Laiengremium der Katholiken beendet Herbstvollversammlung

Neue Gesichter

Mit einem Appell, den Neubau der Leipziger Propsteikirche zu unterstützen, ist die Herbstvollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken am Samstag in Bonn zu Ende gegangen. ZdK-Präsident Hans Joachim Meyer bezeichnete den größten katholischen Kirchenneubau Ostdeutschlands seit der Wende als "wichtiges und gutes Projekt". An beiden Tagen auf der Tagesordnung stand die Wahl von 45 Einzelpersönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft.

 (DR)

Weitere inhaltliche Schwerpunkte des zweitägigen Treffens waren die Klimadebatte sowie die Diskussion über die Aufnahme christlicher Flüchtlinge aus dem Irak. Außerdem wurden 45 Einzelpersönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft gewählt, die das höchste Laiengremium der katholischen Kirche in Deutschland vervollständigen.

Positionen in Sachen Klimaschutz
Nach intensiven Diskussionen verabschiedeten die rund 180 Delegierten am Freitagabend mit großer Mehrheit ein Positionspapier «Für einen nationalen und internationalen Klimaschutz». Darin lehnt das ZdK eine Verlängerung der Laufzeiten von Atomkraftwerken ab. Außerdem fordert es die Einführung eines generellen Tempolimits von 120 Stundenkilometern auf Autobahnen, um den Kohlendioxid-Ausstoß zu senken. Dem gleichen Zweck dient nach Ansicht des Gremiums auch der internationale Emissionshandel, der im Plenum großen Rückhalt erhielt.

Zur Lage der Christen im Irak
Umstritten war der Vortrag des Jesuiten und Islamwissenschaftlers Samir Khalil Samir zur Lage der christlichen Gemeinschaften im Nahen Osten. Der Leiter des arabisch-christlichen Dokumentations- und Forschungszentrums CEDRAC in der libanesischen Hauptstadt Beirut plädierte dafür, möglichst viele Christen im Irak zum Bleiben zu bewegen. ZdK-Präsident Meyer sagte demgegenüber, dass sich die Katholiken in Deutschland weiter für die Aufnahme christlicher Irak-Flüchtlinge einsetzen wollten. Auf Widerspruch stieß auch Samirs These, wonach die Radikalisierung von Muslimen im Irak und andernorts auch auf die Gründung des Staates Israels sowie die israelische Palästinenser-Politik zurückzuführen sei.
ZdK-Generalsekretär Stefan Vesper betonte, dass das Existenzrecht Israels außer Frage stehe.

Weitere Themen
Zu den weiteren Themen, die die Vollversammlung erörterte, gehörte die Debatte um das Berliner Volksbegehren «Pro Reli», das für Wahlfreiheit zwischen Ethik- und Religionsunterricht in der Hauptstadt kämpft, sowie die Förderung von benachteiligten Kindern. Eine geplante Stellungnahme zum Gendiagnostikgesetz verwiesen die Delegierten an den ZdK-Hauptausschuss, der sich im Januar zu dem Thema äußern will. Kernstücke des Entwurfs sind ein Verbot von Gentests für Erkrankungen, die erst im höheren Lebensalter auftreten, sowie eine Aufklärungspflicht für Schwangere, um die Zahl von Spätabtreibungen ab der 23. Schwangerschaftswoche zu reduzieren.

Die neuen Gesichter des ZdK
An beiden Tagen auf der Tagesordnung stand die Wahl von 45 Einzelpersönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft. Jeder vierte der aufgenommenen Kandidaten ist neu in dem Gremium. Außer der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung, Staatsministerin Maria Böhmer, und dem nordrhein-westfälischen Familienminister Armin Laschet (beide CDU) gehören dazu unter anderen die SPD-Schatzmeisterin Barbara Hendricks, der Vorsitzende der niedersächsischen FDP, Philipp Rösler, sowie der kirchenpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Josef Philip Winkler.

Unter den Vertretern, die bereits seit längerem dem ZdK angehören, erhielten der thüringische Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) und die Grünen-Politikerin Christa Nickels im ersten von insgesamt vier Wahlgängen die meisten Stimmen. Zuvor hatte das ZdK drei prominente CDU-Politiker verabschiedet, die auf eigenen Wunsch hin nicht mehr zur Wahl standen: Bundesforschungsministerin Annette Schavan, der langjährige baden-württembergische Ministerpräsident Erwin Teufel sowie der ehemalige Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und Thüringen, Bernhard Vogel.

Eine andere Personalie steht erst bei der nächsten Frühjahrsvollversammlung auf dem Programm: die Wahl eines Nachfolgers von ZdK-Präsident Hans Joachim Meyer. Der 72-jährige hatte Ende Mai angekündigt, nach dann zwölfjähriger Amtszeit nicht erneut kandidieren zu wollen. Mögliche Kandidaten stehen offiziell noch nicht fest. Das Treffen findet im Mai 2009 in Berlin statt.