"Konklave"-Film trifft nach Papsttod den Nerv der Zeit

Alles nur Fiktion?

Der Film "Konklave" war eines der größeren Kinoereignisse im vergangenen Herbst und entwickelt sich nach dem Tod von Papst Franziskus gerade zum Streaming-Hit. Wie viel hat der Film mit der Wirklichkeit zu tun?

Autor/in:
Hilde Regeniter
Plakat zum Film "Konklave" / © Real_Java (shutterstock)
Plakat zum Film "Konklave" / © Real_Java ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Das Interesse um Papsttod, Sedisvakanz und Papstwahl ist offensichtlich riesengroß. Wie viele schauen sich jetzt den Film "Konklave" an. Wie viel hat der mit der Realität überhaupt zu tun? 

Uwe Reckzeh-Stein (Theologe und Mitglied der Popcornpilger): Man muss die Räume trennen. Die Figuren sind überwiegend fiktiv. Auf reale Figuren wird sich eher rückblickend bezogen. Bereits verstorbene Päpste und Strukturen werden erwähnt, aber ein grundsätzlicher Ablauf, auch die Logistik dabei, ist ziemlich gut eingefangen. Dies beinhaltet das Wegfahren in die Unterbringung, die Versorgung und wie sich die Regionalitäten in den Abfolgen und in den Zusammensetzungen der Kardinale widerspiegeln.

Uwe Reckzeh-Stein / © Clemens Sarholz (DR)
Uwe Reckzeh-Stein / © Clemens Sarholz ( DR )

DOMRADIO.DE: Jetzt, wo Franziskus wirklich gestorben ist, wirkt "Konklave" fast wie eine Prophezeiung, oder? 

Reckzeh-Stein: Es ist etwas mulmig. Man muss dazu sagen, dass sich der Autor der Buchvorlage dieses Films an seiner Gegenwart orientierte und in der war Papst Franziskus eben Papst. Er war ein großer Verehrer von Papst Franziskus und hat es so geschrieben, wie seine Vorstellung von den Strukturen und Konstellationen eben war. Die Informationen dazu kann man letztlich aus den Medien ziehen und sich anlesen. Dann kommt etwas zustande, was der aktuellen Situation gar nicht so zufällig recht ähnlich ist. 

DOMRADIO.DE: Gibt es ein paar Beispiele für die Inhalte, die recht ähnlich sind?

Reckzeh-Stein: Besonders treffend dargestellt ist die Sixtinische Kapelle. Das hat man hervorragend nachgebaut. Es ist nicht das Original, wie man annehmen darf. Aber auch hier stimmen der Ablauf der Wahl sowie die Formeln zum Versprechen, dass man das alles in Freiheit und nur seinem Gewissen verpflichtend tut. Die lateinische Formel und der Klassiker, das Zünden der Chemikalien für schwarzen und weißen Rauch, sind gut nachgestellt. 

Auch die Frage, wie die Kardinäle denn versorgt und untergebracht werden, ist berücksichtigt. Das Hotel für die Kardinäle sieht wohl etwas anders aus, aber es ist in der Form schon gut getroffen.

Uwe Reckzeh-Stein

"Diese Fraktionen und Strukturen bilden sich schon im Film ab. Aber eben auch, weil es vom Wissen des Autors gut abgebildet wurde".

DOMRADIO.DE: Die Kardinäle im Film sind fiktive Gestalten. Trotzdem meint man als Zuschauer durchaus Züge real existierender Kirchenmänner zu erkennen. 

Reckzeh-Stein: In gewisser Weise ja. Das darf man aber auch nicht überbetonen. Natürlich gehen die Diskussionen in der Realität ebenso los, wie im Film. Wird es vielleicht ein afrikanischer Kardinal? Siehe da, die Zeitungen präsentieren schon einen Favoriten aus Afrika. Wird es vielleicht ein asiatischer Kardinal? Siehe da, man hat auch hier einen Favoriten. Dazu kommen natürlich immer noch die Richtungsstreitereien eher progressiver und eher konservativer Kardinäle sowie die sogenannten Vermittler und Brückenbauer. Die findet man auch alle. Diese Fraktionen und Strukturen bilden sich schon im Film ab, weil es vom Wissen des Autors gut adaptiert wurde.

Uwe Reckzeh-Stein

"Die Aufgabe des Pontifex ist das, was das lateinische Wort meint. Brücken zu bauen, nicht nur vom Menschen hin zum Göttlichen durch den Kult, sondern eben auch zwischen den Lagern, um die Einheit der Kirche zu bewahren".

DOMRADIO.DE: Im Film ist es so, dass sich das liberale und das konservative Lager recht unversöhnlich gegenüberstehen und eine Intrige die Nächste jagt. Wie realistisch ist das denn wohl? 

Reckzeh-Stein: Ich komme aus der katholischen Diaspora. Als ich klein war, haben unsere Kapläne und Pfarrer immer gesagt: "Rom ist ein Haifischbecken. Da können wir am Rande der katholischen Welt froh sein“. Das ist sicherlich ein Klischee. Da haben wir wenig Einblick, aber es gibt eben auch gute Literatur dazu.

Was das Unversöhnliche zwischen den Liberalen und den Konservativen angeht, können die Richtungen sehr weit auseinanderdriften. Das ist schon richtig. Die Aufgabe des Pontifex ist es, was das lateinische Wort meint, also Brücken zu bauen, nicht nur vom Menschen hin zum Göttlichen, sondern auch zwischen den Lagern, um die Einheit der Kirche zu bewahren.

Das hat gerade der jetzt verstorbene Papst als eine seiner großen Aufgaben gesehen. Das bedeutet dann manchmal, dass am Ende keiner so richtig zufrieden ist, wenn niemand bekommt, was er oder sie möchte. Aber die Einheit ist eine wichtige Aufgabe. 

DOMRADIO.DE: Im Film ist es so, dass ein bis dahin unbekannter Kardinal auftaucht, die Handlung vorantreibt, indem er auch immer mehr Stimmen auf sich zieht. Mit so einer Überraschung ist wohl eher nicht zu rechnen, oder? 

Reckzeh-Stein: Ich wurde bisher noch nicht gefragt, ob ich es werden will. (lacht) Katholisch und männlich reicht angeblich. Aber es ist schon häufig so gewesen, dass gerade die größeren Favoriten es dann nicht wurden. 

Es ist aber eher nicht so, dass man sich auf Übergangskandidaten einigt, die man von außen nicht auf dem Schirm hatte. Dass plötzlich noch ein Kardinal auftaucht, den auch in der Kurie niemand kannte, ist nicht unmöglich, aber doch sehr unwahrscheinlich. 

Dieses Interview führte Hilde Regeniter.

Inhalt fehlt.

Quelle:
DR

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