Der Papst besucht Thailand

Königreich mit ungelösten Konflikten

Papst Franziskus reist zum vierten Mal nach Asien. Erste Station ist am Mittwoch das buddhistisch dominierte Thailand, bevor es nach Japan weitergeht. Dass die Stippvisite in Thailand Sogwirkung haben wird, steht für die Gläubigen bereits fest

Autor/in:
Nicola Glass
Ein überdimensionales Plakat mit einem Foto von Papst Franziskus hängt an einem Krankenhaus in Bangkok / © Robert Spring (KNA)
Ein überdimensionales Plakat mit einem Foto von Papst Franziskus hängt an einem Krankenhaus in Bangkok / © Robert Spring ( KNA )

Für den Besuch von Papst Franziskus haben sie eigens ein Musikvideo produziert: "Lasst Liebe die Brücke sein" heißt der Song einer Gruppe thailändischer Künstler, den sie auf Youtube veröffentlicht haben. Im Königreich Thailand bekennen sich offiziell mehr als 90 Prozent der 69 Millionen Einwohner zum Buddhismus. Dagegen machen die Katholiken laut Kirchenangaben mit etwa 388.000 Gläubigen nur eine kleine Gruppe aus.

Trotzdem haben sie doppelten Grund zum Feiern: Franziskus reist am Mittwoch an, um an die Gründung des Apostolischen Vikariats von Siam vor 350 Jahren zu erinnern. Zudem jährt sich die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Thailand und dem Heiligen Stuhl zum 50. Mal. Geplant sind Treffen mit dem Ministerpräsidenten und früheren Juntachef Prayut Chan-ocha, König Vajiralongkorn, dem Obersten Patriarchen und Oberhaupt des Ordens der buddhistischen Mönche, Somdet Phra Ariyavongsagatanana, sowie Mitgliedern christlicher Gemeinden.

70.000 Katholiken angemeldet

Dass die Stippvisite Sogwirkung haben wird, steht für die Gläubigen bereits fest: Allein für die Papstmesse im "National Stadium" in Bangkok am 21. November sollen sich etwa 70.000 Katholiken angemeldet haben, darunter viele aus den Nachbarstaaten.

Bei aller Vorfreude darf nicht vergessen werden: Franziskus reist in ein tief gespaltenes Land, in dem der sogenannte Rot-Gelb-Konflikt ungelöst ist. Reaktionäre Eliten aus Militär, Technokraten und altem Bangkoker Geldadel sowie deren Unterstützer, allgemein "Gelbhemden" genannt, waren treibende Kräfte der Eskalation zwischen 2006 und 2014. Sie betrachteten es als Zumutung, dass ihre Gegner, die «Rothemden», Demokratie und die Anerkennung von Wahlergebnissen forderten. Letztere sind weitgehend Anhänger von Ex-Ministerpräsident Thaksin Shinawatra, der 2006 von der Armee gestürzt worden war.

Nach Straßendemonstrationen gegen die gewählte Regierung unter Thaksins Schwester Yingluck putschten die Militärs im Mai 2014 erneut: Damit wolle man Frieden und Ordnung wiederherstellen, hieß es. Tatsächlich ging es den Streitkräften unter dem damaligen Armeechef Prayut und dessen Verbündeten darum, endgültig mit dem Netzwerk um den Shinawatra-Clan aufzuräumen.

Macht des Militärs auch künftig zementiert

Die Verfassung von 2017 wurde so festgeschrieben, dass sie die Macht des Militärs auch künftig zementiert. Als Erfüllungsgehilfe dient der Senat aus 250 Mitgliedern. Nach den Wahlen vom März dieses Jahres hat das Oberhaus während einer parlamentarischen Abstimmung dafür gesorgt, dass Prayut Regierungschef bleiben konnte. Kritiker sprechen von einem autoritären System in demokratischer Verkleidung, in dem einstige Putschisten und deren Vertraute weiter das Sagen haben.

So bleibt die Meinungsfreiheit massiv eingeschränkt. Kritik wird mit Klagen wegen "Aufwiegelung" oder "Verleumdung" geahndet. Zudem kann das drakonische Gesetz gegen Majestätsbeleidigung jedem Beschuldigten bis zu 15 Jahre Haft pro Anklagepunkt einbringen. Unmut über den Palast zu äußern, ist tabu, schon gar nicht über den als unpopulär geltenden Monarchen Vajiralongkorn. Menschenrechtler machen ein "Klima der Angst" insbesondere unter Dissidenten aus. Selbst jene, die aus ihrer Heimat flüchteten, seien vor politischer Verfolgung und Gewalt nicht sicher.  

Fernab von Bangkok und Umgebung, wo Franziskus sich drei Tage aufhalten wird, bleibt der blutige Konflikt im tiefen Süden ungelöst. In den überwiegend von Muslimen bewohnten Provinzen Yala, Pattani und Narathiwat kämpfen islamische Rebellen gegen den buddhistischen Zentralstaat. Seit dem Ausbruch einer neuen Gewaltwelle 2004 wurden über 7.000 Menschen ermordet. Menschenrechtler betonen, die Gewalt gehe nicht nur von den Aufständischen aus. Bei Operationen zur Bekämpfung der Rebellen durch Militär und Polizei komme es zu außergerichtlichen Tötungen, Entführungen, willkürlichen Verhaftungen und Folter.  


Quelle:
epd