Kretschmann sieht zunehmenden Bedeutungsverlust des Christentums

"Enormen Entchristlichungsschub"

Bei einem Besuch im Kloster Lorch wurde Ministerpräsident Kretschmann deutlich. Derzeit gebe es einen Säkularisierungsschub, sodass Konfessionslose fast die Mehrheit stellten. Sein Rat an die Kirchen sei es mehr zu missionieren.

Winfried Kretschmann / © Nico Kurth (KNA)
Winfried Kretschmann / © Nico Kurth ( KNA )

Das Christentum verliert nach Einschätzung des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) in Deutschland zunehmend an Bedeutung. "Wir erleben einen enormen Säkularisierungs- und Entchristlichungsschub", sagte Kretschmann am Freitag bei einem Besuch des Klosters Lorch nahe Schwäbisch Gmünd. Als er sein Amt als Ministerpräsident begonnen habe, seien noch rund 70 Prozent der Bevölkerung christlich gewesen.

"Heute sind die Konfessionslosen schon fast die Mehrheit", sagte der Katholik. Kretschmann regiert seit 2011. Auf die Frage, wie man den Entchristlichungsschub bremsen könnte, sagte Kretschmann am Rande der Klosterführung der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): "Wenn ich das wüsste - dann wäre ich der Hero (Held) der Kirche". Diese müsse aber "neu lernen zu missionieren, und dies in einer Gesellschaft mit immer weniger Christinnen und Christen", betonte Kretschmann.

"Sakrale Kunst bewahren"

Er habe sich zum Ende seiner Amtszeit die Aufgabe gesetzt, dazu beizutragen, "sakrale Kunst zu bewahren". Am Freitag führte ihn sein Weg ins Kloster Lorch. "Ich bin zum ersten Mal hier, auch wenn das kaum zu glauben ist", sagte Kretschmann. Er nahm an einer öffentlichen und von Medien begleiteten Führung der "Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg" im ehemaligen Hauskloster der Staufer teil.

Das Benediktinerkloster wurde 1806 säkularisiert. Vor mehr als 900 Jahren hatte das Kaisergeschlecht der Staufer das Kloster als Grablege gegründet - auf einem Berg über dem Tal der Rems. Die adelige Familie stattete das Benediktinerkloster reichhaltig aus, insbesondere mit sakraler Kunst.

Säkularisierung

In früheren Jahrhunderten war die Weltanschauung der Menschen stark an die Religion und die Kirche gebunden. Deren Gebote und Verbote schrieben vor, wie die Menschen zu leben hatten. Erst als die geistige Bewegung der Aufklärung Ende des 17. Jahrhunderts in Europa entstand, setzte eine "Verweltlichung", eine Abwendung von Religion und Kirche ein. Das aus dem Lateinischen kommende Wort "Säkularisierung" beschreibt diesen Prozess.

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Quelle:
KNA