Lederer fordert klare Haltung in der Kulturszene

"Kulturelle Räume werden gekapert"

Die Debatte um antiisraelische Äußerungen bei der Berlinale reißt nicht ab. Linken-Politiker Klaus Lederer war bis vor einem Jahr Bürgermeister und Kultursenator der Hauptstadt - und fordert nun ein klares Durchgreifen.

Berlinale / © Hans Scherhaufer (epd)
Berlinale / © Hans Scherhaufer ( epd )

Der frühere Kultursenator von Berlin, Klaus Lederer (Linke), fordert ein hartes Durchgreifen gegen Antisemitismus in der Kulturszene. "Der Kunstbetrieb muss sich dringend mit Antisemitismus auseinandersetzen", sagte Lederer im Interview der Zeitung "Die Welt" (Montag). Weltweit greife eine "Gut-Böse-Vereinfachung bezüglich des Nahost-Konflikts" um sich, die auch in Deutschland sichtbarer werde.

Nach dem Terrorangriff der islamistischen Hamas am 7. Oktober habe sich offen gezeigt, "wie international organisierte 'palästinasolidarische' Netzwerke kulturelle Räume kapern", sagte Lederer, der Mitglied im Berliner Abgeordnetenhaus ist. "Sie benutzen diese Auftritte für schlichte Propaganda. Wir müssen mit dem Hausrecht und dem Strafrecht diese Räume verteidigen."

Kein Wort zu israelischem Schauspieler in Geiselhaft

Bei der Preisverleihung der 74. Berlinale Ende Februar war mehrfach scharfe Kritik an Israel geübt worden. Redner sprachen etwa von "Apartheid" im besetzten Westjordanland, viele verlangten einen Waffenstillstand im Gazastreifen. Auch die Forderung nach einem Stopp deutscher Waffenlieferungen an Israel erhielt Applaus - ebenso wie die Aussagen des Regisseurs Ben Russell, der ein Palästinensertuch trug und erklärte: "Natürlich sind wir gegen den Genozid. Wir stehen in Solidarität mit all unseren Kameraden."

Schon im Vorjahr war angesichts der Documenta in Kassel über Israel-Hass diskutiert worden. Demokratie müsse zwar verschiedene Positionen aushalten, betonte Lederer mit Blick auf die Berlinale. Doch öffentlich geförderte Einrichtungen müssten auch für Ausgewogenheit sorgen. 

Ihn habe es "entsetzt, dass nicht einmal über die israelischen Geiseln gesprochen wurde, etwa den vor Jahren auf der Berlinale geehrten israelischen Schauspieler David Cunio", sagte Lederer. "Öffentliche Kulturinstitutionen haben hier eine besondere Verantwortung." Cunio befindet sich seit dem 7. Oktober in Geiselhaft der Hamas.

Quelle:
KNA