Kosten für Münchner Missbrauchsgutachten bekanntgegeben

Fast 1,5 Millionen Euro

Für ihr Missbrauchsgutachten im Auftrag der Erzdiözese München und Freising hat die Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl rund 1,45 Millionen Euro in Rechnung gestellt. Das teilte nun ein Bistumssprecher auf Anfrage mit.

Münchner Missbrauchsgutachten wird vorgestellt / © Sven Hoppe (dpa)
Münchner Missbrauchsgutachten wird vorgestellt / © Sven Hoppe ( dpa )

Von der Summe umfasst sei die Erstellung des Gutachtens über einen Zeitraum von zwei Jahren. "Hinzu kommen Auslagenkosten für die Veröffentlichung, insbesondere die Vorbereitung und Durchführung der Pressekonferenz und die Einbeziehung weiterer Experten durch die Kanzlei", so der Sprecher gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Eingang zum Büro der Münchner Rechtsanwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl  / © Dieter Mayr (KNA)
Eingang zum Büro der Münchner Rechtsanwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl / © Dieter Mayr ( KNA )

Zu den Kosten des ersten WSW-Gutachtens für die Erzdiözese von 2010 konnte der Sprecher keine Angaben machen. Diese seien "uns nicht bekannt und nach über 10 Jahren auch kaum mehr nachvollziehbar". Der Sprecher verwies auf die Aufbewahrungspflicht von zehn Jahren für solche Rechnungen.

Vorwürfe gegen Papst em. Benedikt

Das zweite Gutachten war am 20. Januar dieses Jahres veröffentlicht worden. Auf insgesamt etwa 1.900 Seiten listet es Versäumnisse führender Kirchenverantwortlicher bei der Bekämpfung von Missbrauch Minderjähriger durch Geistliche seit 1945 auf. Noch lebende Persönlichkeiten wie der frühere Münchner Erzbischof und Papst Benedikt XVI. wiesen die Vorwürfe zurück, räumten aber auch in unterschiedlichem Umfang eigenes Versagen ein.

Lorenz Wolf / © Robert Kiderle (KNA)
Lorenz Wolf / © Robert Kiderle ( KNA )

Der Münchner Domdekan Lorenz Wolf (66) war der einzige, der persönliche Konsequenzen zog und seine zwei wichtigsten Ämter aufgab, die Leitung des Katholischen Büros und den Posten des obersten Kirchenrichters der Erzdiözese.

Für ihr nicht veröffentlichtes Kölner Gutachten hatte die Kanzlei Kosten von etwas über 750.000 Euro geltend gemacht.

Wastl erläutert Rechnungen

Anwalt Ulrich Wastl sagte auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), die unterschiedlich hohen Rechnungen beruhten vor allem auf Unterschieden beim jeweiligen Aufwand. Der Untersuchungszeitraum für München und Freising sei um 31 Jahre länger gewesen, der Kölner Textteil umfasse 348 Seiten, der Münchner 1.600.

Ulrich Wastl / © Sven Hoppe (KNA)
Ulrich Wastl / © Sven Hoppe ( KNA )

In München seien weitaus mehr Zeitzeugen und Betroffene kontaktiert worden. Insbesondere lebende Verantwortliche hätten mehrfach befragt werden müssen, weil sie sich "gegenseitig für ihre Fehlverhaltensweisen verantwortlich machten", so Wastl in einer ausführlichen Stellungnahme.

Weitaus schwierigere Abstimmungen seien in München außerdem "im Hinblick auf äußerungsrechtliche Fragestellungen und Drohungen seitens Verantwortlicher" notwendig gewesen, führte der Anwalt aus.

Einer von ihnen habe sogar gedroht, gegen die Veröffentlichung des Gutachtens vorzugehen. Bis heute seien indes keine derartigen rechtlichen Schritte unternommen worden.

 

Missbrauchsgutachten: Schwere Vorwürfe gegen Benedikt XVI. und Kardinal Marx

Das lange erwartete Missbrauchsgutachten für das Erzbistum München-Freising belastet amtierende und frühere Amtsträger schwer, darunter auch den emeritierten Papst Benedikt XVI.

Joseph Ratzinger habe sich in seiner Amtszeit als Münchner Erzbischof (1977-1982) in vier Fällen fehlerhaft verhalten, heißt es in der am Donnerstag in München vorgestellten Untersuchung der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW). Erzbischof Kardinal Reinhard Marx, werfen die Anwälte unter anderem vor, sich nicht ausreichend um Fälle sexuellen Missbrauchs gekümmert zu haben.

Münchner Missbrauchsgutachten / © Sven Hoppe/DPA-Pool (KNA)
Münchner Missbrauchsgutachten / © Sven Hoppe/DPA-Pool ( KNA )
Quelle:
KNA