Kölner Schützen-Diözesanverband feiert 75 Jahre

"Glaube ist das Grundelement"

"Für Glaube, Sitte und Heimat" lautet das Motto des Bundes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften. Der Kölner Diözesanverband feiert sein Jubiläum mit einem Pontifikalamt im Kölner Dom. Wofür stehen Schützen heute noch?

Schützenuniform eines Schützenbruders / © Gerd Vieler (KNA)
Schützenuniform eines Schützenbruders / © Gerd Vieler ( KNA )

DOMRADIO.DE: Am 12. Juni 1947 gründete sich der Diözesanverband nach dem Krieg neu. Das war zu dieser Zeit nicht selbstverständlich, oder?

Robert Hoppe (Diözesanbundesmeister des Diözesanverbandes Köln des Bundes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften): Ja, das war absolut nicht selbstverständlich. 1947 ist vieles passiert. Zwei Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg befand sich das Land im Wiederaufbau.

Robert Hoppe, Diözesanbundesmeister des Diözesanverbandes Köln e.V. im Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften (BHDS) / © privat (DV Köln BHDS)
Robert Hoppe, Diözesanbundesmeister des Diözesanverbandes Köln e.V. im Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften (BHDS) / © privat ( DV Köln BHDS )

Dass die Militärregierung damals den bruderschaftlich organisierten Schützen die Möglichkeit gegeben hat, ihre Aktivitäten wieder auszuüben, war sehr viel wert. Zum einen für die Schützen selbst und zum anderen für die Gesellschaft, da die Schützenbruderschaften wieder als gesellschaftliche Akteure auftreten konnten. In dieser Zeit gab es einen Riesenandrang, etwas auf die Beine zu stellen. Deswegen haben wir gesagt, ist es sehr schön, dieses Jubiläum zu feiern.

DOMRADIO.DE: Welche Rolle spielt der Glaube im Vereinsleben?

Hoppe: Der Glaube ist das Grundelement, auf dem alles fußt. Das gesellschaftliche Miteinander braucht eine Basis und diese Basis ist der christliche Glaube. Für uns eine gute Basis, auch wenn der Glaube heutzutage vielleicht nicht mehr so opportun ist, können wir sehr gut darauf aufbauen.

DOMRADIO.DE: Der Leitsatz des Bundes der Historischen deutschen Schützenbruderschaften lautet "Glaube, Sitte und Heimat". Was verrät dieses Motto über die Verantwortung, die Sie als Schützen haben?

Bund der historischen deutschen Schützenbruderschaften: "Glaube Sitte Heimat"

Die Begriffe "Glaube, Sitte, Heimat" sind seit der frühesten Zeit des Verbandes als Schlagwörter für das Programm benutzt worden. Zunächst hießen sie allerdings "Glaube, Liebe, Heimat". Das Motto stammt vermutlich von Schulrat Lankes, der erster Schatzmeister der "Erzbruderschaft" war. Die Wortwahl des Mottos wird heute von Außenstehenden oft mit Misstrauen zur Kenntnis genommen. Die Begriffe hören sich eben sehr völkisch und damit belastet an. Um der Sache nicht Unrecht zu tun, sind Erläuterungen angebracht.

Ein Schützenhut / © Rolf Vennenbernd (dpa)
Ein Schützenhut / © Rolf Vennenbernd ( dpa )

Hoppe: Es ist oft so, dass Schützen mit vier Tagen Schützenfest feiern gleichgestellt werden, aber das ist nicht, was das Schützenwesen ausmacht. Schütze kommt von schützen und beschützen. Die Aktivitäten der bruderschaftlich organisierten Schützen sind sehr weitreichend und gehen auch in den caritativen Bereich. Es werden jedes Jahr Millionen von Euro gesammelt, um damit Hilfe zu leisten. Zum Beispiel im vergangenen Jahr für die Flutopfer oder an die von Schützen geleistete Coronahilfe. Wenn die Schützen nicht gewesen wären, hätte vieles während der Pandemie nicht so funktioniert, wie es funktioniert hat.

DOMRADIO.DE: Werden Sie wirklich noch so oft mit diesem Vorurteil konfrontiert?

Hoppe: Ja, wir werden sehr oft damit konfrontiert. An dieser Stelle hatte die Zeit der Corona-Pandemie etwas Positives. Die Zeit hat noch einmal deutlich gemacht, dass das Spektrum der Schützenhilfe deutlich ein anderes, ein viel Breiteres und Größeres ist. Corona hat da den Fokus neu gesetzt.

DOMRADIO.DE: Da sprechen Sie mit Corona ein wichtiges Stichwort an. Wie hat sich die Zeit sonst noch auf Ihr Vereinsleben ausgewirkt?

Hoppe: Wir hatten praktisch zwei Jahre eine Kommunikationsabstinenz, weil wir nicht in der Öffentlichkeit auftreten konnten. Außerdem haben sich auch viele Schützen während der Zeit in ihrem Freizeitverhalten neu orientiert, wie das überall im gesellschaftlichen Leben passiert ist. Das Vereinsleben als Schütze jetzt wieder auf den Weg zu bringen, die Mitglieder wieder neu ins Engagement im Schützenwesen und festlichem Umfeld zu bringen, ist eine große Aufgabe.

DOMRADIO.DE: Die Feierlichkeiten starten mit einem Schützen-Pontifikalamt im Kölner Dom. Was ist zur Feier des Tages heute noch geplant?

Hoppe: Zur Feier des Tages feiern wir mit Dr. Heiner Koch, dem ehemaligen Kölner Weihbischof und heutigen Erzbischof von Berlin dieses Pontifikalamt. Er ist Ehren-Präses des Bundes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften. Da freuen wir uns sehr, dass er zugesagt hat und es ein Wiedersehen mit ihm gibt.

Danach geht mit allen Feiernden und Gästen aus dem Dom ins schön klimatisierte Maternushaus. Dort wird dann weiter gefeiert.

Das Interview führte Julia Reck.

Quelle:
DR