Der oberste Laienvertreter des Erzbistums Wien hat den Auswahlprozess für die Nachfolge von Kardinal Christoph Schönborn kritisiert. Reinhard Bödenauer äußerte im Gespräch mit der Zeitung "Die Presse" am Freitag Unverständnis über das bisherige Verfahren: "Davon halte ich nichts, wie das läuft, das ist alles sehr geheimnisvoll".
Der Präsident der Katholischen Aktion des österreichischen Hauptstadtbistums, unter deren Dach sich Wiener Laienorganisationen vereinen, bemängelte insbesondere die mangelnde Einbindung von Laienorganisationen in den Entscheidungsprozess. Trotz seiner Funktion sei er von Nuntius Pedro López Quintana, der das Verfahren leitet, nicht konsultiert worden. Das bedauere er ausdrücklich.
Profil des neuen Bischofs
Die Forderung nach mehr Transparenz und Beteiligung geht für Bödenauer über seine eigene Person hinaus. Er spricht sich für einen breiteren Kreis an Entscheidungsträgern bei der Bischofssuche aus, um die Legitimität und Nachvollziehbarkeit der Auswahl zu stärken.
Mit Blick auf das Profil des neuen Erzbischofs sagte der Laienvertreter: "Er muss ein Gefühl, eine Sensibilität für die Stadt der Größe Wiens mit viel Migration und auch gleichzeitig für das Land haben, wo viele erleben, dass die Jugend noch immer aus den Gemeinden absiedelt." Zudem müssten Laien und Ehrenamtliche mehr Verantwortung in der Kirche bekommen. "Wir als Laien stehen bereit, unser Wissen und unsere Zeit in den Dienst der Kirche zu stellen", so Bödenauer.
Die Dauer der Entscheidungsfindung sieht Bödenauer weniger kritisch: "Eine gute Entscheidung ist wichtiger und vorrangiger als eine schnelle Entscheidung". Zufrieden zeigte sich der Laiensprecher mit der derzeitigen Übergangsleitung durch den Apostolischen Administrator Josef Grünwidl. Ob dieser auch als permanenter Nachfolger in Frage kommt? "Absolut, ja", so Bödenauer. Er hoffe, dass Grünwidl seine bisherige Absage, das Amt zu übernehmen, überdenke.