Landfunk: Schwarze Johannisbeere

Die Königin der Beeren

Sie ist die Königin der Beeren: die schwarze Johannisbeere. Sie selbst legt darauf keinen Wert, kommt bescheiden daher, in ihr aber steckt die Kraft einer ganzen Apotheke. Jetzt ist Erntezeit.

Schwarze Johannisbeere / © St.Q.
Schwarze Johannisbeere / © St.Q.

Bei sommerlicher Hitze ein eisgekühltes Mineralwasser mit einem guten Schuss schwarzem Johannisbeersaft. Herrlich ist das! Und eben: Gesundheit und Genuss gehen hier miteinander d´accord. Ja, ein bisschen Französisch darf es hier klingen, wenn es um die Schwarze Johannisbeere geht, denn in Frankreich ist die Beere als „Cassis“, was zugleich die Beere und den Likör daraus meint (Crème de Cassis),  sehr beliebt. Und ein französischer Kirchenmann adelte sie: Félix-Adrian Kir.

Ein Pfarrer schuf den Kir Royal

Der Pfarrer und spätere Kanonikus Kir, 1876 geboren, war Widerstandskämpfer im Zweiten Weltkrieg und später Bürgermeister von Dijon, wichtiges Anbaugebiet des Cassis. Als Vertreter der Gemeinde nahm Kir jede Gelegenheit wahr, für seine Stadt zu werben. Bei Empfängen in seinem Rathaus wurde Weißwein mit einem Schuss Cassis ausgeschenkt. Später wurde Kir Alterspräsident der französischen Nationalversammlung und Mitbegründer der deutsch-französischen Freundschaft. Und für die Feier mit dem gleichaltrigen Konrad Adenauer war ein schlichter Wein zu profan. Champagner musste es sein – natürlich mit einem Schuss Cassis. Et voilá! Der Kir Royal war geboren.

Reich an Inhaltsstoffen

Die kleinen, glänzend schwarzen Beeren haben es mächtig in sich: Je nach Sorte enthält die Schwarze Johannisbeere das Drei- bis Fünffache an Vitamin C wie die Zitrone. Gerade bei Sommerhitze wichtig: Mit 300 Milligramm hat sie den höchsten Kaliumgehalt aller Beerenfrüchte. Außerdem stecken in der Beere weitere Mineralien wie Magnesium, Kalzium, Phosphor und Eisen, ebenso antimikrobielle Wirkstoffe und Antioxidantien. Auch die Blätter der Beere sind gesund, können im April und Mai frisch als Beigabe in Kräutertees oder Gemüsesuppen verwendet werden.

Alles was dem Körper gut tut, hängt am Strauch der schwarzen Johannisbeere. Und viele Wirkstoffe bleiben bei der Verarbeitung erhalten. Wem also die Beere frisch vom Strauch zu herb ist, kann getrost Marmelade kochen, wozu wiederum kaum Pektin nötig ist, auch das liefert die Beere mit, die Marmelade geliert quasi von selbst (2:1 Gelierzucker nehmen, davon aber einen Teil weglassen).

Auch Likör wie der Crème de Cassis lässt sich selbst herstellen. Der deutsche Klassiker aus den siebziger Jahren ist der "Aufgesetzte". Die Zutaten: Schwarze Johannisbeeren, Kandis und Korn. Ein Grundrezept: zwei Tassen Beeren und eine Tasse weißen Kandis in eine Flasche füllen, den Korn darüber genießen und dann ein paar Monate Geduld haben. Ab und zu schütteln. Verfeinerungen mit Vanille, Zimt oder braunem Kandis können, müssen aber nicht sein.

Robust und ertragreich

Bleibt noch zu klären, wie denn der eigene Anbau gelingt. Mit einer Schwarzen Johannisbeere im Garten kann man fast nichts falsch machen. Ihr Naturstandort sind Erlenbrüche, feuchte Gebüsche und Auwälder. Deswegen mag sie schon gern humosen, feuchten Boden und etwas Schatten. Aber Gartensorten wie die ertragreiche „Titania“ sind robust, kommen auch mit trockenen Tagen und Sommersonne klar.

Der Strauch trägt am einjährigen Zweig, also frische Triebe fördern und immer ein paar alte direkt nach der Ernte am Boden wegschneiden. Ebenso quertreibende Zweige. An die zehn Hauptriebe sollte ein Strauch haben. Die Sträucher lassen sich durch Stecklinge auch leicht selbst vermehren. Und sie brauchen kein eigenes Beerenbeet, mitten in den Stauden, als Raumteiler oder Sichtschutz kann man die Schwarze Johannisbeere, die Ribes nigrum platzieren.

Mithin: Die schwarze Johannisbeere ist rundum eine Bereicherung, gesund und bescheiden zugleich. Sie sollten sie jetzt in diesen Tagen der Ernte würdigen. Ob mit Mineralwasser-Schorle oder Kir Royal – immer gilt: A votre santé!

(Claudia Vogelsang)


Blüte der Ribes nigrum / © St.Q.
Blüte der Ribes nigrum / © St.Q.