"Dei Verbum" ist ein Dokument des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965), das vor 60 Jahren, am 18. November 1965, mit 2.344 zu 6 Stimmen verabschiedet wurde. Wo heute in der akademischen Theologie oder im Gottesdienst ein biblischer Text gelesen und ausgelegt wird, gilt es als selbstverständlich, dafür die Instrumente moderner Interpretation und historisch-kritischer Analyse anzuwenden.
Dass Bibelwissenschaft und Exegese diese Entwicklung genommen haben, ist aber eben nicht selbstverständlich - sondern historisch eng mit diesem Konzilsdokument verbunden.
"Dei Verbum" legte die Basis für ein nach heutigen Maßstäben modernes kirchliches Textverständnis. Dabei wird das Verhältnis von Tradition und Heiliger Schrift bestimmt. Die Methode der historisch-kritischen Exegese interpretiert in der katholischen Theologie den biblischen Text vor dem Hintergrund seiner Entstehungsgeschichte und der zu seiner Entstehungszeit bestimmenden sozialen, politischen und gesellschaftlichen Faktoren.
Biblische Texte neu erschließen
Zugleich greift "Dei Verbum" ein zentrales Anliegen der Reformation katholisch auf: die Rückholung der Heiligen Schrift in die Mitte des kirchlichen Lebens. Dies geschah unter anderem dadurch, dass die Konzilsväter "Grünes Licht" gaben für die Übersetzung der Heiligen Schrift in die Landessprachen und für die Schaffung von entsprechenden Bildungseinrichtungen, um den Menschen die biblischen Texte neu zu erschließen.