Körperlich angeschlagen beginnt Papst seine Reise

Standprobleme und ein starker Appell an Europa

Vor rund zwei Monaten wurde Papst Franziskus operiert. Ob er am Weltjugendtag in Lissabon teilnehmen kann, war lange ungewiss. Nun hat er die Reise angetreten – mit einem ermutigenden Aufruf an Europa.

Autor/in:
Anita Hirschbeck
Begrüßungszeremonie für Papst Franziskus mit Marcelo Rebelo de Sousa, Staatspräsident von Portugal, in Lissabon / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Begrüßungszeremonie für Papst Franziskus mit Marcelo Rebelo de Sousa, Staatspräsident von Portugal, in Lissabon / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Ein Kreischen setzt ein, als der weiße Mittelklassewagen um die Ecke biegt. Mehrere hundert Jugendliche haben sich vor dem Nationalpalast in Lissabon versammelt, dem Sitz von Portugals Staatspräsident. Sie schwenken die Fahnen ihrer Herkunftsländer, singen, klatschen und rufen immer wieder: "Das hier ist die Jugend des Papstes!"

Ausnahmezustand

Als Papst Franziskus aus seinem Toyota aussteigt, jubelt die Menge noch ein wenig lauter. Kurz zuvor ist er am Flughafen von Lissabon gelandet. Portugals Hauptstadt befindet sich bis Sonntag im Ausnahmezustand: Rund 600.000 Teilnehmende sind zum katholischen Weltjugendtag gekommen - mehr Menschen, als die Stadt Einwohner hat.

Papst Franziskus wird von der Ehrengarde begrüßt, als er auf dem Flugplatz Figo Maduro in Lissabon ankommt / © Gregorio Borgia (dpa)
Papst Franziskus wird von der Ehrengarde begrüßt, als er auf dem Flugplatz Figo Maduro in Lissabon ankommt / © Gregorio Borgia ( dpa )

Noch im Flugzeug begrüßt Franziskus die mitreisenden Journalisten einzeln und im Stehen, obwohl er seit gut einem Jahr kaum mehr längere Termine ohne Rollstuhl absolviert. Als er dann vor dem Nationalpalast aus dem weißen Toyota steigt, stützen ihn auf der einen Seite sein Kammerdiener und auf der anderen Portugals Staatspräsident Marcelo Rebelo de Sousa die wenigen Schritte bis hin zu einem gepolsterten Ehrenstuhl. Dort bleibt der Papst vornüber gebeugt und mit versteinerter Miene stehen, bis die Nationalhymnen verklungen sind.

"Es lebe der Papst!"

Erst als Franziskus Platz genommen hat, entspannen sich seine Gesichtszüge. Er gestikuliert und lacht mit dem Präsidenten. Ein Militärschiff auf dem nahe gelegenen Tejo-Fluss gibt Salutschüsse ab. Die Menge ruft: "Es lebe der Papst!" Es ist die erste Reise von Franziskus nach einer umfangreichen Bauchoperation im Juni. Während der neun Tage, die er in der Gemelli-Klinik in Rom verbrachte, war seine Teilnahme am Weltjugendtag zeitweise ungewiss. Zwar hat er seit der OP sichtlich abgenommen und sieht insgesamt gesünder aus. Seine Gehbehinderung macht ihm aber nach wie vor zu schaffen, wie auch am Mittwoch deutlich wird.

Ermutigender Aufruf an Europa

Diese Einschränkung tut den Inhalten aber keinen Abbruch. Schon bei seiner ersten Rede in Lissabon – im Kulturzentrum von Belem – formuliert der Papst einen ermutigenden Aufruf an Europa. Die Welt brauche den "Alten Kontinent" als Brückenbauer und Friedensstifter, sagt er vor Vertretern von Politik und Gesellschaft. "Ich träume von einem Europa als dem Herzen des Westens, das seinen Einfallsreichtum dafür einsetzt, um Kriegsherde zu löschen und Lichter der Hoffnung zu entzünden."

Menschen säumen die Straße auf der ein Konvoi mit Papst Franziskus durch Lissabon (Portugal) fährt / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Menschen säumen die Straße auf der ein Konvoi mit Papst Franziskus durch Lissabon (Portugal) fährt / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Immer wieder wird seine Rede von Applaus unterbrochen. Mit dem Weltjugendtag beginnt für Franziskus eine arbeitsreiche zweite Jahreshälfte. Neben Portugal stehen Besuche in der Mongolei und im französischen Marseille auf dem Programm. Ende September wird der Papst im Vatikan 21 neue Kardinäle ernennen. Gleich im Anschluss leitet er die vierwöchige Weltsynode im Oktober.

Blüht auf bei Begegnungen mit Jugendlichen

Gut möglich, dass Franziskus aus Lissabon Kraft für dieses straffe Arbeitsprogramm zieht. Im Kontakt mit Jugendlichen blüht er normalerweise auf. Zusammengetroffen ist er mit den Pilgerinnen und Pilgern, die zu der katholischen Großveranstaltung gekommen sind, aber noch nicht. Seinen Anreisetag am Mittwoch verbringt er vollständig mit offiziellen Terminen. Am Abend stand noch eine Messe mit portugiesischen Bischöfen und Priestern im Hieronymiten-Kloster auf dem Programm.

Funke wird überspringen

Für die Teilnehmenden hingegen ist der Weltjugendtag schon in vollem Gang. Am Montagabend fand im Park Eduardo VII der Eröffnungsakt mit dem Lissaboner Kardinal Manuel Clemente statt. Die 25 Hektar große Fläche reichte für die vielen Jugendlichen kaum aus, die klatschten, tanzten, sangen und feierten.

Erst am Donnerstagabend werden schließlich Pilger und Papst zusammentreffen. Dann tritt Franziskus in eben jenem Park erstmals bei den Jugendlichen an. Der Ansturm wird dann ebenso groß sein wie am Montag und die Stimmung wohl noch euphorischer. Dieser Funke dürfte auf den Papst überspringen – und umgekehrt.

Franzikus auf dem Weltjugendtag live

Termine der Übertragungen

Die fettgedruckten Termine senden wir mit deutschem Kommentar von Vatican News.

11:00 Uhr: Landung auf dem Militärflughafen Figo Maduro in Lissabon

11:00 Uhr: OFFIZIELLE BEGRÜSSUNG

11.45 Uhr: WILLKOMMENSZEREMONIE am Haupteingang des "Palácio Nacional de Belém"

12:15 Uhr: HÖFLICHKEITSBESUCH BEIM STAATSPRÄSIDENTEN im "Palácio Nacional de Belém"

13:05 Uhr: BEGEGNUNG MIT VERTRETERN DER REGIERUNG, DER ZIVILGESELLSCHAFT UND MIT DEM DIPLOMATISCHEN KORPS im Kulturzentrum von Belém

Eine portugiesische Flagge wird bei einem Jugendtreffen geschwenkt. / © Nicola Trenz (KNA)
Eine portugiesische Flagge wird bei einem Jugendtreffen geschwenkt. / © Nicola Trenz ( KNA )
Quelle:
KNA