Kretschmann blickt dem Besuch von Benedikt XVI. entgegen

"Uneingeschränkt, ja"

In gut zehn Tagen ist auch der Winfried Kretschmann Gastgeber des Papstes, bei dessen Freiburgbesuch als baden-württembergischer Ministerpräsident. Der Grünenpolitiker freut sich, für die Kostendebatte hat er wenig Verständnis.

 (DR)

KNA: Herr Ministerpräsident, freuen Sie sich auf den Besuch von Papst Benedikt XVI. in Freiburg?

Kretschmann: Uneingeschränkt ja.



KNA: An welchen Programmpunkten werden Sie teilnehmen?

Kretschmann: An fast allen vom Empfang am Flughafen bis zur Verabschiedung. Ich werde bei der Ankunft des Heiligen Vaters am Lahrer Flughafen auch die Möglichkeit haben, kurz mit dem Papst ein Gespräch zu führen. Zudem bin ich bei den geplanten Programmpunkten in und um das Münster dabei. Ebenso werde ich an der Eucharistiefeier am Sonntag teilnehmen. Auch die Rede im Konzerthaus werde ich gespannt verfolgen. Das Programm endet mit der Verabschiedung in Lahr. Dort hält der Papst die letzte Rede auf deutschem Boden.



KNA: Haben Sie sich ein Thema vorgenommen, auf das Sie den Papst ansprechen wollen?

Kretschmann: Er ist unser Gast. Und es ist meine Aufgabe als Gastgeber, ihm auf seine Fragen zu antworten und mich bei dieser Reise um seine Anliegen zu kümmern. Papst Benedikt XVI. ist sehr an ökologischen Fragen interessiert, deshalb gehe ich davon aus, dass in unserem Gespräch auch die Bewahrung der Schöpfung eine Rolle spielen wird. Wir haben in Baden-Württemberg keine wirklichen Probleme im Staat-Kirche-Verhältnis. Da kann ich ihm nur Gutes berichten. Ob sich in dem Gespräch die Möglichkeit ergibt, dass ich selbst ein Anliegen vorbringen kann, wird sich in der Situation ergeben.



KNA: In den vergangenen Jahren waren Sie mit Ihren beiden Vorgängern Günther Oettinger und Stefan Mappus beim Papst. Damals noch unter ferner liefen, diesmal als Landesvater und Gastgeber. Ein Rollenwechsel, den Sie vermutlich bei Ihrer letzten Begegnung noch nicht erwartet hatten.

Kretschmann: Ganz sicher nicht. Es wäre im Herbst des Vorjahres auch sehr vermessen gewesen zu glauben, dass ich Ministerpräsident von Baden-Württemberg werde. Es ist für mich jetzt eine große Ehre, bei uns den Papst empfangen zu dürfen - immerhin seit knapp 500 Jahren der erste Landsmann in diesem Amt.



KNA: Umstritten sind die Kosten der Reise. Im Gespräch sind fünf Millionen Euro, die das Land Baden-Württemberg zu tragen hat. Denkt man aber an 4.000 Polizisten, die im Einsatz sein sollen und die voraussichtlich die eine oder andere Überstunde machen müssen, könnte die Summe noch weit höher liegen. Wie schätzen Sie die Diskussion ein?

Kretschmann: Die ganze Debatte halte ich für sehr unangemessen. Es kann doch nicht ernsthaft darüber diskutiert werden, ob die Kosten für die Sicherheit eines Staatsgastes bezahlt werden sollen.

Schließlich sind wir für seine Sicherheit verantwortlich. Und das Attentat auf Papst Johannes Paul II. zeigt, dass es um reale Gefahren gehen kann.



KNA: Sie sehen sich selbst als einen katholischen Gottessucher und Zweifler. Worüber würden Sie, wenn die Zeit es zuließe, gerne einmal ausführlich mit dem Papst sprechen?

Kretschmann: Das ist ganz eindeutig: über das Thema Glaube und Vernunft. Das ist eine Frage, die Benedikt XVI. schon seit vielen Jahren sehr beschäftigt. Und auch ich denke, dass dieser Punkt entscheidend für den christlichen Glauben in einer von der Wissenschaft dominierten Moderne ist.



Das Gespräch führte Michael Jacquemain.