Kolumbien will im Vatikan über Frieden mit Guerilla verhandeln

Schlüsselrolle für den Vatikan?

Bei seinem Treffen mit Papst Leo XIV. hat der kolumbianische Präsident dem neuen Kirchenoberhaupt einen Vorschlag unterbreitet. Er will den ins Stocken geratenen Gesprächen mit den ELN-Rebellen wieder neuen Schwung verleihen.

Gustavo Petro, Präsident von Kolumbien, und Papst Leo XIV. / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Gustavo Petro, Präsident von Kolumbien, und Papst Leo XIV. / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Wegen der jüngsten Gewaltausbrüche in der Unruheregion Catatumbo liegen die Friedensgespräche der kolumbianischen Regierung mit der marxistischen ELN-Guerilla seit Mitte Januar auf Eis. 

Nun könnte Bewegung in die festgefahrenen Verhandlungen kommen. "Ich habe mit dem Papst darüber gesprochen, wie der Vatikan Schauplatz für neue Friedensgespräche sein könnte", sagte der kolumbianische Präsident Gustavo Petro am Montag (Ortszeit) nach einem Treffen mit Leo XIV. im Vatikan.

Soldaten patrouillieren nach einem Rebellenangriff / © Juan B Diaz (dpa)
Soldaten patrouillieren nach einem Rebellenangriff / © Juan B Diaz ( dpa )

Rechtsexpertin Tania Luna von der Universität Javeriana sagte der Zeitung "El Tiempo", der Vatikan habe nicht nur die Legitimität, sondern auch die logistischen Möglichkeiten und die symbolische Kraft, eine Schlüsselrolle bei einer eventuellen Vermittlung zu spielen. 

Der Vatikan verfüge über eines der größten diplomatischen Netzwerke der Welt, mit der moralischen Autorität und der Fähigkeit, Millionen von Gläubigen zu mobilisieren. Darüber hinaus habe der Vatikan bereits in der Vergangenheit eine wichtige Rolle bei der Vermittlung zwischen Staaten gespielt, insbesondere im Hinblick auf die Menschenrechte. "Die Schlüsselfrage ist jedoch nicht, ob er dies tun kann, sondern was vermittelt werden soll und auf welcher Grundlage", sagte Luna.

Bislang ausgehandelte Waffenstillstände brüchig

Die Kolumbianische Bischofskonferenz hatte sich jüngst zu den Kämpfen in der Unruheprovinz Catatumbo geäußert: "Gewalt erzeugt mehr Gewalt, verursacht irreparable menschliche Verluste, sät mehr Hass, Spaltung und Armut." Zugleich boten sich die Bischöfe auch als Vermittler an:

"Wir bekräftigen unsere Bemühungen, mit den Gemeinschaften zusammenzuarbeiten, um das soziale Gefüge wiederherzustellen und Versöhnungs- und Friedensinitiativen zu fördern."

Gustavo Petro / © Christoph Soeder (dpa)
Gustavo Petro / © Christoph Soeder ( dpa )

Kolumbiens Präsident Gustavo Petro hat seine Präsidentschaft unter das Motto "Paz total" (Kompletter Frieden) gestellt und Verhandlungen mit allen bewaffneten Akteuren aufgenommen. Doch ausgehandelte Waffenstillstände werden immer wieder gebrochen. Guerillabanden nutzen die Zurückhaltung des Militärs, um ihre lokale Machtposition in den Territorien auszubauen. Im vergangenen Jahr stieg die Kokainproduktion in Kolumbien stark an.

Aufgrund der jüngsten Gewaltausbrüche liegen die Friedensgespräche mit der ELN auf Eis. Die FARC-Dissidenten - abtrünnige Kämpfer der 2016 befriedeten FARC-Guerilla - fühlten sich ohnehin nicht an den vom damaligen Präsidenten und Friedensnobelpreisträger Juan Manuel Santos ausgehandelte Friedensabkommen gebunden.

Vatikandiplomatie

Der Heilige Stuhl unterhält derzeit diplomatische Beziehungen zu 183 Staaten weltweit. Hinzu kommen die EU und der Souveräne Malteserorden. 88 Staaten sowie die EU und der Malteserorden lassen ihre Botschafter beim Heiligen Stuhl in Rom residieren. Ferner sind die Arabische Liga, die Internationale Organisation für Migration und das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge UNHCR mit eigenen Gesandten beim Vatikan vertreten.

Vatikanflagge zwischen USA-Flaggen / © Michael Reynolds (dpa)
Vatikanflagge zwischen USA-Flaggen / © Michael Reynolds ( dpa )
Quelle:
KNA