Kurschus bewundert Mut zur Diskussion bei den Katholiken

"Da geht es radikal an die Wurzeln"

Als "stabil" wertet die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Präses Annette Kurschus, das Verhältnis zwischen den beiden großen Kirchen. Bewunderung äußert Kurschus im Blick auf katholische Reformdiskussionen.

Annette Kurschus, Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland / © Peter Gercke/dpa-Zentralbild (dpa)
Annette Kurschus, Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland / © Peter Gercke/dpa-Zentralbild ( dpa )

"Wir wollen und werden uns nicht mehr grundsätzlich auseinanderdividieren lassen und können einander auch unsere Befürchtungen und Nöte ehrlich eingestehen", sagte Kurschus am Sonntag in Magdeburg vor der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Der Vertrauensverlust beider Kirchen führe die römisch-katholische Kirche "in eine viel existenziellere innere Zerreißprobe als die evangelische Kirche", meinte die westfälische Präses. Davon bleibe auch das ökumenische Miteinander nicht unberührt. 

Kurschus würdigt katholische Reformbemühungen

"Ich bewundere als evangelische Christin den Mut, mit der in der katholischen Kirche substanzielle Kernfragen des eigenen Selbstverständnisses diskutiert werden. Da geht es radikal an die Wurzeln", erklärte Kurschus. Das Bestreben, sich zu öffnen und gleichzeitig katholisch zu bleiben, "führt unsere Schwesterkirche in vielfältige Spannungen".

Offenheit und Ernüchterung in der Ökumene

Kurschus berichtete auch von einem Austausch einer kleinen Delegation mit dem vatikanischen "Ökumeneminister" Kardinal Kurt Koch in Rom. Diese Begegnung sei ebenso offen und ehrlich wie ernüchternd gewesen, meinte sie mit Blick auf die kritischen Positionen Roms zum Synodalen Weg in Deutschland und zum Votum des Ökumenischen Arbeitskreises "Gemeinsam am Tisch des Herrn".

Es müssten aber nicht alle Konflikte gelöst und nicht alle Fragen beantwortet sein, um gemeinsam zu handeln, betonte Kurschus. Manchmal helfe es ungemein, "wenn wir uns zusammen für Dritte einsetzen". Niemand solle solche "Kooperationsökumene" kleinreden.

Ökumene

Der Begriff "Ökumene" stammt aus dem Griechischen und heißt wörtlich übersetzt "die ganze bewohnte Erde". Gemeint sind die Bemühungen um die Einheit aller getrennten Christen. Die Ökumenische Bewegung ging zunächst von evangelischer Seite aus; als Beginn gilt die Weltmissionskonferenz von Edinburgh im Jahr 1910. Sie führte 1948 zur Gründung des Ökumenischen Rates der Kirchen (Weltkirchenrat, ÖRK) mit Sitz in Genf. Ihm gehören heute 349 reformatorische, anglikanische und orthodoxe Kirchen mit 560 Millionen Christen in 110 Ländern an.

Bewegung in der Ökumene / © Paul Sklorz (KNA)
Bewegung in der Ökumene / © Paul Sklorz ( KNA )
Quelle:
KNA