Kommentar zum Abschluss der Synodalversammlung

Ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber...

Drei Tage lang wurde beraten, diskutiert und abgestimmt. Die vierte Synodalversammlung des katholischen Reformprozesses "Synodaler Weg" hatte es in vielfacher Hinsicht in sich, findet auch Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen. Was bleibt?

Ingo Brüggenjürgen / © Harald Oppitz (KNA)
Ingo Brüggenjürgen / © Harald Oppitz ( KNA )

Jesus hatte es gut. Er konnte von sich sagen: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Die über 200 Brüder und Schwestern, die sich im Namen Jesu in Frankfurt auf die vierte Etappe des Synodalen Weges machten, hatten es deutlich schwerer. So war es wie bei der Echternacher Springprozession: Zwei Schritte zurück bei der durchgefallen Abstimmung für eine neue Sexualethik - drei Schritte vor beim Papier über die neue Rolle der Frau in der Katholischen Kirche.

Jeder, der nur einmal auf einer gemeinsamen Wanderung dabei war, kennt das. Die Spitze ist oft zu weit vorne, die Nachhut kommt nicht hinterher. Die einen fordern endlich Tempo, damit man der Gesellschaft nicht komplett hinterherläuft. Damit überhaupt noch welche bei Kirche mitgehen! Andere treten besorgt auf die Bremse, weil sie Angst um die richtige Richtung haben und lieber noch auf wegweisende Zurufe aus Rom warten wollen.

Erschwerend kommt hinzu: Die Wahrheit und die Sache Jesu hat gefühlt jeder auf seiner Seite. Es wundert allerdings schon, wenn Papst Franziskus schon 2015 (!) seine Kirche Richtung Synodalität schickte und wenn 2019 (!!) der Synodale Weg in Deutschland mutig aufgebrochen ist, dass da einige Bischöfe immer noch im Jahr 2022 (!!!) von Zeitdruck sprechen. Kirche braucht gerade in der Krise Reformen. Nicht morgen, sondern eigentlich vorgestern schon.

Immerhin haben sich die Bischöfe und Laien in Frankfurt bewegt. Sind gemeinsam weiter gekommen. Die Annahme des Grundtextes über die neue Rolle der Frauen ist ein erster wichtiger, richtiger Schritt. Vielleicht ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein großer Schritt für die Katholische Kirche in Deutschland. 

Ingo Brüggenjürgen

Chefredakteur

Quelle:
DR