Kreisdechant sieht Mobilität auf dem Land als schwierig

"Kaum andere Alternativen"

Der Weg zur Messe wird von vielen auf dem Land mit dem Auto zurückgelegt, beobachtet Kreisdechant Christoph Bersch. Das läge an mangelnden Alternativen, aber auch an der Organisation der Kirche und ihrer Gottesdienste.

Ein Auto fährt auf einer Straße durch einen Wald / © Raland (shutterstock)
Ein Auto fährt auf einer Straße durch einen Wald / © Raland ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Wie kommen Sie in der Regel zum Gottesdienst?

Bersch: Da ich in St. Franziskus bin, denn da wohne ich, kann ich zu Fuß hingehen. Das sind nur wenige Meter. Das ist in Gummersbach. Aber es sind noch 16 andere Kirchen, die auch zu meinem Gebiet gehören. Ich habe ein sehr großes Gebiet. Bei mir sind die weitesten Kirchen 39 Kilometer voneinander entfernt. Und da geht es ohne Auto fast nicht.

DOMRADIO.DE: Das sind richtige Distanzen, die Sie da im Oberbergischen Kreis zurücklegen müssen. Würden Sie also sagen, Sie müssen Auto fahren?

Pfr. Christoph Bersch

"Auf dem Friedhof kann man ja nicht mit der Lederhose ankommen."

Christoph Bersch (Kreisdechant und Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Oberberg Mitte): Jein, ich habe seit einigen Jahren eine Vespa, mit der ich auch auf dem Zweirad die Kirchen erreiche, wenn das Wetter entsprechend passt und wenn ich nicht zu viele Dinge mitnehmen muss. Denn manchmal müssen wir Gebetbücher mitnehmen oder liturgische Kleidung. Auf dem Friedhof kann man ja nicht mit der Lederhose ankommen. Da geht es manchmal einfach nicht anders als mit dem Auto.

Pfarrer Christoph Bersch / © Beatrice Tomasetti (DR)
Pfarrer Christoph Bersch / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Aber ich bin eigentlich ein leidenschaftlicher Fan des öffentlichen Personennahverkehrs. Wenn es möglich ist, nutze ich den auch und fahre auch sehr gerne Fahrrad. Aber auch da ist man hier im Oberbergischen durch die engen Straßen und die vielen Berge auch eingeschränkt. Und es bringt auch nichts, wenn man einen Hausbesuch macht oder einen Gottesdienst feiert und man kommt schweißnass dort an. Auch das ist immer eine Abwägung und meistens bleibt es dann doch beim Auto.

DOMRADIO.DE: Wahrscheinlich kommen viele Gläubige im Kreis Oberberg auch mit dem Auto zur Messe. Richtig?

Pfr. Christoph Bersch

"Gerade weil wir auch Mobilität und Flexibilität oft auch ein bisschen erwarten, ist das dann oft auch für die Leute gar nicht anders möglich, als mit dem Auto zu kommen."

Bersch: Auf jeden Fall. Es ist natürlich so, wir muten den Menschen ja auch viel zu, wenn nur alle 14 Tage an einem Ort Gottesdienst sein kann. Da gibt es auch schon mal Orte, wo dann nur an einem Werktag oder nur alle zwei Wochen Messe ist.

Wenn dann die Messe im eigenen Ort ist, dann ist es natürlich leicht, da zu Fuß hinzukommen. Aber gerade weil wir auch Mobilität und Flexibilität oft auch ein bisschen erwarten, ist das dann oft auch für die Leute gar nicht anders möglich, als mit dem Auto zu kommen.

Aber gerade auch an Fronleichnam haben wir ja gesehen, dass wir auch zu Fuß gehen und das war dann auch schön, dass gerade hier bei den relativ weißen Prozessionen, die es hier im Oberbergischen gibt, das einfach auch zu erleben. Kirche ist eben auch Pilgern des Gottesvolkes per pedes, auf den Füßen.

Auto stößt CO2 aus / © Ody_Stocker (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Bei dieser ganzen Diskussion ums Autofahren und die Mobilität, da geht es ja um nichts Geringeres als um die Bewahrung der Schöpfung. Reicht Ihnen da das Engagement der Kirche in diese Richtung? Oder würden Sie sagen, Kirche muss mehr tun?

Bersch: Wir sind gerade dabei, mehr zu tun. Da bin ich auch sehr froh. Wir sind im Erzbistum Köln in dem Punkt wirklich gut aufgestellt. Da wird im Moment auch sehr viel auf den Weg gebracht. Die Haltungen werden überprüft, es gibt Ideen, auch zum Beispiel Kirchengrundstücke mit Streuobstwiesen oder mit Gräsern und so weiter zu bepflanzen.

Wir versuchen auch nachhaltiger zu sein, zum Beispiel bei der Substanzerhaltung oder auch bei der Optimierung von Pfarrhäusern, dass die gut isoliert sind und dass möglichst wenig Energie eingesetzt werden muss. Trotzdem wollen auch Menschen, die bei uns leben wollen, genau wie jeder andere auch eine warme Wohnung haben.

Wenn der Bus an manchen Orten nur alle drei Stunden oder manchmal auch zwischen Freitag und Montag gar nicht fährt, dann bleibt leider kaum eine andere Alternative, als mit dem Auto zu fahren. Denn selbst das Taxi wird auch in der Regel noch mit einem Verbrennungsmotor betrieben.

Das Interview führte Tommy Millhome.

Mobil ohne Auto

Der Mobil ohne Auto (MoA) Tag, ist die größte bundesweite verkehrspolitische Aktion, die jährlich am dritten Sonntag im Juni stattfindet. Mit dem Aktionstag soll Werbung für das stehen lassen des Autos gemacht werden. Ebenso wird an dem Tag für eine sozial- und umweltverträgliche Mobilität demonstriert.

Symbolbild Autos, Fuhrpark / © lumen-digital (shutterstock)
Symbolbild Autos, Fuhrpark / © lumen-digital ( shutterstock )
Quelle:
DR