Kopten feiern Weihnachten unter Sicherheitsvorkehrungen

Große Solidarität

Unter Polizeischutz haben am Donnerstagabend die 6.000 koptischen Christen in Deutschland ihr Weihnachtsfest begonnen. An den festlichen Gottesdiensten nahmen als Zeichen der Solidarität auch Vertreter der großen Kirchen, der Politik und der Muslime in Deutschland teil. Nach dem Attentat auf eine koptische Kirche in Alexandria am Silvesterabend hatte es auch Anschlagsdrohungen gegen Kopten in der Bundesrepublik gegeben.

 (DR)

Das Oberhaupt der Kopten in Deutschland, Bischof Anba Damian, feierte die Liturgie an seinem Sitz im Kloster Brenkhausen in Höxter. Vor rund 150 Gläubigen dankte er den Vertretern der evangelischen und der katholischen Kirche für ihre Solidarität. Sie bedeute einen großen Trost für die koptischen Christen. Einige Polizeibeamte sorgten für Sicherheit.



Für die Deutsche Bischofskonferenz nahm der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker an der Liturgie teil. In einem Brief an Bischof Damian drückte er seine "Betroffenheit, Erschütterung und große Besorgnis" über das Attentat von Alexandria aus, das 23 Todesopfer gefordert hatte.



Ohne Zwischenfälle verlief auch der Weihnachtsgottesdienst der kleinen koptischen Gemeinde in Berlin. Pfarrer Georgos ließ sich auch durch vier Fernsehteams und mehrere Pressefotografen nicht aus der Ruhe bringen. Neben gut 20 Gemeindemitgliedern nahmen auch hochrangige Politiker an der Feier teil. Unter anderen waren CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe, Berlins Innensenator Erhart Körting (SPD), die Linkspolitikerin Gesine Lötsch sowie der Berliner Integrationsbeauftragte Günter Piening in Begleitung einiger Muslime in das Gotteshaus gekommen. Gegen Ende der Feier wurden auch Grünen-Chef Cem Özdemir und der ägyptische Botschafter in Deutschland, Ezzeldin Ramzy, erwartet.



Rund um das Gotteshaus im Ostberliner Stadteil Lichtenberg patroullierten mehrere Polizisten und eine ganze Reihe von Zivilbeamten. Statt einer Predigt trug Georgos in koptischer Sprache eine Botschaft des koptisch-orthodoxen Papstes Schenouda III. vor. Darin rief er die Kopten "fern der Heimat" auf, sich trotz der schmerzlichen Ereignisse der vergangenen Tage keine Sorgen um die Christen in Ägypten zu machen. Es seien Vorkehrungen für den Schutz und die Sicherheit der Kirchen getroffen. In aller Bedrängnis führe Gott alles zum Guten.



Am Rande des Gottesdienstes äußerten Gemeindemitglieder Kritik an den Zuständen in Ägypten. So dauere es Jahrzehnte, bis die Erlaubnis zum Bau einer Kirche erteilt werde, neue Moscheen gebe es binnen Jahresfrist. In Berlin bestünden beim Zusammenleben von Kopten und Muslimen keine Probleme. In München durchsuchten vor Beginn des Gottesdienstes Polizeibeamte mit einem Sprengstoffhund das Gotteshaus. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, besuchte am Abend den Weihnachtsgottesdienst der Kopten in Düsseldorf. An dem Gottesdienst nahm laut Ankündigung des Zentralrats der Muslime in Deutschland auch dessen Vorsitzender Aiman Mazyek teil. In Hannover feierten den koptischen Weihnachtsgottesdienst der Hildesheimer Weihbischof Nikolaus Schwerdtfeger und Hannovers Regionaldechant Propst Martin Tenge mit.



Nach dem Anschlag in Ägypten am Silvesterabend schlägt den Kopten derzeit eine Welle der Solidarität in Deutschland entgegen. Bundespräsident Christian Wulff und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) riefen am Donnerstag zum weltweiten Schutz christlicher Minderheiten auf. Wulff betonte seine Solidarität mit den Kopten.Viele der "koptischen Brüder und Schwestern" fürchteten sich derzeit vor Anschlägen, sagte er in Berlin. Beim Empfang für die katholischen Sternsinger in Schloss Bellevue betonte er, Religionsfreiheit sei "ein Menschenrecht, ein Grundrecht".



Merkel fordert Religionsfreiheit für Christen

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat ihre Forderung nach weltweiter Religionsfreiheit für die Christen bekräftigt. Sie würden am meisten aus religiösen Gründen verfolgt, sagte sie am Donnerstagabend bei einer Veranstaltung in Neubrandenburg (Mecklenburg-Vorpommern). In den vergangenen Tagen habe sich in schrecklicher Weise gezeigt, wie viele Christen ihr Weihnachtsfest in Unsicherheit verbringen müssten, erklärte Merkel. Die Bundeskanzlerin rief auch zum Schutz von Ehe und Familie auf. Die gesellschaftliche Leistung der Familie sei einzigartig und unersetzlich. Die beste Voraussetzung für die Familie sei die Ehe als auf Dauer angelegte Beziehung zwischen Mann und Frau betonte Merkel. Sie appellierte zudem an die jungen Menschen, sich verstärkt im neuen Freiwilligendienst zu engagieren. So könnten sie etwas für den gesellschaftlichen Zusammenhalt tun. Merkel äußerte sich bei einer Benefizveranstaltung des Neubrandenburger Dreikönigsvereins,der Jugendprojekte und Hospizarbeit fördert.