeister betonte: "Das ist im Einzelfall eine Gratwanderung und sollte daher nicht parteipolitisch motiviert, sondern immer an der Sache orientiert sein."


Quelle:
KNA