Kyrill gratuliert Putin zum "Tag des Vaterlandsverteidigers"

Reine Formalität?

Das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kyrill I., hat Russlands Präsident Wladimir Putin "herzlich" zum "Tag des Verteidigers des Vaterlandes" gratuliert. Auf den Ukraine-Konflikt ging der Patriarch nicht ein.

Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. / © Natalia Gileva (KNA)
Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. / © Natalia Gileva ( KNA )

"Heute ehren wir die Leistung derer, die einen verantwortungsvollen Militärdienst leisten, über die Grenzen ihres Heimatlandes wachen und sich um die Stärkung seiner Verteidigungsfähigkeit und nationalen Sicherheit kümmern", heißt es in der am Mittwoch auf der Website des Patriarchats veröffentlichten Botschaft mit der Anrede "Exzellenz, lieber Wladimir Wladimirowitsch".

Kirche habe versucht zur patriotischen Erziehung beizutragen

Auf den Russland-Ukraine-Konflikt geht der Patriarch nicht direkt ein. Bereits seit Wochen schweigt er zu diesem Thema. Umso bemerkenswerter ist die aktuelle Botschaft. So schreibt Kyrill an Putin, Eigenschaften wie Tapferkeit, Mut und Entschlssenheit, "glühende Liebe zum Vaterland und Bereitschaft zur Selbstaufopferung" hätten jahrhundertelang das russische Volk ausgezeichnet, "das durch den Schmelztiegel vieler Prüfungen" gegangen sei.

Patriarch Kyrill I. und Wladimir Putin beim Ostergottesdienst 2015 / © Natalia Gileva (KNA)
Patriarch Kyrill I. und Wladimir Putin beim Ostergottesdienst 2015 / © Natalia Gileva ( KNA )

Die russisch-orthodoxe Kirche habe immer versucht, einen bedeutenden Beitrag zur patriotischen Erziehung der Landsleute zu leisten, indem sie im Militärdienst eine aktive Manifestation der Nächstenliebe sehe, "ein Beispiel für die Treue zu den hohen moralischen Idealen der Wahrheit und Güte".

"Mit Dankbarkeit möchte ich darauf hinweisen, dass mit Eurer aktiven Teilnahme und Unterstützung viele wichtige kirchliche, pädagogische und soziale Projekte des Moskauer Patriarchats umgesetzt werden, die Zusammenarbeit zwischen Kirche und Staat, die darauf abzielt, das nationale historische Gedächtnis zu bewahren und die Prinzipien der traditionellen Moral im Leben der Zeitgenossen zu etablieren, fruchtbar entwickelt", so Kyrill. Er wünsche Putin "starke Gesundheit, Seelenfrieden und reiche Hilfe des Herrn in Ihrem hohen und verantwortungsvollen Dienst am russischen Volk".

Zeichen der Unterordnung?

Die jährlichen Glückwünsche der russisch-orthodoxen Kirche zum Tag der Verteidiger des Vaterlands am 23. Februar seien zwar eine Formalität, erklärte die Theologin Regina Elsner auf Twitter (Mittwoch). "Aber heute, nach Tagen des Schweigens über die Ereignisse in der Ukraine, zeigen sie mehr als je zuvor die Unterordnung der (russisch-orthodoxen) Kirche unter die Interessen der Regierung", kommentierte die Kirchenexpertin des Zentrums für Osteuropa- und internationale Studien in Berlin. Dies sei "schrecklich".

Orthodoxe Kirche

Als orthodoxe Kirche wird die aus dem byzantinischen (Oströmischen) Reich hervorgegangene Kirchenfamilie bezeichnet. Sie besteht je nach Standpunkt aus 14 beziehungsweise 15 selbstständigen ("autokephalen") Landeskirchen. "Orthodox" ist griechisch und bedeutet "rechtgläubig". Trotz großer nationaler Unterschiede und innerer Konflikte versteht sich die Orthodoxie in Bekenntnis und Liturgie als eine einzige Kirche. Ehrenoberhaupt ist der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I. (84).

Christlich-orthodoxes Holzkreuz und Kirche in der Nähe von Kharkiv in der Ukraine / © aquatarkus (shutterstock)
Christlich-orthodoxes Holzkreuz und Kirche in der Nähe von Kharkiv in der Ukraine / © aquatarkus ( shutterstock )
Quelle:
KNA