Im Dialog und der Zusammenarbeit sei man "in vielen Dingen ganz dicht beieinander", sagte der Braunschweiger Landesbischof Friedrich Weber auf einer Diskussionsveranstaltung zum Thema "Was können wir in der Ökumene noch erreichen?" am Montagabend in Mülheim/Ruhr. "Die Bereitschaft, aufeinander zuzugehen, ist da", betonte Weber, der bis März Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland war. Allerdings sehe er mit Sorge, dass die Diskussion um ökumenische Fragen von Strukturfragen überlagert werde. Nach seinem Eindruck stehen Fragen zur Gestalt der Kirche derzeit stärker im Zentrum als die nach den Inhalten.
"Die Ökumene braucht weiter die Geduld des miteinander Ringens", machte der Bischof von Essen, Franz-Josef Overbeck, deutlich. Die Frage nach der kirchlichen Identität sei auch aus seiner Sicht eine Strukturfrage, die "fast alle Kraft absorbiert". Ob man damit die Gläubigen erreiche, stellte der katholische Theologe infrage: "Die Plausibilität der Unterschiede zwischen den Konfessionen ist den meisten Menschen im Alltag ziemlich abhandengekommen."
Positionen verhärtet
Doch vor allem beim Eucharistie- beziehungsweise Abendmahlsverständnis bleiben die Positionen verhärtet, was auch Weber und Overbeck deutlich machten. So äußerte Weber sein Unverständnis, dass die katholische Kirche lieber einen Gottesdienst ausfallen lasse, als darin auf die Eucharistie zu verzichten. Denn christliche Kirchen hätten in erster Linie den Auftrag, dem Menschen den Weg zum Wort Gottes zu ermöglichen. Overbeck entgegnete, die Heilige Messe sei der Höhepunkt des katholischen Gottesdienstes: "Wir sind ohne Eucharistie keine Kirche."
Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU), der zu den Unterzeichnern des Aufrufs "Ökumene jetzt: ein Gott, ein Glaube, eine Kirche" gehört, zeigte sich in der Diskussion unterdessen "fest überzeugt", dass die kirchliche Einheit kommen wird. Zum Streitthema Eucharistie stellte er klar, dass das Abendmahl "nicht von den Kirchen, sondern von Jesus Christus gestiftet" sei: "Die Kirchen sind Ausrichter, aber nicht Gastgeber des Abendmahls."
Lammert hob zugleich die Bedeutung der Kirche für die Konsensfindung im politischen Alltag hervor. Stellungnahmen der Kirchen spielten in den Parlamenten "nach wie vor eine beachtliche Rolle". Doch sei die Bereitschaft der Politik, sich auf diese Positionen einzulassen, inzwischen wohl größer als bei den Gläubigen: "Die Masse der Kirchenmitglieder interessiert sich für kirchliche Stellungnahmen nicht mehr", zeigte sich Lammert überzeugt.