Kritik an Bischof Voderholzer wegen Uni-Berufungsverfahren

Fehlende Professoren

Wie viele Theologieprofessoren an einer staatlichen Uni müssen Priester sein? Darüber gibt es immer mal wieder Streit. Besonders heftig wird gerade der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer massiven Vorwürfen ausgesetzt.

Bischof Rudolf Voderholzer während der vierten Synodalversammlung / © Julia Steinbrecht (KNA)
Bischof Rudolf Voderholzer während der vierten Synodalversammlung / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Am Montag hielt ihm die Arbeitsgemeinschaft Christliche Sozialethik im deutschen Sprachraum die Verschleppung mehrerer Berufungsverfahren für Lehrstühle an der Universität Regensburg vor. Der Bischof belaste damit nicht nur die Fakultät, sondern beschädige auch die von der Uni ausgewählten Kolleginnen und Kollegen.

An der Universität Regensburg sind derzeit 6 von 14 Lehrstühlen in der Katholisch-Theologischen Fakultät unbesetzt. Im Fach Christliche Sozialethik ist das Auswahlverfahren bereits seit dem Jahr 2020 abgeschlossen.

Mitwirkungsrecht missbraucht

Vor einer Berufung durch das bayerische Wissenschaftsministerium muss der Bischof gefragt werden. Insbesondere bei Erstberufungen von Nachwuchstheologen ist nach dem Bayerischen Konkordat von 1924 eine Unbedenklichkeitserklärung ("Nihil Obstat") erforderlich. Sie ist im Vatikan einzuholen.

Der Regensburger Dom / © Mikhail Markovskiy (shutterstock)
Der Regensburger Dom / © Mikhail Markovskiy ( shutterstock )

Der Hauptvorwurf gegen Voderholzer lautet, er habe in mehreren Fällen das Nihil-Obstat-Verfahren noch nicht einmal eröffnet. Damit missbrauche er sein Mitwirkungsrecht. Laut übereinstimmenden Medienberichten ist dem Bischof an einer höheren Priesterquote beiden Lehrenden der theologischen Fakultät gelegen; derzeit ist nur ein einziger Professor Priester. Die deutschen Sozialethikerinnen und Sozialethiker werten Voderholzers Haltung als "Erpressung".

Gefährdung von Forschung und Lehre 

Der Katholisch-Theologische Fakultätentag (KThF) und die Arbeitsgemeinschaften für Katholische Theologie veröffentlichten am Montag ebenfalls eine gemeinsame Stellungnahme. Darin bemängeln sie, dass sich aktuell mehrere Berufungsverfahren zur Neubesetzung von Professuren "ausgesprochen lange" hinziehen. Das belaste die Bewerber unzumutbar und gefährde Forschung und Lehre.

Auf die Situation in Regensburg geht diese Stellungnahme nicht eigens ein. Die beiden Fachorganisationen appellieren jedoch generell an alle Parteien in Berufungsverfahren, geltendes Recht zu achten und den konstruktiven Dialog zu suchen. Bei anhaltenden Differenzen sollte die Einrichtung eines Schlichtungsverfahrens erwogen werden.

Vorderholzer sei gesprächsbereit 

Ein Sprecher des Bistums Regensburg erklärte auf Anfrage, Bischof Voderholzer begrüße die Stellungnahme des Fakultätentags. Er sei gesprächsbereit. "Allerdings liegt der Ball jetzt bei der Fakultät."

Das kirchliche Hochschulrecht sieht vor, dass an katholisch-theologischen Fakultäten eine "angemessene Zahl" an Priestern lehrt. Eine konkrete Zahl oder Quote wird nicht genannt. Zugleich gilt an Universitäten in Deutschland das Prinzip der Bestenauslese. Das heißt, dass geringer qualifizierte Priester Mitbewerbern auf theologische Lehrstühle nicht einfach vorgezogen werden können.

Blockade beenden 

Ein generelles Problem besteht darin, dass die Zahl der Habilitationen in katholischer Theologie in Deutschland seit Jahren sinkt. Damit wird der Kreis des geeigneten Personals für Professuren immer kleiner.

Die AG Sozialethik forderte Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) auf, die Blockade in Regensburg zu beenden. Einen konkreten Vorschlag dazu enthält ihre Stellungnahme nicht.

Katholisch-Theologischer Fakultätentag

Der Katholisch-Theologische Fakultätentag (KThF) repräsentiert rund 50 Fakultäten und Institute in der Bundesrepublik.

Zu den Gästen gehören deutschsprachige Ausbildungsstätten für katholische Theologiestudierende aus der Schweiz, Österreich und Italien.

Als wichtigste Aufgabe gilt, gemeinsame Interessen der wissenschaftlichen Einrichtungen gegenüber Staat und Kirche wahrzunehmen sowie die hochschulpolitischen Aufgaben der Fakultäten und Institute zu koordinieren. Enge Verbindungen bestehen zum Evangelisch-Theologischen und zum Philosophischen Fakultätentag.

Eine Studentin blättert in einem Buch im Lesesaal einer theologischen Fakultät / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Eine Studentin blättert in einem Buch im Lesesaal einer theologischen Fakultät / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA