Kritische Stimmen nach den Olympischen Spielen in Peking

Viele Fragezeichen bleiben

Nach dem feierlichen Abschluss der Olympischen Sommerspiele gab es am Sonntag auch kritische Stimmen. In Peking zog der katholische Olympia-Pfarrer Hans-Gerd Schütt mit Blick auf die Themen Doping und Menschenrechte eine gemischte Bilanz mit vielen Fragezeichen. Der Deutsche Journalistenverband sprach in Berlin von "Olympischen Spielen der Presseunfreiheit und Zensur".

 (DR)

Für den katholischen Olympia-Pfarrer Hans-Gerd Schütt enden die Spiele in Peking mit einigen Fragezeichen. Gerade die Themen Doping und Menschenrechte ließen ihn doch mit gemischten Gefühlen auf die "ansonsten sehr schönen" Spiele zurückblicken, sagte Schütt im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): "Hinter so mancher Leistung hier läuft schon ein Fragezeichen."

Natürlich müsse bis zum Beweis des Gegenteils für jeden Sportler die Unschuldsvermutung gelten, betonte Schütt. Doch in vielen Gesprächen habe er auch bei etlichen Sportlern ein gewisses Unbehagen festgestellt. Wenn es etwa zutreffe, dass es in Jamaika und in einigen anderen Ländern keine unabhängigen Doping-Kontrollen gebe, müssten die internationalen Sportverbände diese Lücken dringend schließen.

In Sachen Menschenrechte habe China sicher noch "einen weiten Weg vor sich", sagte der 50-Jährige. Allerdings warnte er auch davor, die Bedeutung des Sports in dieser Frage zu überschätzen. Es sei von vornherein eine Illusion gewesen, mit Hilfe der Olympischen Spiele die Menschenrechtssituation verbessern zu wollen.

"Kritische Berichterstattung war nicht möglich"
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) zog in Berlin eine negative
Bilanz: Von "Olympischen Spielen der Presseunfreiheit und Zensur" sprach der DJV-Bundesvorsitzende Michael Konken: "Kritische, freie und ungehinderte Berichterstattung war in China nicht möglich".

Schuld daran habe auch das IOC, für das die Pressefreiheit offenbar nur eine Marginalie gewesen sei, kritisierte Konken. Die Olympia-Veranstalter hätten die Menschenrechte zur unbequemen Randerscheinung degradiert und die Spiele so zum Medaillenspektakel abgewertet: "Die Pekinger Spiele gehen als die Olympiade der Unfreiheit in die Annalen des internationalen Sports ein."

Deutsch-Tibeter aus chinesischer Haft entlassen
Unterdessen wurde bekannt, dass der Deutsch-Tibeter in chinesischer Haft entlassen und abgeschoben wird. Er werde am Montagmorgen zurück in Frankfurt am Main erwartet, teilte der Verein Tibeter Jugend Europa am Sonntagabend mit. Die Familie des 30-jährigen Stuttgarters sei in den frühen Morgenstunden über seine Abschiebung informiert worden.

Trotz strengster Überwachung sei es dem Deutsch-Tibeter Florian Norbu Gyanatshang gemeinsam mit drei Studenten in der Nacht zum 21. August gelungen, in der Nähe des Olympia-Stadions eine Protestaktion durchzuführen. Drei Aktivisten der Gruppe hätten eine tibetische Flagge gehisst und ein freies Tibet gefrodert. Allen vier Tibetaktivisten sei von den chinesischen Behörden eine zehntägige Haftstrafe verhängt worden, die nun frühzeitig beendet wurde.