Der Zugang zu Wasser ist seit zehn Jahren ein Menschenrecht

Kostbares Gut - nicht nur in Zeiten der Corona-Pandemie

Es klingt wie eine Selbstverständlichkeit und zugleich wie ein Erfolg: Vor zehn Jahren erkannten die Vereinten Nationen den Zugang zu sauberem Wasser als Menschenrecht an. Umgesetzt wird dieses Recht aber nicht überall.

Autor/in:
Paula Konersmann
2,2 Milliarden Menschen haben nach UN-Angaben keinen Zugang zu Trinkwasser / © Piyaset (shutterstock)
2,2 Milliarden Menschen haben nach UN-Angaben keinen Zugang zu Trinkwasser / © Piyaset ( shutterstock )

Manche Erklärung in Corona-Zeiten kam putzig daher: Gründliches Händewaschen dauere so lange wie das Absingen von "Happy Birthday" oder "Alle meine Entchen", hieß es zum Beispiel - was nicht nur Kindern einen Ohrwurm bescherte. Doch was, wenn nicht genug sauberes Wasser vorhanden ist, um sich regelmäßig und gründlich die Hände zu waschen? In Corona-Zeiten zeigen sich soziale Unterschiede wie unter einem Brennglas: Das gilt auch für Regionen, in denen Wasser eine Mangelware ist.

Am 28. Juli 2010, vor genau zehn Jahren, erkannte die Vollversammlung der Vereinten Nationen das Recht auf Zugang zu sauberem Wasser als Menschenrecht an. Bolivien und 33 andere Staaten hatten die Resolution eingebracht. Ein Akt, der unter Experten und Hilfsorganisationen auf Zustimmung stieß und bis heute als wichtiges politisches Signal gilt. Rechtlich bindend und einklagbar ist das Recht allerdings nicht: Das sind nur Resolutionen des UN-Sicherheitsrates.

Tod durch verunreinigtes Wasser

Kritik kam unter anderem von Ländern wie den USA und Kanada. Sie kritisierten den Beschluss als ungenau. Andere Staaten lehnten sie ab, weil ihnen die Mittel zu einer Umsetzung fehlten.

Wasser gilt als öffentliches Gut, was eine verbindliche internationale Festschreibung kompliziert macht. Die Resolution hält Staaten und Unternehmen dazu an, den Auf- und Ausbau von Wasser-Infrastruktur voranzutreiben. Und eines der Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDG) sieht vor, bis 2030 "die Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle zu gewährleisten".

Und das aus gutem Grund: 2,2 Milliarden Menschen haben nach UN-Angaben keinen Zugang zu Trinkwasser. 4,2 Milliarden Menschen fehlen saubere Sanitäranlagen - das ist über die Hälfte der Weltbevölkerung. Rund 1,5 Millionen Menschen sterben jährlich durch verunreinigtes Wasser, etwa, weil Müll nicht fachgerecht entsorgt wird, sondern in Flüssen und Seen landet, oder weil Abwässer nicht geklärt werden. Hinzu kommen Gefahren, denen insbesondere Frauen und Mädchen in vielen Ländern bei den weiten, beschwerlichen Fußwegen zu Wasserquellen ausgesetzt sind.

Sechsmal mehr Wasser verbraucht als vor 100 Jahren

Zu Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr gab etwa die Hälfte der Bewohner in 34 afrikanischen Staaten in einer Umfrage an, keinen oder nur eingeschränkten Zugang zu Wasser und Sanitäranlagen zu haben. In sechs Staaten, darunter Nigeria und Tansania, habe sich die Lage in den vergangenen sechs Jahren sogar verschlimmert, hieß es. Und auch weltweit dokumentierte der Weltwasserbericht im März negative Entwicklungen: weniger Wasser, schlechtere Wasserqualität - bei steigendem Verbrauch.

Rund um den Globus werde heute sechsmal mehr Wasser verbraucht als vor 100 Jahren, hieß es in dem Bericht. Bevölkerungswachstum, Wirtschaftswachstum und veränderte Konsumgewohnheiten führten dazu, dass der Wasserverbrauch weiter um etwa 1 Prozent pro Jahr ansteige. Bis zu 90 Prozent aller Abwässer weltweit würden derweil unbehandelt abgelassen und belasteten Umwelt und Trinkwasservorräte. Der Klimawandel verschärfe diese ohnehin schon prekäre Lage.

Lösung der Probleme?

Wasser könnte zugleich ein Teil der Lösung dieser Probleme sein, betont die Deutsche Unesco-Kommission (DUK). Wenn Abwasser besser aufbereitet würde, könnte dies beispielsweise Treibhausgase reduzieren und zur Energiegewinnung genutzt werden. Konzepte dafür gebe es - sie müssten allerdings auch lokal angepasst und angewandt werden. Darüber hinaus sei weitere Forschung wichtig, um etwa Grundwasservorkommen aufzuspüren oder Dürren vorzubeugen.

Die Hitzesommer 2018 und 2019 haben auch in Deutschland die Sorge vor den Folgen des Klimawandels verstärkt. Waldbrände im Amazonasgebiet, in Australien und Kalifornien beherrschten in diesem Jahr bereits die Schlagzeilen. Auch hierzulande lässt sich dagegen etwas tun: etwa durch die Erneuerung von maroder oder ineffizienter Infrastruktur. Die Wasser-Branche wird nach Einschätzung der Unesco künftig wachsen - darin liege nicht nur wirtschaftlich betrachtet eine Chance.


Quelle:
KNA